Immer wieder kommt es vor, dass sich Tiere in Gefangenschaft selbst befruchten. Bei einem Stachelrochen in einem Labor in North Carolina haben die Forscher nun aber einen ganz anderen Verdacht.
Es war eine unerwartete Entdeckung. "Wir begannen Ultraschall-Aufnahmen von unserem Rochen, Charlotte, zu machen, weil sie plötzlich anschwoll", erinnert sich Brenda Ramer vom "Aquarium und Hai-Labor des Team ECCO" in Hendersonville, North Carolina in einem Interview mit dem Lokalsender "Channel 3". "Wir hatten mehrere interne Schwellungen bemerkt und hatten zuerst den Verdacht, sie hätte Krebs." Doch stattdessen war die Nachricht so schön wie überraschend: Stachelrochen-Dame Charlotte ist schwanger.
"Ich habe den Aquariums-Tierarzt Dr. Rob dazugeholt und er hat die Auswüchse als Eier identifiziert", führt Ramer aus. Die Mitarbeiter des Aquariums waren überrascht. Denn: "Wir haben keinen männlichen Rochen." Zunächst waren sie deshalb von einer Erklärung ausgegangen, die für Laien noch viel fantastischer klingen mag: einer Selbstbefruchtung. Bei der sogenannten Parthenogenese können sich Weibchen einiger Tierarten auch ohne Partner fortpflanzen, wenn sie in extremen Situationen keine Partner finden – etwa weil sie isoliert sind. "Wir hatten einige Fälle von Parthenogenese bei Rochen", so Ramen. Charlotte wäre also nicht das erste Rochenweibchen, das ohne männliche Unterstützung schwanger wird. Doch dann entdeckte man in Hendersonville noch eine andere Möglichkeit.
Rochen-Schwangerschaft: Unerwartete Erklärung
Kurz vor der Schwangerschaft hatten die Mitarbeiter zwei Weißgepunktete Bambushaie zu Charlotte in den Tank verlegt. Beides junge Männchen. "Wir sahen kein Problem darin", sagt Ramen. Als sie eines Tages Bissspuren an den Flossen des Rochens entdeckten, vermuteten sie zunächst andere Fische im Tank als Verursacher. Doch nach deren Entfernung kamen neue Bisse hinzu. Als die Rochendame dann schwanger wurde, fiel es den Wissenschaftlern wie Schuppen von den Augen: Die Spuren entsprachen den Bissen, mit denen sich Haie beim Paarungsritual an den Weibchen festklammern. "Uns ging ein Licht auf", berichtet Mitarbeiterin April Smith im Blog des Teams. "Hatte sich einer unserer Haie mit ihr fortgepflanzt?"
Ganz so abwegig, wie das klingen mag, ist es nicht. Haie und Rochen sind trotz der optischen Unterschiede miteinander verwandt, gehören beide zu den Knorpelfischen. Auch das Paarungsverhalten ähnelt sich. Es ist laut den Wissenschaftlern also durchaus vorstellbar, dass es zur Paarung kam.
Warten auf die Geburt
Nun wartet das ganze Team gespannt, welche der beiden Erklärungen tatsächlich stimmt. "Wir werden nach der Geburt einen DNA-Test der Jungen durchführen – wenn es nicht schon optische Hinweise für eine Misch-Spezies gibt", erklärt das Team auf seiner Webseite. Bis zur Geburt dürfte es nicht mehr allzulange dauern. Die Spezies, zu der Charlotte gehört, trägt in der Regel drei bis vier Monate. "Es kann jeden Tag soweit sein", so Team Ecco.
Wer die Schwangerschaft und die Geburt verfolgen möchte, kann das auf der Facebook-Seite der Forschungseinrichtung tun. Dort gibt es auch ein Video, in dem die Wissenschaftler den Ultraschall der werdenden Rochenmama dokumentierten.
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