In Spanien zeigte der Feldherr Hannibal zum ersten Mal sein militärisches Genie. Mit einem taktischen Rückzug lockte er 100.000 Spanier in die Falle. Als sie durch einen Fluss auf seine Soldaten zustürmten, wurden sie von seinen Kriegselefanten zermalmt.
Hannibal, der Feldherr Kathargos, gilt auch heute noch als militärisches Genie. Er ist der Feldherr, der wie kein anderer die aufstrebende Weltmacht Rom unter Druck setzte und der Rom vermutlich hätte besiegen können, wenn seine Heimatstadt die Bedeutung der Auseinandersetzung erkannt und Hannibal entsprechend unterstützt hätte.
Weithin bekannt sind zwei Großtaten Hannibals, der den Beinamen Barkas - der Blitz - trug. Im Zweiten Punischen Krieg fiel er mit 30.000 Soldaten und 37 Kriegselefanten in Italien ein. Er überraschte die Römer, weil er einen Weg über die Alpen wählte, der für unpassierbar gehalten wurde. Und dann geht auf ihn der militärische Mythos der Vernichtungsschlacht zurück. In Cannae gelang es ihm, ein überlegenes römisches Heer an beiden Flanken zu umfassen und so die römischen Truppen einzuschließen. So konnten die geschlagenen Römer sich nicht mehr zurückziehen. Sie wurden vollständig aufgerieben.
Doch seinen ersten großen Sieg errang der junge Hannibal 220 v. Chr. in Spanien im Kampf gegen eingeborene Stämme. Obwohl an der Schlacht am Tajo über 100.000 Soldaten teilgenommen hatten, gelang es erst jetzt, das Schlachtfeld zu lokalisieren. Die beiden Historiker Polybios und Livius berichten über die Schlacht, aber ihre Beschreibungen reichten nicht aus, den Ort zu finden. Polybios und Livius beschrieben, wie die Armee des 27-jährigen Hannibal in einen Hinterhalt geriet, als sie zu ihrem Stützpunkt im heutigen Cartagena zurückkehrte, nachdem sie den Stamm der Vettones besiegt und Helmática in der Nähe der heutigen Stadt Salamanca im Nordwesten Spaniens erobert hatte. 100.000 Stammeskrieger stellten das Heer Hannibals in der Nähe des Flusses Tajo.
Hannibal als Meister von Raum und Truppenbewegung
Die schnelle Reaktion des Feldherren auf die Bedrohung durch die Übermacht rettete die Truppen Kathargos. Hannibal zog seine Truppen über den Fluss zurück, bevor die Spanier sie in ernsthafte Kämpfe verwickeln konnten. Die Stämme nahmen an, dass die Kartharger wegen ihrer Unterzahl geflohen waren. Tatsächlich handelte es sich um einen taktischen Rückzug. In der Weite des Geländes hätte das kleinere Heer nicht siegen können, doch am Fluss verloren die Spanier den Vorteil ihrer Übermacht. Denn er ließ sich nur an wenigen Furten überqueren, dort stellte sich Hannibal dem Gegner, die Flussufer befestigte er mit einer Palisade.
Siegessicher stürmten die Spanier hinüber. Doch am anderen Ufer erwarteten sie Infanterie, Kavallerie und Kriegselefanten in Schlachtordnung. Während die Fußsoldaten von der Palisade geschützt wurden, stürzten sich die Reiter und Elefanten im tieferen Wasser auf die Gegner. Der Fluss war zwar zu durchqueren, die Furt aber so tief, dass den Soldaten das schnell fließende Wasser bis zur Brust reichte und sie sich nicht wehren konnten.
Die Angaben der erhalten gebliebenen Historiker sind spärlich. Anzunehmen ist, dass die Krieger der Spanier kaum auf die Falle reagieren konnten. Sie vertrauten wie alle Stammeskrieger auf die individuelle Kraft ihrer Krieger und die stürmten tapfer voran. Als die ersten bemerkten, dass sie im tiefen Flusswasser nicht kämpfen konnten, konnten sie sich auch nicht zurückziehen. Von hinten drängten Tausende nach und trieben die vorderen in den sicheren Tod. Nur in Berufsheeren wie den römischen Legionen war es möglich, einzelne Truppenteile schnell und effektiv zu kommandieren – so hätte man verhindern können, dass das Heer in einen Fleischwolf geriet und den Angriff schnell abbrechen können. Wenn man das militärische Desaster überhaupt erkannt hätte. Der Anführer der Spanier hingegen soll gar nicht versucht haben, das Gemetzel zu beenden. Im Gegenteil er soll sich mit den Elitekriegern seiner Eskorte in die Schlacht geworfen haben.
Vom Rücken der Pferde aus konnten Hannibals Soldaten mit Pfeilen auf die Stammeskrieger schießen oder mit Spießen auf sie einstechen. Die Strömung soll so stark gewesen sein, dass jeder Spanier, der den Halt verlor, abgetrieben und in mächtigen Strudeln am Ufer gefangen wurde, wenn er nicht ertrank. Dort warteten die Kriegselefanten mit den Soldaten auf ihren Rücken – sie hatten leichtes Spiel mit den hilflos Dahintreibenden.
In der Schlacht am Tajo zeigte sich eindrucksvoll die Fähigkeit Hannibals, schnell den taktischen Vorteil zu erkennen, mutige Entscheidungen zu treffen und einen allzu selbstsicheren Gegner in eine Falle zu locken. Ebenso war zu erkennen, dass die Truppen Hannibals diszipliniert schwierige Manöver und Umgruppierungen durchführen konnten. Das sind die Schlüsselfaktoren, die zur späteren Niederlage Roms in Cannae geführt haben.
Fluss wird zur Todesfalle
Nach neuen Erkenntnissen soll Hannibal den Fluss in der Nähe der Ortschaft Driebes überquert haben. Die Forscher sind überzeugt, dass der General eine alte Straße benutzte, die später von den Römern verbessert wurde. "Die Entscheidung, Hannibal dort anzugreifen, wurde von den Carpetanis getroffen, die die Umgebung gut kannten und die ihnen auch die Führung innerhalb der Koalition mit Vettones und Olcades übertrugen", sagte Emilio Gamo Pazos, Hauptautor der Studie und Archäologe am spanischen Nationalmuseum für römische Kunst, der Zeitung "El País". Die Geologen des Forschungsteams halten es angesichts der lokalen Geologie für plausibel, dass die gleichen Furten, die in der Schlacht benutzt wurden, auch heute noch vorhanden sind. Nach dieser Eingrenzung entdeckte das Team die Überreste einer rechteckigen Struktur im Boden, von der sie annehmen, dass sie Teil einer Befestigungsanlage gewesen sei. Hannibal selbst soll die Schlacht von einem nahe gelegenen Hügel aus gelenkt haben. Nun wollen die Forscher mit Ausgrabungen beginnen, um weitere Überreste der Schlacht zu finden.
Rom vergaß Hannibal die Niederlagen im Zweiten Punischen Krieg nie. Nach der Niederlage Karthagos musste er immer weiter vor dem Einfluss Roms fliehen. 183 v. Chr. tötete er sich selbst, und kam so einer Auslieferung durch den König von Bithynien Prusias I. an Rom zuvor.
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