Rammstein haben mit ihrem Comeback-Clip zu "Deutschland" für eine hitzige Debatte gesorgt. Das war zu erwarten: Seit zweieinhalb Jahrzehnten lotet die Band mit ihren Videos immer wieder aufs Neue aus, was gezeigt werden darf – und was nicht.
Till Lindemann auf der Bühne des Wacken-Festivals beim Auftritt von Rammstein im Jahr 2013
Rammstein spalten die Nation – seit der Veröffentlichung ihres neuen Musikvideos "Deutschland" ist diese Feststellung aktueller denn je. Aber neu ist sie nicht: Seit zweieinhalb Jahrzehnten lotet die Band mit ihren Videos immer wieder aufs Neue aus, was gezeigt werden darf – und was nicht.
Wobei letzteres weniger von der Band definiert wird, denn deren Kunstverständnis ist offenkundig: Alles ist erlaubt! Das sehen Sittenwächter und Zensurbehörden naturgemäß anders. Wir haben uns mal ins Archiv gewagt und präsentieren euch die umstrittensten Clips der Rammstein-Geschichte.
Rammstein und die Symbolik in ihren Videos
Stripped
Der Song, die Coverversion eines Depeche-Mode-Klassikers wäre im Kontext der Rammstein-Diskografie wahrscheinlich lange in Vergessenheit geraten – wäre da nicht das Video mit seinen Ausschnitten aus dem Olympia-Film von Leni Riefenstahl, der zu den Olympischen Spielen 1936 in Nazi-Deutschland gedreht wurde. Wer der Band bis dahin eine angreifbare Ideologie und das Kokettieren mit rechtsextremer Symbolik vorgeworfen hatte, sah sich damals endgültig bestätigt.
Rammstein reagierte auf seine Weise und schrieb den Song "Links 2 3 4" inklusive der Lyrics: "Sie wollen mein Herz am rechten Fleck, Doch sehe ich dann nach unten weg, Da schlägt es links." Dazu ließ die Band eine Videosatire mit marschierenden Ameisen.
Mein Teil
Die Geschichte von Armin Meiwes, dem Kannibalen von Rotenburg, schockierte die Öffentlichkeit Anfang der Nullerjahre. Rammstein inspirierte der Fall des Mannes, der Teile der Leiche seines Mordopfers gegessen hatte, zu einem ihrer spektakulärsten Videos. Dieses sei allerdings nach damaliger Meinung der Kommission für Jugendmedienschutz dazu geeignet, "die Entwicklung von Kindern oder Jugendlichen zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu beeinträchtigen". Der von Zoran Bihac gedrehte Clip wurde seinerzeit wegen seiner massiv verstörenden Szenen von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien für Zeiten vor 22 Uhr gesperrt.
Pussy
Natürlich darf in Rammsteins Skandal-Biografie auch der Vorwurf der Pornografie nicht fehlen. 2009 war es soweit: Das Video zu "Pussy", gedreht von Jonas Akerlund in einem Bordell in Berlin-Charlottenburg, zeigt alle Bandmitglieder beim Sex mit Frauen. Die Musiker wurden dabei von professionellen Pornodarstellern gedoubelt, auf deren Körper die Köpfe der Band montiert wurden. Till Lindemann und Kollegen mussten demnach nur die Mimik nachahmen. Außerhalb von Porno-Kanälen ist das Video bis heute ausschließlich in der zensierten Version abzurufen. Selbst auf der Best-of-DVD "Rammstein Videos 1995-2012" ist nur eine entschärfte Variante zu sehen.
Mein Herz brennt
Der Song wurde 2001 auf dem Album "Mutter" veröffentlicht, erhielt aber erst zehn Jahre später ein Video, weil das Stück aufgrund seiner bildreichen Worte ein "ungehobener Schatz" sei, welcher der Band seinerzeit regelrecht durch die Lappen gegangen sei, wie Gitarrist Paul Landers und Schlagzeuger Christoph Schneider im Making-of erklären. So verpflichteten Rammstein den spanischen Fotografen Eugenio Recuenco, der 2009 bereits das Artwork zum Album "Liebe ist für alle" verantwortet hatte und seine düstere Bildsprache nun auf das alptraumhafte Video, das in einer Art gruseligem Kinderheim spielt, anwendete. Weil Recuenco aber nach Meinung der Band beim Schnitt keine Rücksicht auf die Musik genommen hat, beauftragten Rammstein ihren alten Weggefährten Zoran Bihac mit einem Nachdreh, bei dem er Recuencos Bilder in einen Vergangenheitskontext setzte und gegen eine fiktive Gegenwart schnitt.
Und was denken Sie daran ?