Ein Mann erzählt von der erschütternden Heirat seiner Stieftochter. Obwohl er die Hochzeit ausrichten und bezahlen sollte, stand keiner seiner zwanzig Wunschgäste auf der Liste der 250 eingeladenen Personen. Nicht einmal sein eigener Name fand sich auf den Einladungen. All das hat er jedoch erst nach und nach herausgefunden und reagierte dann auf mutige Weise:
„Meine Stieftochter wird am 3. August heiraten. Die Hochzeitsvorbereitungen haben in den letzten sechs Monaten den Großteil ihrer Zeit und der ihrer Mutter in Anspruch genommen.
Meine Stieftochter hat letzten Dezember ihr Studium beendet, das ich ihr finanziert habe. […] Sie hat keine Arbeit und wohnte während ihres Studiums und danach bei uns. Außerdem habe ich ihr ein Auto gekauft, damit sie nach dem Abitur mobil ist. […]
Ab und zu tauchte ihr zahlungssäumiger Vater auf, um den sie dann ein Getue machte. Obwohl er nicht einen Pfennig zu ihrer Ausbildung beigetragen hat, keinen Kindesunterhalt gezahlt hat, obwohl es der Fehler meiner Freundin war, dass der Kindesunterhalt nach der Trennung nicht anders geregelt wurde, liebt sie ihn immer noch und möchte ihn in ihrem Leben haben.
Er bleibt immer lange genug, um ihr Herz zu brechen, indem er einfach aus der Stadt verschwindet, neben anderen gebrochenen Versprechungen. […]
Gestern hatten wir ein Sonntagsessen mit der zukünftigen Schwiegerfamilie und einem Überraschungsgast, dem ’richtigen Vater’. Meine Schwiegertochter verkündete dabei, dass ihr ’richtiger Vater’ zur Hochzeit kommen kann und sie von ihm an den Bräutigam übergeben werden kann. […]
Ich glaube, ich habe mich noch nie so wütend und entwürdigt gefühlt. Ich zitterte. Einige Sekunden mühte ich mich, meine Haltung zu wahren. […] Als ich wieder zu sprechen fähig war, erhob ich mich und brachte einen Trinkspruch aus. Ich weiß nicht mehr die genauen Worte, im Wesentlichen sagte ich jedoch Folgendes:
’Ich möchte einen Trinkspruch halten.’ – Der Klang des Glasgeklirres schallt in meinen Ohren. – ’Es war mir ein großes Vergnügen, über zehn Jahre Teil dieser Familie zu sein.’ – Ah, wie süß – ’An diesem Punkt in meinem Leben fühle ich, dass ich Braut und Bräutigam Dankbarkeit schulde, denn sie haben mir die Augen angesichts etwas sehr Wichtigem geöffnet.’ – Zuversichtliches Lächeln. – ’Sie haben mir gezeigt, dass mein Platz in der Familie nicht der ist, den ich angenommen hatte.’ – Ein Hauch Verwirrung und Schrecken verbreitet sich in ihren Gesichtern. – ’Obwohl ich mich immer für das Familienoberhaupt hielt oder den Patenonkel, der Anerkennung verdient und den man in Zeiten der Not nach Hilfe fragt, so scheint es doch, dass ich nicht mehr als ein Geldautomat bin. Gut, um jeden mit genügend Scheinen zu versorgen, aber mehr auch nicht. Weil ich als Gastgeber ausgetauscht wurde, auf den Einladungen und bei der Zeremonie, übertrage ich die finanzielle Last auf meinen Nachfolger, den richtigen Vater. Also, stoßen wir auf das glückliche Paar an und den Weg, den sie gewählt haben!’ – Ich trank mein Glas aus. – ’Ihr findet allein den Ausgang.’“
Nach dieser Rede entdeckte der Mann noch weitere Details der Feier, etwa für ihn allergische Zutaten in den Speisen des Hochzeitsmenüs und dass die Musiksammlung der Vater-Tochter-Tänze auf den Musikgeschmack des biologischen Vaters ausgerichtet war. Er trennte sich von seiner Freundin und bereute diese Entscheidung nicht eine Sekunde.
Und was denken Sie daran ?