Corona stellt fast unser aller Leben auf den Kopf. In ganz besonderem Maße sind Lehrer davon betroffen. Zunächst wurden die Schulen geschlossen, dann wurde Homeschooling am Computer via Webcam eingeführt.
Als Lehrerin in Stamford (US-Bundesstaat Connecticut) war auch Luciana Lira davon nicht ausgenommen. Und als ob der neue Corona-Alltag nicht schon außergewöhnlich genug wäre, wurde Lucianas Leben durch einen Telefonanruf am 31. März 2020 zusätzlich durcheinandergebracht.
Denn an jenem Dienstag meldete sich eine aufgeregte Frauenstimme bei Luciana. „Ich brauche Ihre Hilfe“, sagte die Stimme schwer atmend auf Spanisch. „Bitte rufen Sie meinen Ehemann an und helfen Sie ihm und meinem Sohn.“
Bei der Frau am anderen Ende der Leitung handelte es um Zully, die Mutter des siebenjährigen Junior, eines Schülers von Luciana aus der Klasse für Englisch als Zweitsprache.
Durch die Elternabende wusste Luciana immerhin, wer Zully war – mehr aber auch nicht. Was konnte Zully von Luciana, die zwar die Lehrerin ihres Sohnes, letztlich aber eine fremde Frau war, wollen?
Die aus Guatemala stammende Zully rief aus dem Krankenhaus an. Sie stand kurz vor der Entbindung ihres zweiten Kindes, war aber an COVID-19 erkrankt. Durch die Krankheit litt sie an Atemnot und stand nun kurz vor einem Notfall-Kaiserschnitt.
Die 42-jährige Luciana sollte nun Zullys Ehemann Marvin und ihrem Sohn Junior beistehen, indem sie für die Familie als Dolmetscherin mit dem medizinischen Personal sprach. Das war so weit kein Problem, doch innerhalb kürzester Zeit spitzte sich die Lage dramatisch zu.
Das Neugeborene, der kleine Neysel, kam am 1. April, fünf Wochen zu früh, auf die Welt. Er wurde auf der Neugeborenen-Intensivstation betreut, während die an COVID-19 leidende Mutter intubiert wurde und ins Koma fiel. „Die Ärzte glaubten nicht, dass sie es schaffen würde“, sagt Luciana rückblickend.
Darüber hinaus sollten nun auch Ehemann Marvin und Sohn Junior auf Corona getestet werden. Doch wer sollte sich um Zully und Neysel kümmern, falls Vater und Sohn positiv waren? In Anbetracht der Lage fasste Luciana einen Entschluss, der weit über ihre Rolle als Lehrerin und Aushilfsdolmetscherin hinausging.
„Ich weiß, Sie kennen mich nicht und ich kenne Sie nicht, aber wenn Sie wollen, nehme ich Ihr Baby, bis Sie getestet wurden“, schlug sie Zullys Mann Marvin vor, der einwilligte.
Am 7. April – gerade einmal eine Woche nach Zullys Anruf – brachte Luciana den kleinen Neysel aus dem Krankenhaus zu sich nach Hause. Zwei Tage später bestätigten sich dann die Befürchtungen: Marvin und Junior wurden positiv auf COVID-19 getestet.
Damit mussten Vater und Sohn natürlich zu Hause in Quarantäne bleiben und konnten nicht zu der im Koma liegenden Zully ins Krankenhaus oder zu Neysel, der negativ getestet worden war.
Zusammen mit ihrem Ehemann Alex und ihrem elfjährigen Sohn Christopher kümmerte sich Luciana liebevoll um Neysel. In Videochats hielt sie Vater und Sohn täglich auf den neuesten Stand.
Glücklicherweise entspannte sich nach einigen Wochen die Lage um Zully und ihre Familie wieder.
Zully lag insgesamt drei Wochen im Koma. Als sie wieder aufwachte, konnte sie sich nicht daran erinnern, Neysel zur Welt gebracht zu haben. Geschwächt und auf eine Gehhilfe angewiesen, konnte sie am 25. April nach Hause zu ihrem Mann und ihrem Sohn.
Nachdem die drei ihre Corona-Infektion nachweislich auskuriert hatten, kehrte Neysel Mitte Mai endlich in den Kreis seiner Familie zurück, womit seine Mutter ihn eineinhalb Monate nach der Geburt zum ersten Mal in den Arm nehmen konnte.
Da Zully und Marvin während der Corona-Krise ihre Jobs in der Gastronomie verloren hatten, startete Luciana online sogar einen Spendenaufruf für die beiden. Mittlerweile kamen umgerechnet bereits mehr als 20.000 Euro zusammen.
Zully und ihre Familie sind dankbar für alles, was Luciana für sie getan hat. Auch Lucianas Schüler und die behandelnden Ärzte sind voll des Lobes für Luciana.
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