Sind wir nicht alle ein wenig coronamüde? Durchhalten, sagt jetzt ein deutscher Virologe und Epidemiologe: Die Pandemie ist bald vorbei. Sogar sehr bald, ist er überzeugt.
Ehrlich, wenn ein deutscher Virologe und Epidemiologe mit Blick auf die Corona-Pandemie von einer "dramatischen Entspannung" spricht und dann auch noch das Wort "Normalzustand" fällt, ist das Musik in unseren Ohren. Denn nach Monaten der Einschränkungen und des Verzichts sind wir alle pandemiemüde.
"Die Pandemie ist dann vorbei"
Epidemiologe Klaus Stöhr ist 62 Jahre alt und hat 15 Jahre für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gearbeitet. Dort war er unter anderem Leiter des Globalen Influenza-Programms und SARS-Forschungskoordinator.
Im Interview mit dem "Münchner Merkur" wagte er nun einen Blick in die Zukunft – die ihm zufolge gar nicht mal so schlecht aussieht! "Ab dem Frühjahr werden wir eine dramatische Entspannung der Situation erleben", so der Experte. "Die Pandemie ist dann vorbei."
Nach einem Abflachen des Infektionsgeschehens im Frühjahr kommt es laut Stöhr sogar noch besser: "Im Sommer wird trotz einiger Infektionen wieder absoluter Normalzustand herrschen."
Der Winter wird hart
Bevor wir uns allerdings auf das Ende der Pandemie freuen können, sieht Epidemiologe Klaus Stöhr einen harten Winter auf Deutschland zukommen.
"Die Inzidenz bei den Jüngeren wird – die heutigen Maßnahmen vorausgesetzt – möglicherweise bis auf 700 und mehr steigen", sagt der Virologe voraus, bevor er auf ein weiteres, viel größeres Risiko aufmerksam macht: "Das eigentliche Problem sind aber die mehr als vier Millionen ungeimpften über 60-Jährigen. Die sind für das Virus noch voll empfänglich. Das reicht im Winter aus für eine dramatische Zunahme von schweren Verläufen und Einweisungen in die Krankenhäuser. Darüber muss man sich Sorgen machen und hier den Impffortschritt verbessern."
Impffortschritt stagniert
Laut aktueller Zahlen des RKI sind 65% der Deutschen mindestens einmal geimpft, 60,3% haben einen vollständigen Impfschutz (Stand 30. August). Experten sind sich einig: Um SARS-CoV-2 dauerhaft zurückzudrängen, reicht das nicht – zumal sich immer weniger Menschen impfen lassen. Vielmehr brauche es in Deutschland eine Impfquote um die 85%, um eine Herdenimmunität zu erreichen.
Viele Kritiker halten eine Herdenimmunität mit Blick auf Corona allerdings für unmöglich – unter anderem deswegen, weil auch geimpfte Personen an Corona erkranken und andere anstecken können.
Impfen, impfen, impfen
Unabhängig von der Herdenimmunität sieht Klaus Stöhr die Corona-Schutzimpfungen als wichtiges Mittel im Kampf gegen COVID-19. Man wisse inzwischen, dass "die Re-Infektionen viele Stufen milder verlaufen, weniger Menschen ins Krankenhaus müssen und sterben", so der Experte. "Wer ohne Impfung auf der Intensivstation landen würde, hat als Geimpfter vielleicht nur ein bis zwei Tage Fieber. Wer ungeimpft sterben würde, kommt geimpft vielleicht ins Krankenhaus für einige Tage."
Das Vorantreiben der Impfungen in Deutschland ist deswegen genauso wichtig wie erste Auffrischungsimpfungen im Herbst. Vielleicht tritt dann genau das ein, was Epidemiologe Klaus Stöhr vorhersagt und die Pandemie ist bald vorbei.
Und was denken Sie daran ?