Wie wirkt sich das soziale Leben im Netz auf Psyche und Gesundheit aus?

25.03.2020 16:39

Social Media hat das Leben und den Alltag erheblich verändert. Vor allem die permanente Erreichbarkeit, die in Kombination mit modernen Geräten gegeben ist, hinterlässt an Psyche und Gesundheit ihre Spuren, sowohl in positiver als auch negativer Sicht. Doch wie genau wirkt sich das soziale Online-Leben letztlich auf Körper und Geist aus?

In den letzten Jahren sind soziale Netzwerke zum festen Bestandteil des Alltags geworden. Sie sorgen nicht nur dafür, dass sich der Einzelne über das Tun und Handeln seiner Bekannten informieren kann, sie unterstützen in Kombination mit Handy und Tablet die permanente Erreichbarkeit. Darüber hinaus haben die sozialen Netzwerke in den letzten Jahren die Art der Kommunikation verändert.

Immer häufiger kommunizieren Familien, Bekannte und Freunde vorwiegend online miteinander. Das Handy scheint dabei stetiger Begleiter zu sein. Statistisch schauen wir durchschnittlich 88 Mal pro Tag auf das Mobiltelefon, um uns zu informieren, zu kommunizieren oder eben auch um unseren Status zu übermitteln. Wie stark soziale Netzwerke mittlerweile in den Alltag involviert sind, zeigen die aktuellen Zahlen. Demnach ist die Zahl der Menschen, die diese Plattformen nutzen, in den letzten Jahren auf bis zu drei Milliarden angestiegen.

Soziales Leben im Netz wird kritisch betrachtet

Obwohl die sozialen Netzwerke heute fester Bestandteil des Alltags sind und sowohl im Privat- als auch im Berufsleben eine gewisse Präsenz zeigen, werden sie nicht nur positiv, sondern auch kritisch betrachtet. Wie in vielen anderen Bereichen macht aber auch hier die Art der Nutzung den Unterschied aus.

Gerade eine übermäßige Nutzung der sozialen Netzwerke, die dann häufig auch mit einer gewissen Isolation aus dem realen Leben einhergeht, muss kritisch betrachtet werden. Sie kann bei jungen Menschen der psychischen Gesundheit schaden, kann aber auch das Selbstbewusstsein gefährden.

Gleichzeitig stellen die sozialen Netzwerke und die Angebote, die es für das soziale Leben im Web gibt, aber auch eine erhebliche Chance dar. Gerade diejenigen, die spezielle Hobbies und Interessen haben, finden hier oft deutlich schneller Anschluss als dies im realen Umfeld der Fall ist.

Positive Einflüsse des sozialen Online-Lebens auf Körper und Geist

Allzu gern wird vor allem über die Gefahren der Social Media für die Anwender berichtet. Dass die sozialen Netzwerke aber auch mit einer Reihe von positiven Impulsen aufwarten können, gerät schnell in Vergessenheit. In erster Linie sind soziale Netzwerke tatsächlich eine exzellente Möglichkeit, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Wer beispielsweise gerne online spielt, wird hier rasch andere finden.

In den Onlinegruppen findet ein reger Austausch statt. Gerade Gleichgesinnte verstehen die eigenen Ansichten oft besser, haben aber vielleicht auch die einen oder anderen Tricks parat, die in verschiedenen Situationen helfen können.

Einfache Kontaktpflege

So lösen die sozialen Netzwerke rasch das Gefühl aus, mit Sorgen und Problemen nicht allein zu sein. Das kann die Psyche stärken und einer starken Isolation entgegenwirken. Weiterhin erleichtert es die Social Media mit alten Bekannten, beispielsweise mit Klassenkameraden, in Kontakt zu bleiben. Alte Freundschaften werden gepflegt, was wiederum ebenso in der Psyche ein gutes Gefühl bewirkt. Über die sozialen Netzwerke lassen sich jedoch nicht nur alte Freunde finden, sondern auch neue Kontakte knüpfen.

Für Menschen, die im realen Leben mit einem geringen Selbstvertrauen oder Selbstbewusstsein kämpfen, bietet die soziale Onlinewelt die Möglichkeit sich zu öffnen. Viele empfinden das zunächst als angenehmer als im realen Leben vor einer Gruppe von Menschen zu reden oder Anschluss zu suchen.

Schnelle, unkomplizierte Hilfe mit einer gewissen Diskretion

Ein weiterer Vorteil, den das soziale Leben im Netz mitbringt, sind die vielen Hilfsangebote. So ist immer jemand da, mit dem geredet werden kann. Es kann nach Hilfe gebeten werden, ohne dass der Nachbar direkt davon weiß oder man sich vollständig offenbaren muss. Das bietet vielen die nötige Sicherheit und macht es zudem einfacher Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen.

Das gilt für die unterschiedlichsten Themen. Auch bei Suchterkrankungen wird das Onlineangebot oftmals als geschätzte Hilfe angenommen. Die Diskretion und die persönliche Distanz sorgen dafür, dass sich Betroffene leichter öffnen und sich dann eventuell auch schneller zu einem richtigen Therapieangebot bewegen lassen.

Die Gefahren der Social Media nicht unterschätzen

Ein soziales Leben ist schnell und einfach aufgebaut, denn gerade in der Onlinewelt ist die Hemmschwelle deutlich geringer als im realen Leben. Doch die Social Media geht mit gewissen Gefahren einher, die nicht unterschätzt werden sollten. Umso häufiger und intensiver soziale Netzwerke in den Alltag integriert werden, desto dominierender sind sie und das Suchtrisiko steigt sprunghaft an. Das ist vor allem dann der Fall, wenn die Alltagsroutine langsam, aber sicher vergessen wird. In diesem Fall ist die emotionale Abhängigkeit oft nur noch einen Katzensprung entfernt.

Die Nutzung der sozialen Netzwerke ist für die Suchterkrankten ähnlich unwiderstehlich wie für den Raucher der Tabakkonsum. Wer erst einmal süchtig ist, kämpft täglich gegen schwerwiegende Probleme. Das Größte ist es dabei, dem Alltag auch weiterhin gewachsen zu sein. Die Social Media Sucht kann ein solches Ausmaß annehmen, dass sie die Leistung in Schule, Studium und Universität negativ beeinflusst. Bei vielen Menschen leiden mit der Zeit auch die Schlafgewohnheiten darunter, die sich nach der Erreichbarkeit im Web richten.

Hoher Suchtfaktor

Doch warum ist die Suchtgefahr so dominant? Gleich mehrere Kriterien sind dafür verantwortlich, dass die Social Media ein so häufig vorzufindendes Suchtmittel ist. Zum einen sind die Netzwerke sehr leicht und auch komfortabel zugänglich. Es müssen hier keinerlei Hindernisse und Schwellen überschritten werden, wodurch natürlich auch das Gefühl einer sofortigen Belohnung eintritt. Das sorgt wiederum für Glücksgefühle.

Weiterhin haben die sozialen Netzwerke einen sehr ausgeprägten FOMO-Faktor. So entwickeln die Nutzer relativ schnell eine regelrechte Panik, wenn sie das Gefühl haben, dass sie etwas in den Netzwerken verpassen. Damit steigt natürlich auch das Bedürfnis, dieses Gefühl zügig befriedigen zu müssen.

Selbstbewusstsein und Zufriedenheit können unter sozialen Netzwerken leiden

Ein weiterer Aspekt, der ein eher negatives Licht auf die sozialen Netzwerken wirft, sind die Vergleichsmöglichkeiten. Sicherlich sind die Plattformen eine sehr gute Möglichkeit, um sich auszutauschen. Doch sie haben auch einen Haken: Sie gewähren sehr leicht und vor allem auch umfassend Einblick ins Leben der anderen.

Das birgt aber auch das Risiko, dass sehr schnell unangenehme Vergleiche gezogen werden. Wie erfolgreich sind andere im Beruf? Läuft das Familienleben dort harmonischer ab? Was am Anfang noch recht normal ist, wird mit der Zeit zu einem gravierenden Problem, denn in Gesellschaft fällt ein entspannter Umgang eher schwer.

Soziale Medien spiegeln nicht die Realität wider

So entwickelt sich recht schnell ein beklemmendes Gefühl. Das führt dazu, dass das Verhalten untereinander oft nicht mehr so offen und ungezwungen ist, wie es eigentlich sein sollte. Wer sich zu stark in die Online-Welt flüchtet, entwickelt schnell das Gefühl, dass er im realen Leben Falsches sagt oder zum Beispiel aufgrund seines Aussehens verurteilt wird.

Gleichzeitig nimmt die Skepsis gegenüber dem eigenen Leben zu, denn sehr schnell gerät in Vergessenheit, dass natürlich auch die anderen Nutzer immer nur einen kleinen Teil aus ihrem Alltag zeigen. Sowohl online als auch offline führt die damit verbundene Unzufriedenheit sehr schnell dazu, dass eigentlich wichtige Beziehungen beendet werden.

Gefahren des Mobbings

Ein weiteres Problem, das die enorme Verbreitung der sozialen Netzwerke mitgebracht hat, ist das Cyber-Mobbing. Es hat im Vergleich zum im realen Leben bekannten Mobbing eine vollkommen neue Dimension angenommen und ist oft mit deutlich mehr Härte verbunden. Vor allem die Anonymität, die die sozialen Netzwerke eben auch mitbringen, sorgt immer wieder für gravierende und erschreckende Mobbingfälle.

Die Gefahren von Cyber-Mobbing werden noch immer unterschätzt. Dabei können sie bei den Betroffenen verheerend sein. Andauernde Ängste und Depressionen sind die Folge. In kaum einem anderen Bereich lässt sich so gut eine gefilterte Realität des eigenen Alltags darstellen wie in sozialen Netzwerken. Auch das macht letzten Endes den Reiz der sozialen Netzwerke und der Aktivitäten auf den Plattformen aus.

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