Weltreise mit Katze: »Mogli wäre fast von einem Leoparden gefressen worden!

20.12.2023 09:39

Martin Klauka liebt das Abenteuer. Daher reiste der Wahl-Rosenheimer auf dem Motorrad um die halbe Welt. Immer mit dabei: seine Katze Mogli. Wie er seine „süße Prinzessin im Smoking“ fand und warum es keine andere Möglichkeit gab, außer das Kätzchen mit auf Weltreise zu nehmen, verrät der Buchautor im großen PETBOOK-Interview.

Martin Klauka und seine Katze Mogli sind ziemlich beste Freunde. Gemeinsam haben die beiden auf ihrer Weltreise eine ganze Menge erlebt. Sogar so viel, dass es mit „Einmal mit der Katze um die halbe Welt“ ein Buch über ihre Reise gibt, das innerhalb kürzester Zeit zum Spiegel-Bestseller wurde. Denn auf ihrer wilden Reise, die das Duo auf über 30.000 km durch insgesamt 16 Länder führte, erlebten die zwei nicht nur viele spannende Abenteuer, sondern hatten auch so manche brenzlige Begegnung. Unter anderem mit Hunden und Leoparden, die es auf Reisekatze Mogli abgesehen hatten …

„Das Kätzchen wäre vermutlich gestorben, wenn es nicht auf mich getroffen wäre“

PETBOOK: Wie bist du an Mogli gekommen? In welchem Zustand hast du sie vorgefunden?
Martin Klauka: „Auf dem Rückweg von einer Reise nach Marokko habe ich Mogli auf der Straße gefunden. Damals saß ich zusammen mit Kumpels am Straßenrand und da kam plötzlich so ein kleines, zwei Monate altes Katzenbaby angetappst. Es war sehr verwahrlost: Das Fell war verzottelt und voller Flöhe und der Schwanz war kaputt. Den habe ich später amputieren lassen müssen.“

Weißt du, was vorgefallen ist?
„Ihre Mama wurde von einem Auto überfahren und von den Geschwistern fehlte jede Spur. Es war damals eine sehr kalte Nacht und ich schätze mal, das Kätzchen wäre höchstwahrscheinlich gestorben, wenn es nicht auf mich getroffen wäre. Nachdem ich es gerufen habe, ist es auf meinen Arm gekrochen und hat auch keine Anstalten mehr gemacht, dort irgendwie wieder herunterzukommen.

Ich habe die Katze einfach ins Hotel geschmuggelt und am nächsten Morgen haben wir die erste Probefahrt auf dem Motorrad gemacht, um zu schauen, ob das funktioniert. Das war nämlich die einzige Möglichkeit, sie mitzunehmen, weil wir zu der Zeit mit dem Motorrad unterwegs waren. Das hat sie dann geschafft und sich auch relativ schnell daran gewöhnt. Und dann hatte ich plötzlich eine Katze. (lacht)“

Deshalb nahm Martin Klauka Katze Mogli mit auf die Weltreise

Gibt es eine Geschichte hinter dem Namen Mogli?
„Sie war ein Waisenkind. Die Mama war tot und ich wusste anfangs nicht, ob es Männlein oder Weiblein war. Daher habe ich dann quasi einen Namen für beides gebraucht. Schlussendlich habe ich mich für Mogli aus dem Dschungelbuch entschieden, weil es auch ein Waisenkind war.“

Wie hast du es geschafft, Mogli auf einer Weltreise aufzupäppeln? Das war ja quasi währenddessen, oder?
„Ich habe Mogli tatsächlich ein halbes Jahr vor der eigentlichen Reise gefunden. Es war eine andere kurze Reise, auf der ich sie gefunden habe. Ich habe sie dann in Deutschland aufgepäppelt und mich darum gekümmert, dass sie alle Papiere hat, damit da alles rechtens ist. Also, dass sie gechippt und geimpft ist.“

Hättest du Mogli nicht in Deutschland lassen können?
„Das Problem war, dass die Reise schon lange im Vorfeld geplant war, aber ich keine Möglichkeit hatte, sie so lange irgendwo anders unterzubringen. Niemand aus meinem Umfeld konnte sie aufnehmen. Ich habe mir dann gedacht, wenn das alles funktioniert, dann fahren wir halt zusammen auf die Reise. Ich habe dann einfach angefangen, mit ihr alles durchzuspielen: Motorradfahren, Fahrradfahren, einkaufen gehen und vor allen Dingen auch campen. Das war mir ganz wichtig.“

„Ich habe schon immer davon geträumt, irgendwie auszubrechen“

Wie kam es dazu, dass du im Jahr 2017 alles hinter dir gelassen hast und zu dieser Weltreise aufgebrochen bist?
„Das war etwas, das sich schon seit Langem angebahnt hat. Eigentlich schon seit meiner Kindheit. Ich habe schon immer davon geträumt, irgendwie auszubrechen, um mal ein Abenteuer zu erleben. Über die Jahre hat sich dieser Gedanke verfestigt, dass ich gerne mal sehen möchte, wo mich das Leben so hintreibt, wenn ich es lasse. Ich wollte einfach wissen, was das Leben für mich bereithält. Immerhin lebt man ja nur einmal.“

Hättest du dir jemals träumen lassen, mal mit einer Katze auf dem Motorrad die Welt zu bereisen?
„Nein, überhaupt nicht. Nicht mal, dass ich mit dem Motorrad die Welt bereise. Das hätte ich mich gar nicht zu träumen getraut und mit einer Katze gleich dreimal nicht. (lacht)“

Wie hast du es geschafft, Mogli ans Motorradfahren zu gewöhnen? Für viele Katzenhalter ist es ja schon beinahe ein Ding der Unmöglichkeit, ihre Katze überhaupt zum Tierarzt um die Ecke zu bringen.
„Ich bin mit Katzen groß geworden und kenne die Tiere daher relativ gut. Das Motorrad war jedoch die Feuertaufe. Ich war damals mit dem Motorrad dort und wenn Mogli nicht gut mitgefahren wäre, dann hätte ich sie nicht mitnehmen können. Ich hätte sie sonst auf die Straße zurücksetzen müssen und da wäre sie vermutlich gestorben. Gott sei Dank hat sie tatsächlich schon nach 20 Minuten super mitgemacht.

Anfangs hatte sie ein bisschen Angst, aber ich habe die dann vorn in den Tankrucksack hineingesetzt und dann war alles gut. Sie hat schnell verstanden, dass alles ok ist. Als wir dann eine Pause gemacht haben, ist sie draußen herumgehüpft und hat gespielt. Danach habe ich sie wieder hineingesetzt und dann hat die auch verstanden. ‚Okay, ich komme hier lebendig rauf und runter, das ist gar nicht so schlecht.‘ Man muss aber auch dazu sagen, dass sie damals mit ihren ca. zwei Monaten noch sehr jung und auf Hilfe angewiesen war. Vielleicht war sie dadurch noch etwas toleranter.“

»Ich habe auch viel durch Mogli gelernt

Wie ging es dann weiter?
„Ich habe Mogli dann nach und nach an die anderen Sachen wie einkaufen gehen gewöhnt. Dafür habe ich sie auf meine Schulter gesetzt und bin dann mit ihr so durch den Laden gelaufen und habe geschaut, wie das funktioniert. Auch auf dem Fahrrad habe ich die Katze mitgenommen. Ganz früher sind wir immer zum Fluss heruntergegangen und dort hat sie gelernt, dass das normal ist, dass sie mal hier und mal da ist und dass so lange ich in der Nähe bin, alles gut ist. Natürlich habe ich dabei auch viel gelernt: Ich musste mich natürlich auch extrem auf sie einstellen, sonst funktioniert das nicht.“

Was musstest du genau ändern für Mogli?
„Am Anfang macht man da natürlich ganz viele Fehler. Beispielsweise, dass ich sie auf eine offene Fläche gelassen habe, weil ich dachte, dass ich sie dann immer sehe. Aber sie mochte das gar nicht, weil sie sich da nicht verstecken konnte. Solche Sachen lernt man dann mit der Zeit. Mittlerweile weiß ich relativ gut, was sie möchte, wovor sie Angst hat und an welchen Orten sie sich vermutlich wohlfühlt. Wenn wir irgendwo ganz neu sind, dann braucht sie erst mal einen sicheren Platz, den sie erkunden und von dem sie aus starten kann. Oder wo sie sich eine Stunde hinsetzen und alles beobachten kann. Das haben wir alles so nach und nach gelernt.“

»Wir wurden plötzlich von zwei wilden Hunden attackiert

Gibt es eine besondere Anekdote mit Mogli, die du gerne mit uns teilen möchtest?
„Es gab ein sehr spannendes Erlebnis damals im Süden der Türkei. Da wollte ich zum Strand heruntergehen und habe Mogli beim Zelt gelassen, weil ich dachte, dass sie dort sicher ist und sich ein wenig ausruhen kann. Sie wollte aber mit mir mitkommen und ist mir die Dreiviertelstunde Fußmarsch tatsächlich hinterhergelaufen, bis wir plötzlich von zwei Hunden attackiert wurden. Sie hat sich zum Glück in Sicherheit gebracht und irgendwo versteckt, während ich die Hunde vertreiben musste.“

Das klingt dramatisch. Wurde jemand verletzt?
„Nein, Mogli ist auch erst aus ihrem Versteck herausgekommen, als die Hunde weg waren und es schon dunkel war. Allerdings konnte ich mich da schon gar nicht mehr an den Weg zurück erinnern. Glücklicherweise konnte es Mogli. Als ich beim Rückweg an einer Stelle falsch abgebogen bin, ist sie mir nicht mehr gefolgt. Ich bin dann zurückgegangen, um sie aufzuheben, da ist sie dann wieder ein Stückchen weiter gerannt und hat mir dann komplett den Weg zum Zeltplatz gezeigt. Und das, obwohl es noch über eine halbe Stunde Fußmarsch war und sie den Weg auch zum ersten Mal gelaufen war. Das fand ich schon richtig cool und faszinierend. Seither mache ich mir auch weniger Sorgen, dass sie irgendwie verloren gehen könnte.“

»Der Leopard wollte sich Mogli schnappen!

Das war aber nicht das einzige Mal, dass du Mogli vor anderen Tieren schützen musstest, oder?
„Genau, wir haben für eine längere Zeit in Indien in einem Dorf gewohnt. Dort gibt es relativ viele Leoparden und da haben die Einwohner immer gesagt, dass ich die Katze abends nach Sonnenuntergang unbedingt reinholen soll. Diese Warnung habe ich anfangs aber nicht ernst genommen und mir gedacht: ‚Als ob hier abends um 18 Uhr Leoparden über den Hof laufen würden.‘

Irgendwann habe ich es dann doch gemacht und als ich dann abends vor dem Computer saß, hat es plötzlich einen Schlag getan. Ich saß bei offenem Fenster im Zimmer und hatte ein Fliegengitter davor, damit Mogli da zwar sitzen und schauen, aber nicht hinaus konnte. Aber auf einmal gab es dann diesen Knall am Fliegengitter. Innerhalb einer halben Sekunde war Mogli an einer anderen Ecke von Zimmer und hat sich versteckt. Als ich nach links geschaut habe, war dann so anderthalb Meter von mir entfernt, plötzlich ein Leopard, der ein Loch ins Fliegengitter gerissen hat und sich Mogli schnappen wollte. Ich habe dem Leoparden direkt in die Augen geschaut, und mich zu Tode erschrocken. Ich bin dann aufgesprungen. Der Stuhl hat sich in meinen Kniekehlen verfangen und ist quer durchs ganze Zimmer geflogen. Der Leopard hat sich dadurch wahrscheinlich auch erschrocken und ist dann abgehauen.“

Wie habt ihr das unterwegs mit dem Futter gemacht? Hattest du immer Futter für Mogli überall dabei?
„Ja, tatsächlich. Ich habe teilweise bis zu fünf Kilo Katzenfutter dabeigehabt. Gerade in Gegenden, wo ich nicht wusste, ob wir etwas bekommen. Etwa im Iran oder in Pakistan. Für diese Gegenden habe ich mir im Vorfeld immer extra viel eingepackt. Ansonsten hat mir mein Tierarzt auch eine Futtermarke empfohlen, die es weltweit überall gibt.

Mogli ist zudem auch eine relativ kleine Katze und da reicht so ein vier bis fünf Kilo-Pack über einen Monat. Daher kann man da recht gut vorplanen. Ansonsten habe ich auch immer geschaut, dass die immer mal ein Stückchen Hühnchen, anderes Fleisch oder ein Ei bekommt, damit sie auch an andere Sachen gewöhnt ist und wir zur Not ausweichen können, wenn es mal wo kein Katzenfutter gibt.“

»Am schönsten sind die Reaktionen von Kindern auf Mogli

Wie reagieren Menschen so auf Mogli?
„Ganz unterschiedlich. Am schönsten sind die Reaktionen von Kindern, weil die einfach so unverfälscht sind und sich nicht zurückhalten. Die Tibeter sind beispielsweise vom Wesen her tatsächlich auch recht kindlich, unschuldig – und das im positiven Sinne. Das sieht man manchmal auch beim Dalai Lama. Jedenfalls dort sind die Menschen sehr nett und platzen mit ihrer Freude einfach so heraus. Sie freuen sich total, wenn sie Mogli sehen.

In der Türkei war Mogli auch ein richtiger Türöffner, weil die Türken einfach sehr katzenverliebt sind. Man sieht dort überall Straßenkatzen, die zutraulich sind, weil sie von den Menschen gut gepflegt und gefüttert werden.“

Gab es auch negative Reaktionen?
„Gerade auf dem Balkan und auf dem Weg von Deutschland nach Griechenland war es dann ein Problem. Die meisten Leute haben zwar positiv auf Mogli reagiert, aber es gab oft Probleme beim Einkaufen. Ich konnte mit ihr auch nicht in Hotels oder Restaurants rein. Das war wirklich problematisch!

Martin und Mogli planen schon ihre nächsten Abenteuer

Dann gibt es natürlich auch Länder, in denen Leuten denken, ich hätte eine Schraube locker, weil ich mit meiner Katze unterwegs bin. Das kann ich den Leuten aber nicht übel nehmen. Gerade in Ländern wie dem Iran, wo Menschen nicht so einen Bezug zu Haustieren haben. Da ist es sogar sehr ungewöhnlich, ein Haustier zu haben. Daher war dann oftmals auch ein bisschen Unverständnis dafür.“

Was plant ihr als nächstes Abenteuer?
„Als Nächstes ist geplant, wieder nach Indien zu ‚fahren‘, aber diesmal mit dem Flugzeug, um dort das zweite Buch zu schreiben. Dann werde ich vermutlich wieder nach Deutschland kommen, um Vorträge zu geben und das Buch zu bewerben. Danach hätte ich dann theoretisch wieder Zeit und vielleicht nehme ich mir dann ja Afrika vor.“ (lächelt)

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