Weg mit Wilhelm II.: Warum die Universität Münster den Kaiser aus ihrem Namen strich

03.10.2023 12:04

Die Westfälische Wilhelms-Universität heißt seit dem 1. Oktober nur noch Universität Münster. Den Anstoß dazu gaben Studierende. 

Der Senat der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster hatte sich im April mit deutlicher Mehrheit für die Umbenennung der Hochschule ausgesprochen, nun wurde der Namenswechsel vollzogen. Namensgeber Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) ist aus dem Namen der Hochschule gestrichen, die seit dem 1. Oktober wieder ihren Gründungsnamen Universität Münster trägt.

Dafür hatten sich im Frühjahr 20 Senatsmitglieder ausgesprochen, es gab eine Gegenstimme, zwei Senatsmitglieder nahmen nicht an der Sitzung teil. Damit war die nötige Zweidrittelmehrheit in dem Gremium erreicht. Im Senat sind Vertreter aller Bereiche der Hochschule aus Forschung, Lehre, Studierenden, Verwaltung und Technik vertreten. 

"Die schlichte Bezeichnung Universität Münster steht für unser Profil: Sie ist eine Referenz an unsere erstmalige Gründung. Der Lehrbetrieb wurde 1773, also lange vor Wilhelm II. und der zeitweiligen Funktion als westfälischer Landesuniversität, aufgenommen. Zugleich positionieren wir uns als Hochschule, die gleichermaßen für die Region steht als auch in Deutschland, Europa und darüber hinaus wirkt", sagte der Senatsvorsitzende Hinnerk Wißmann seinerzeit nach der Entscheidung laut Mitteilung.

Die Universität Münster trug Wilhelm II. nicht immer im Namen

"Die Universität hat sich auf beeindruckende Weise über mehrere Jahre intensiv mit ihrem Namensgeber beschäftigt. Das heutige Votum ist mit Blick auf die neuesten historischen Erkenntnisse konsequent und eindeutig", sagte Rektor Johannes Wessels nach der Abstimmung.

Studierende hatten den Namen kritisiert

Den Prozess für die Namensänderung angestoßen hatten Studierende im Jahr 2018. Eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Historikern hatte daraufhin 2020 eine Diskussionsgrundlage erarbeitet. Wilhelm II. wird demnach nach neuesten Forschungsergebnissen als "überaus militaristisch und nationalistisch, antislawisch und geradezu obsessiv antisemitisch" angesehen. Er hatte von sich aus keinen Wert auf eine Verbindung zu der Hochschule in Münster gelegt. 1997 hatte der Senat eine Namensänderung noch abgelehnt.

Aktuell sind an der 1771 als Universität Münster gegründeten Hochschule knapp 46.000 Studierende eingeschrieben. Damit zählt sie zu den größten in Deutschland. Der deutsche Kaiser hatte die Uni 1902 nach einer zwischenzeitlichen Herabstufung zur Akademie wieder in den Stand einer Universität erhoben. Den Namen des Stifters trug die Uni seit 1907.

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