Was tun, wenn der Hund Angst beim Autofahren hat?

16.10.2018 15:49

Der beste Freund des Menschen begleitet diesen normalerweise an viele Orte – und dafür ist es oft wichtig, dass er gerne oder zumindest problemlos Auto fährt. Was kannst Du tun, wenn Dein Hund sich weigert, ins Fahrzeug zu steigen oder bei der Fahrt nervös und ängstlich ist, vielleicht sogar jault oder sich übergibt?

URSACHEN FÜR ANGST BEIM AUTOFAHREN

Manche Hunde lieben es, Auto zu fahren, andere würden sich am liebsten verkrümeln, sobald sie das Fahrzeug nur sehen. Während man kleine Hunde notfalls noch auf den Arm nehmen und ins Auto setzen kann, kann es bei großen Hunden wirklich schwierig werden, wenn sie unter keinen Umständen mitfahren wollen und sich weigern, einzusteigen. Dennoch solltest Du Dir auch bei einem kleinen Vierbeiner die Mühe machen, die Ursachen für die Angst vor dem Autofahren herauszufinden, da er ebenso darunter leidet wie ein großer und sich nur nicht wehren kann. Die Abneigung gegen das Fahren kann nämlich an SchmerzenÜbelkeit, einem erschreckenden Erlebnis oder auch schlicht an mangelnder Gewöhnung liegen.

SCHMERZEN BEIM EINSTEIGEN

Als erstes ist es wichtig abzuklären, ob Dein Hund möglicherweise unter Schmerzen beim Einsteigen leidet. Bei älteren und schweren Pelznasen kann es die Gelenke zu stark belasten, mit einem Sprung in den Kofferraum ein- oder auszusteigen. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass beispielsweise Hüft- oder Rückenschmerzen das Springen zu einer Qual machen oder verhindern. Um sicherzugehen, dass mit Deinem Vierbeiner alles in Ordnung ist, solltest Du die Problematik mit einem Tierarzt besprechen und ihn gründlich untersuchen lassen. Ältere und schwere Hunde können in einige Autos leichter einsteigen, wenn sie den Rücksitz statt den Kofferraum benutzen und nicht so hoch springen müssen. Außerdem gibt es Rampen zum Hochlaufen für den Kofferraum. Beim Kauf solltest Du allerdings darauf achten, dass es sich um ein wirklich stabiles Exemplar mit Anti-Rutsch-Oberfläche handelt, das nicht zu kurz und damit nicht zu steil ist. Sonst kommst Du vom Regen in die Traufe, wenn Dein Vierbeiner sich darauf unsicher fühlt und die Rampe nicht benutzen möchte. Außerdem sollte die Rampe am Kofferraum gut zu befestigen sein, damit sie nicht wackelt oder abstürzt. Schließlich soll sie eine Hilfe für Deinen Hund sein und er sollte sich auf keinen Fall darauf verletzen. Lass Dich am besten beraten. Viele Fachgeschäfte sind auch bereit, ein Gerät zum Testen auszuleihen, bevor man sich entscheidet.

ÜBELKEIT BEIM AUTOFAHREN

Ein weiterer Grund, warum ein Vierbeiner nicht gerne Auto fährt, kann sein, dass er unter Übelkeit leidet. Als erstes solltest Du Dir überlegen, ob Dein Fahrstil für einen Beifahrer angenehm ist, oder ob Du dazu tendierst, stark zu beschleunigen und zu bremsen. Falls dies so ist, würdest Du Deinem Tier einen großen Gefallen tun, wenn Du möglichst gleichmäßig fährst, wenn es dabei ist. Außerdem ist es auch in diesem Fall ratsam, mit dem Tierarzt zu sprechen, ob eine Erkrankung vorliegt. Häufig ist die Ursache für Übelkeit beim Autofahren jedoch einfach ein Mangel an Gewöhnung und daraus folgende Nervosität. Möglicherweise wurde dem Hund bei den ersten Autofahrten seines Lebens leicht schwindelig. Daraufhin speicherte er diese Erlebnisse als negativ ab. Allein dies kann ausreichen, dass er künftig Angst vorm Autofahren hat und sich aufregt, wodurch ihm wiederum leichter übel wird. Oft kommt hinzu, dass der Mensch seinen Hund deswegen so selten wie möglich im Auto mitnimmt, weshalb sich dieser auch nie an die Fahrten gewöhnen kann.

Als ich meinen ehemaligen Straßenhund bei mir aufnahm, weigerte er sich nach den ersten Fahrten vehement ins Auto einzusteigen, da ihm beim Fahren übel wurde und er sich übergeben musste. Nachdem ich abgeklärt hatte, dass keine Erkrankung vorliegt, wollte ich die negative Verknüpfung, die er nun bereits zum Auto aufgebaut hatte, in eine positive verwandeln. Vorerst fuhr ich mit ihm gar nicht mehr Auto, um keine neuen Negativ-Erlebnisse zu schaffen und begann stattdessen, ihn jeden Tag zuerst am und dann im parkenden Fahrzeug zu füttern. Zu Beginn musste ich ihm noch jeden Bissen herausreichen, doch Stück für Stück kam er freiwillig näher und nach einer Weile stieg er sehr freudig ein. Er hatte das Auto nach einigen Tagen mit „Hurra, es gibt Futter!“verknüpft. Erst dann baute ich das Fahren schrittweise auf, indem wir uns einfach nur so eine Weile im Auto aufhielten ich dabei oder beim Füttern kurz den Motor einschaltete ohne das Fahrzeug zu bewegen. Erst als dies normal für ihn geworden war, fuhren wir ein kleines Stück und stiegen danach sofort wieder aus, bevor ihm übel werden konnte. Anfangs waren es nur ein paar hundert Meter, dann habe ich die Strecken nach und nach verlängert und heute fährt mein Hund tatsächlich gerne und ohne Übelkeit Auto.

Wer einen Welpen oder nicht auto-erfahrenen Vierbeiner neu bei sich aufnimmt, sollte am besten von Beginn an auf diese oder eine ähnlich schonende Weise schrittweise bei der Gewöhnung ans Auto vorgehen und erst mal nur kurze Fahrten unternehmen.

SCHLECHTE ERFAHRUNG

Ähnliches kann auch funktionieren, wenn Du vermutest oder weißt, dass Dein Vierbeiner schlechte Erfahrungen mit dem Autofahren gemacht hat und deswegen Angst hat. Vielleicht hatte er einen Vorbesitzer, der ihn stundenlang im Auto allein gelassen hat oder einen sehr rasanten Fahrstil hatte. Oder es gab bei einem Gewitter mal einen lauten Donnerschlag, den er nun mit dem Auto verknüpft. Manchmal kann tatsächlich ein Schreck ausreichen, um anhaltende Ängste hervorzurufen. Auch Verhaltensweisen wie Jaulen beim Autofahren gehen irgendwann in Fleisch und Blut über und werden sozusagen automatisch gestartet, sobald der Auslöser – in diesem Fall das Autofahren – gestartet wird. Auch in diesen Fällen kannst Du versuchen, das Fahrzeug mit Hilfe von Futter oder anderen erfreulichen Erlebnissen wie Spielen und Kuscheln für Deinen Hund positiver zu verknüpfen. Merkst Du jedoch, dass Du damit nicht den gewünschten Erfolg erzielst, solltest Du Dich von einem erfahrenen Hundetrainer oder -therapeuten beraten lassen, ob eine Desensibilisierung in Deinem Fall erfolgversprechend ist und wie er vorgehen würde.

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