Unterschätzter Darm: Nicht nur zur Verdauung gut

13.05.2021 12:03

Dass Stress oder Ärger sich auf den Magen und Darm schlagen, ist bekannt. Aber wussten Sie, dass andersherum auch der Darm unsere Psyche beeinflusst? Und das ist noch nicht alles!

In erster Linie nehmen wir unseren Darm als Verdauungsorgan wahr. Als solches fristete er lange Zeit ein Dasein als Tabuthema – wer spricht schon gerne über seinen Stuhlgang? Dabei ist der Darm ein echter Tausendsassa, der auf viele andere Bereiche und Funktionen unseres Körpers Einfluss nimmt. Lesen Sie hier, was der Darm neben der Verdauung kann, und erfahren Sie, wie Sie sich das Organ zu Nutze machen, um Ihr allgemeines Wohlbefinden zu verbessern.

Das A und O der Gesundheit: die ausgeglichene Darmflora

In unserem Darm wimmelt es nur so von Bakterien. Zusammen mit weiteren Mikroorganismen bilden sie die sogenannte Darmflora, auch „Mikrobiom“ genannt. Eine gesunde Darmflora schützt unseren Körper vor Infektionen, indem sie verhindert, dass Keime eindringen.

Es gibt „gute“ und „schlechte“ Darmbakterien. Wichtig für unsere Körperfunktionen sind vor allem die „guten“ Darmbakterien: Sie unterstützen das Verdauungssystem bei seiner Arbeit und nehmen Krankheitserregern den Platz, sich auszubreiten. Obendrein kurbeln sie das Immunsystem an.

Ist die Darmflora unausgeglichen, kann das nicht nur zu Beschwerden im Verdauungstrakt führen, sondern auch zu Müdigkeit, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen und Niedergeschlagenheit.

>Wie Sie die Darmflora stärken, erfahren Sie hier.

Jüngeres und gesünderes Aussehen dank Darm

Die Haut gilt als Spiegel unserer Gesundheit. Eine große Rolle spielt auch hier die Darmflora, wie die Hautärztin Prof. Dr. Michaela Axt-Gadermann im Interview verrät. Viele Menschen leiden unter Hauterkrankungen wie Akne oder Neurodermitis. Nicht selten ist eine Störung der Darmflora dafür mitverantwortlich. Aus diesem Grund sollten Sie bei der Ernährung darauf achten, dass Sie wenig Fett und Zucker beinhaltet, dafür aber viele Ballaststoffe. Alles andere ebnet nämlich Keimen den Weg in die Darmflora, die Entzündungen verursachen können, welche wiederum dafür die Haut schneller altern lassen.

Wer empfindliche Haut hat, dem empfehlen Dermatologen oft Probiotika: lebende Mikroorganismen, die positive gesundheitliche Effekte haben können. Vor allem Bakterien, aber auch Hefepilze zählen zu den Probiotika. Sie können schädliche Bakterien im Darm verdrängen, die Haut mit Feuchtigkeit versorgen und elastischer machen. Probiotika stecken zum Beispiel in Joghurt, Buttermilch, Kefir und Sauerkraut.
Auch präbiotische Ballaststoffe – nicht verdaubare Lebensmittelbestandteile – versorgen die „guten“ Bakterien der Darmflora und fördern somit eine schöne Haut. Interessiert? Dann greifen Sie zu Zwiebeln, Knoblauch, Spargel, Artischocken, Chicoree, Pastinaken und Hülsenfrüchten. Wer obendrein regelmäßig Karotten, Tomaten und Sonnenblumenkerne isst, der versorgt seine Haut mit einem Sonnenschutz von innen.

Gesundes Gewicht dank Darm-Diät

Forscher haben herausgefunden, dass bestimmte Darmbakterien schlank, andere übergewichtig machen. Die „Dickmacher“ holen selbst aus eher kalorienarmen Lebensmitteln viel mehr Energie heraus als die „Schlankmacher“. Man kann sich also vorstellen, was sie bewirken, wenn sie sehr fette oder zuckerhaltige Nahrung in die Finger bekommen.

Das Gute: Sie können die Bakterien gezielt nutzen, um abzunehmen bzw. Ihre Figur zu halten. Sie müssen nur die richtigen Bakterien füttern. Die Ernährungsempfehlungen überschneiden sich dabei weitgehend mit denen zur generellen gesunden Ernährung und zur Anregung des Stoffwechsels: wenig Zucker, möglichst wenig Alkohol, aber auch wenige Getreideprodukte. Stattdessen mageres Fleisch in Maßen sowie Fisch, Nüsse, Obst und Gemüse und Präbiotika. Wer auf Süßes nicht verzichten möchte, sollte auf keinen Fall zu kalorienarmen Süßstoffen greifen. Denn diese schädigen die Darmflora. Gesünder und außerdem präbiotisch ist Honig.

Glücklicher dank gesundem Darm

Auch auf unsere Emotionen bzw. unsere Psyche hat der Darm Einfluss. In ihm befinden sich nämlich nicht nur jede Menge Bakterien, sondern auch der größte Teil des Immunsystems sowie ein großes, eigenes Nervensystem, das die gesamte Darmwand durchzieht. Es kommuniziert mit unserem Gehirn und steuert eigenständig alle Verdauungsvorgänge. Wissenschaftler bezeichnen es daher auch als „Bauchhirn“. Ist die Darmflora in Ordnung, sendet sie positive Signale nach oben ins Gehirn. Einfach gesagt: Geht es dem Darm gut, ist auch unser Gehirn gut aufgelegt. Und das beeinflusst nicht nur unsere Gedanken, sondern unter anderem auch unsere Emotionen, unser Triebverhalten und auch, ob wir gut schlafen können. Deswegen gilt auch hier: Füttern Sie die „guten“ Bakterien Ihrer Darmflora gesund und ausgeglichen.

Es wird vermutlich noch einige Jahre der Forschung dauern, doch es ist durchaus möglich, dass wir unsere Gesundheit, unser Gewicht und sogar unsere Stimmung irgendwann gezielter steuern können, indem wir die Darmflora entsprechend programmieren.

Quelle