Thomas Schmid schrieb Chefposten-Ausschreibung selbst

21.07.2020 12:45

Die Korruptionsvorwürfe gegen die ÖVP reißen nicht ab. Nachdem Kurz-Intimus Thomas Schmid aufgrund seiner Handydaten Drogengerüchten ausgesetzt war, steht jetzt auch der Vorwurf im Raum, er habe die Ausschreibung zu seinem späteren Chefposten bei der ÖBAG selbst verfasst.

Obwohl er offenbar mit der Hausdurchsuchung gerechnet hatte, gelang es Thomas Schmid nicht, die Nachrichten auf seinem Smartphone rechtzeitig vor der Hausdurchsuchung zu löschen. Selbstsicher soll er den Beamten das Smartphone übergeben haben, das er lediglich auf die Werkseinstellungen zurückgestellt hatte. Das reichte nicht aus: die Ermittler konnten sämtliche Daten wiederherstellen und das sehr zum Ärger Schmids und der ÖVP.

Drogenvorlieben und intime Fotos

Nachdem die Beamten die Daten unkompliziert wiederherstellen konnten, staunten diese wohl nicht schlecht. So sollen von den 20.000 sichergestellten Fotos des Kurz-Intimus rund die Hälfte den „höchst privaten Lebensbereich“ betroffen haben. Außerdem führte die Auswertung der Nachrichten auch zu einem Zufallsfund in Bezug auf mögliche Kokain-Vorlieben, wegen der bereits Ermittlungen gegen Schmid laufen. Sein Anwalt weist die Vorwürfe indes als verjährt zurück.

Headhunterin: „Lebenslauf geht so gar nicht“

Wie jetzt bekannt wurde, gab sein Telefon auch Aufschluss über seinen Weg an die ÖBAG-Spitze. Als Chef im Kabinett Hartwig Löger soll Thomas Schmid die Stellenausschreibung für seinen späteren Chefposten selbst mitformuliert haben.

Schmid legte zuvor eine erfolgreiche ÖVP-Karriere hin und war unter anderem auch Wolfgang Schüssels Büroleiter, auf Erfahrung aus der Privatwirtschaft kann Schmid daher nicht zurückgreifen. Dementsprechend musste der Anforderungskatalog auf ihn zugeschrieben werden, sodass sich Schmid gegen die acht Gegenkandidaten durchsetzen konnte.

“Ich bin aber nicht international erfahren.”, soll Schmid einer Kollegin, mit der er den Entwurf besprochen haben soll, mitgeteilt haben. Wie der Kurier berichtet, habe eine damit betraute Headhunterin festgestellt, dass Schmids Lebenslauf „so gar nicht geht“. Dieser sei in Prosa gehalten gewesen. In weiteren Chats habe er versucht, jemanden für das Verfassen des Motivationsschreibens zu organisieren.

Mit zweierlei Maß

Die ÖBAG (Österreichische Beteiligungs AG) verwaltet die Staatsanteile an Unternehmen wie der OMV, Telekom, Post und Casinos. Die Untersuchungen der Vorgänge rund um die Casinos Austria AG führten erst zur Hausdurchsuchung Schmids, er wird als Beschuldigter geführt. Ins Rollen brachte das ganze die Infragestellung der ausreichenden Qualifikation für die Postenbesetzung durch FPÖ-Mann Peter Sidlo. An dessen ausreichender Qualifikation für den Posten als CASAG-Chef wird mittlerweile zwar nicht mehr gezweifelt, dennoch verlor er seinen Chefposten im Zuge der Affäre. Währenddessen ist der offenbar unzureichend qualifizierte Thomas Schmid nach wie vor Chef der wesentlich bedeutsameren ÖBAG.

Angst vor der konstituierenden Aufsichtsratssitzung

Schmid hatte Angst, dass die Vorgänge rund um seine Bestellung an die Öffentlichkeit treten. So belegen die Chats, dass er sich Sorgen wegen der konstituierenden Aufsichtsratssitzung gemacht habe. Vor allem vor dem Betriebsrat habe sich Schmid gefürchtet. Laut einem Bericht der Kleinen Zeitung sei in den Nachrichten über diesen zu lesen: „Achtung, leaken gerne nach draußen. Nicht, dass da was vom internen Hearing nach draußen geht – sollten sehr vorsichtig sein“.

Erst vergangene Woche wurde bekannt, dass die ÖVP selbst durch Leaks gestalterisch in den medialen Diskurs einzugreifen scheint. So soll die ÖVP streng geheime Akten aus dem Untersuchungsausschuss an Medien weitergegeben haben, um die Wirtschafts- und Korruptions-Staatsanwaltschaft zu diskreditieren.

 

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