Frauen sollen mehr Freiheiten als gedacht unter den Taliban haben. Das sagen die Taliban-Sprecher zumindest. Zurzeit müssen Frauen in ihren Häusern bleiben. Die Taliban begründet dies mit "nicht sehr gut ausgebildeten" Kämpfern.
Die Taliban in Afghanistan geben sich nach ihrer Machtübernahme offiziell gemäßigter als zunächst befürchtet. Frauen sollen durchaus Rechte erhalten, zur Arbeit und zur Schule gehen können. Bevor das aber angeblich passiert, sollen sie zu Hause bleiben – zumindest vorerst, wie ein Taliban-Sprecher laut "New York Times" sagte. Warum? Weil einige der militanten Islamisten noch nicht gelernt hätten, sie nicht zu verletzen.
Taliban hätten "kein Problem mit berufstätigen Frauen"
Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid nannte dies eine "temporäre" Maßnahme, um Frauen zu schützen, bis die Taliban ihre Sicherheit gewährleisten könnten. "Wir machen uns Sorgen, dass unsere Truppen, die neu und noch nicht sehr gut ausgebildet sind, Frauen misshandeln könnten", sagte Mujahid. "Wir wollen nicht, dass unsere Kräfte, Gott bewahre, Frauen schaden oder sie belästigen."
Frauen sollten zu Hause bleiben, bis es ein neues Verfahren gebe, und Ihre Gehälter zu Hause ausgezahlt werden. Ahmadullah Waseq, Stellvertreter des Kulturausschusses der Taliban, sagte der "New York Times", die Taliban hätten "kein Problem mit berufstätigen Frauen", solange sie Hijabs trugen. Er fügte allerdings hinzu: "Im Moment bitten wir sie, zu Hause zu bleiben, bis sich die Situation normalisiert hat."
Frauen mussten unter erster Taliban-Herrschaft zu Hause bleiben
Während der ersten Taliban-Herrschaft von 1996 bis 2001 durften Frauen nicht außerhalb ihres Hauses arbeiten. Ihnen war es auch untersagt, ohne einen männlichen Vormund das Haus zu verlassen und dann auch nur in Vollverschleierung. Mädchen und Frauen durften nicht zur Schule gehen.
Flucht vor Taliban
Flughafen Kabul – Bilder aus der letzten Bastion des Westens in Afghanistan
Die Taliban selbst kommentieren den Andrang am Kabuler Flughafen mit dem Wunsch vieler Menschen, der Armut in Afghanistan zu entfliehen. Ängste vor Unterdrückung durch die Taliban würden als Vorwand genutzt und seien unbegründet.
Heather Barr, stellvertretende Direktorin für Frauenrechte bei Human Rights Watch, sagte der "New York Times", dass diese Art der Begründung der Taliban zum Schutz der Frauen nicht neu sei. Die Taliban hätten ähnliche Behauptungen gemacht, als sie zuletzt die Macht inne hatten.
"Die Erklärung war, dass die Sicherheit nicht gut war und sie darauf warteten, dass diese besser wird und Frauen dann mehr Freiheit haben", erklärte sie. "Aber in den Jahren, in denen sie an der Macht waren, kam dieser Moment natürlich nie."