Tag 43 – Nehammers alternative Mathematik – dreimal so viele Einreisen wie zugegeben

29.04.2020 13:02

Am 27. März erklärte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) in einer Pressekonferenz, dass maximal zwölf Personen pro Tag in Österreich um Asyl ansuchen würden. Nun ist der Statistik seines Innenministeriums eine mehr als doppelt so hohe Zahl zu entnehmen. Das bedeutet, dass nach diesem Termin entweder plötzlich 100 Personen am Tag kamen – oder Herr Nehammer nimmt es mit der Wahrheit selbst nicht so genau. Dabei hatte er noch gewettert, dass höhere Zahlen „Fake News“ wären.

Es ist wirklich beeindruckend, wie perfekt diese tolle Regierung funktioniert. Tag und Nacht arbeitet man im Sinne des Volkes, spricht nichts als die Wahrheit und tut Gutes. Mitte März erzählte man uns, Kanzler Kurz würde nur drei Stunden pro Tag schlafen, also für uns Bürger schlimme Leiden auf sich nehmen. Das muss man von einem Messias ja auch erwarten dürfen. Da geteiltes Leid bekanntlich halbes Leid ist, durften die Bürger Bürgern zu Ostern alleine verbringen. Kontakte zu Eltern und Großeltern wären zu vermeiden.

Das Osterevangelium des Hl. Sebastian – voller Entbehrungen

„Bitte bleiben Sie zu Hause, treffen Sie niemanden, halten Sie Abstand.“, verkündete Sebastian Kurz, der Erlöser, noch am 9. April. Das schöne Wetter dürfe nicht „zu größeren Ausflügen und Ansammlungen im Freien verleiten“. Die Situation sei weiter „gefährlich und trügerisch, denn das Virus ist noch nicht besiegt“. Der Regierung sei bewusst, „dass der Drang nach der gewohnten Freiheit und die Sehnsucht, wieder Eltern, Großeltern oder Freunde zu sehen, bei jedem von uns immer größer wird“. Dennoch müsse man weiter durchhalten, „damit wir nach Ostern gemeinsam und schrittweise wieder den Weg zur Normalität einschlagen können“.

Strikte Maßnahmen wider besseres Wissen

Ostern, das wichtigst Fest der Christen, welche die Volkspartei angeblich im Besonderen vertritt. Angeblich, wie so viele andere Dinge angeblich sind. Angeblich hat es auch nichts mit dem Ramadan zu tun, dass die Regierung gegen Ende April nun plötzlich draufkommt, dass es nie ein Verbot für private Besuche gegeben habe. Dem ganzen wird durch ein internes Papier die Krone aufgesetzt. Angeblich war die Task Force Corona inklusive Bundeskanzler Kurz bereits am 12. März darüber informiert, dass die Covid-19 Sterblichkeit nur 10% über jener der saisonalen Grippe liegt – also bei 0,22 Prozent (Covid-19) statt bei 0,2 Prozent der Erkankten (Grippe). Dafür wurde unsere Wirtschaft ruiniert, die Menschen in die Arbeitslosigkeit geschickt, die Bevölkerung verängstigt, die Traumatisierung von Kindern in Kauf genommen, die plötzlich ihre Großeltern nicht mehr sehen durften. Gut, dass dieses Schicksal der moslemischen Bevölkerung, also den Menschen die zumeist noch nicht ganz so lange hier leben, nicht zuteil wird. Das wäre ja auch bestimmt rassistisch und fremdenfeindlich gewesen. Puh. Rechtzeitig aufgeklärt.

Dreimal so viele neue Asylwerber als Nehammer zugab

Die Schar der Menschen, die noch nicht so lange hier leben wurde unterdessen immer größer. Nach der offiziellen Statistik des Innenministeriums haben von Jänner bis März 3.419 Menschen in Österreich um Asyl angesucht. Das sind für Innenminister Karl Nehammer, Parteikollege des heiligen Sebastian, „nicht mehr als 12 Menschen pro Tag“, alles andere wären „Fake News“. So rein mathematisch wären dies nun 91 Tage an denen jeweils 37,58 Personen in Österreich eingetroffen sind. Gesamt also dreimal so viel wie Innenminister Nehammer behauptete, im März immerhin mehr als doppelt so viel pro Tag. Jetzt stellt sich die Frage: Log Nehammer absichtlich? Interessiert er sich nicht für die Statistiken seines Ministeriums? Oder wurde er damals falsch informiert? Pikant: Obwohl Nehammer das Innenministerium im März einen „de facto Einreisestopp“ verkünden ließ, sind im Beobachtungszeitraum 14,42% mehr Personen illegal nach Österreich eingereist als im Vorjahr, um hier einen Asylantrag zu stellen. Trotz Corona. Ein reife Leistung.

Was ist mit den braven, fleißigen Österreichern los?

Wo auch immer man der Regierung während dieser Krise auf die Finger sieht, stößt man auf Ungereimtheiten. Man kann nahezu mit Sicherheit sagen, dass die Inhalte, die in Pressekonferenzen und in Presseaussendungen verbreitet werden mit der Realität kaum etwas zu tun haben. Weshalb die ÖVP dennoch in Richtung absoluter Mehrheit unterwegs ist, müssen andere erklären. Ich hoffe hier auf der Quarantänestation inständig darauf, dass es sich auch dabei um tatsächliche Fake News handelt. Denn so beinander, wie man bei uns sagt, können die braven, fleißigen Österreicher doch nun wirklich nicht sein – oder?

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Quelle