Sternenkind Paul: In den Armen seiner Mama schlief er für immer ein

20.12.2021 12:01

Wie Fotos von Sternenkindern den Eltern beim Abschied helfen - Sternenkind-Fotografin Michaela Mogath berichtet von ihrem Einsatz bei Sternenkind Paul. 

Dein Sternenkind: Die Geschichte von Sternenkind Paul

„Paul ist nicht lebensfähig, so sagte mir seine Mama am Dienstag, als ich bei den Eltern anrief, um ihnen zu sagen, dass wir ihren Alarm bekommen haben und ich höchstwahrscheinlich den Einsatz übernehmen werde. Gestern Nachmittag meldete ich mich bei den Eltern, um zu fragen, ob sie schon im Krankenhaus sind (das war am Dienstag noch nicht 100%ig klar) und wie es der Zufall wollte, waren sie gerade in dem Moment auf dem Weg ins Krankenhaus. 

Ich habe ihnen nochmals gesagt, dass sie mich jederzeit anrufen dürfen. Es könnte sein, dass Paul die Geburt überlebt und dann eben in den Armen seiner Eltern einschlafen darf. 

Donnerstag früh um 7:30 Uhr kam dann die Nachricht, dass das Kind geboren sei und ob ich kommen kann. Kurz überlegt, wie ich das jetzt hinkriege... Kids mussten zur Schule, ist ja kein Thema, der Jüngste in den Kindergarten, auch kein Thema, aber der Hund, der Hund kann nicht so lange am Stück alleine bleiben und Gassi waren wir auch noch nicht. Der Große lief alleine zur Schule, die Mittlere lief mit dem Hund zum Kindergarten und ich habe den Jüngsten samt Fotozeugs (was ich gestern Abend schon vorbereitet hatte) ins Auto gepackt. Ruckizucki das Kind abgegeben, Hund ins Auto gepackt und los ... naja fast, ich bin dann noch eben tanken gefahren und dann ging´s los.... 

Die Strecke zum Klinikum kenne ich schon fast blind und wieder ist „mein“ Parkplatz frei... immer, wenn ich da hinfahre stehe ich an der gleichen Stelle. Kurz nochmal tief durchatmen, ausschalten, dass der Hund im Kofferraum sitzt und eventuell jaulen könnte, immerhin ist es nicht heiß und er ist in seiner Box... es kann nichts passieren... 

Niemand ahnt, dass da ein kleiner Junge gestorben ist

Der Weg zum Kreißsaal ... ich kenne ihn, da sitzen sie, die werdenden Mamas und warten, dass ein CTG geschrieben wird. Nichtsahnend, dass wenige Türen weiter ein kleiner Junge gestorben ist und ich seine ersten und wohl letzten Bilder machen werde. 

Die Hebamme begleitet mich in einen leeren Kreißsaal, in welchem wir die Bilder machen werden. Während ich meine Kamera auspacke, wird die Mama mit Papa und Paul hereingebracht. Die Mama liegt im Bett, streichelt den Kleinen, ganz eng sind sie aneinander gekuschelt. 

Und Paul, ja Paul sieht aus, als würde er einfach nur schlafen. Er war circa 5 Minuten am Leben, bevor er in den Armen seiner Mama für immer eingeschlafen ist. 

Äußerlich hat man erstmal nichts gesehen, was auf einen Defekt hindeuten kann. Bis die Mama seine Füßchen gezeigt hat, sie waren nach innen gedreht und eine Hand war etwas größer als die andere, aber das war es auch schon. Wenn man nicht gewusst hätte, dass er schon tot ist ... man hätte glauben können, er schläft. Und blond war er, ganz viele blonde Haare <3 

Die Eltern waren die ganze Zeit am streicheln und sagen, wie sehr seine vier großen Geschwister (allesamt Mädchen) sich auf ihn gefreut haben und wie traurig sie jetzt sind, dass sie Paul nie kennenlernen werden. Aber dass es jetzt ja Bilder von ihm gibt, Bilder, die die Mädels in ihrem Zimmer aufstellen wollen, damit ihr kleiner Bruder immer bei ihnen sein kann. 

Die Eltern von Paul waren so unheimlich tapfer ... das lag aber vielleicht auch daran, dass sie sich auf Pauls Tod vorbereiten konnten. Die Schwestern haben auch seinen Sarg bemalt und die Deckchen für sein letztes Bett ausgesucht... 

Danke kleiner Paul, dass ich dich kennenlernen durfte <3

Mehr über die Fotografen von „Dein Sternenkind“

Jeden Tag machen ehrenamtliche Fotografen der Organisation Dein Sternenkind in ganz Deutschland kostenlos berührende Fotos von Sternenkindern, also Kindern, die noch vor oder kurz nach ihrer Geburt gestorben sind, um den Eltern das Geschenk einer ersten und zugleich letzten Erinnerung zu machen. 

Damit noch viel mehr Eltern von den Sternenkind-Fotografen erfahren und wissen, wen sie anrufen können, wenn sie sie einmal brauchen sollten, berichten immer wieder Sternenkind-Fotografen von ihren Einsätzen, ihren Begegnungen mit Sternenkindern – wie hier die Fotografin Michaela Mogath aus Bayern.

Die Sternenkind-Fotografin freuen sich immer über neue ehrenamtliche Kollegen, die dabei mithelfen möchten, Sternenkind-Eltern den Abschied von ihren Babys zu erleichtern. Es gibt aber auch noch viele andere Möglichkeiten, das Projekt zu unterstützen - welche, dazu wird immer aktuell auf der Internetseite informiert, oder auf der Facebook-Seite von "Dein Sternenkind":

Quelle