Starlink als strategisches Werkzeug: So helfen Elon Musks Satelliten beim Angriff auf russische Panzer

23.03.2022 11:27

Schon vor Wochen erreichten ganze LKW-Ladungen mit Starlink-Bodenstationen die Ukraine – darum bat Digitalminister Fedorow Elon Musk via Twitter. Inzwischen spielen die Satelliten eine wichtige Rolle im Kampf gegen Russland.

Die ukrainischen Streitkräfte sind standhaft: Obwohl der Beschuss der russischen Invasoren unaufhörlich weitergeht, setzt sich die Armee mit allen Mitteln zur Wehr. Dazu zählt neuerdings auch Elon Musks Starlink-Internet, wie der Telegraph berichtet. Besonders Drohnenteams in ländlichen Gebieten nutzen nach Angaben der Tageszeitung die Internetverbindung aus dem All.

Am stärksten profitiert demnach wohl eine Einheit namens Aerorozvidka (steht für "Luftaufklärung"), die für die Überwachung und den Angriff auf russische Panzer und Stellungen Drohnen einsetzt. Die Teams, welche für die Koordinierung der Multikopter vor Ort sind, nutzen Starlink für den Zugriff auf strategische Datenbanken, den Kontakt zu den Leitstellen und zur Unterstützung der Artillerie.

Sobald die Aerorozvidka russische Ziele identifiziert hat, steuern die Soldaten unbemannte Fluggeräte mit Antipanzer-Munition darüber und lassen die Bomben fallen – oder geben die Koordinaten weiter. Gegenüber der London Times bestätigte ein ukrainischer Soldat die Effektivität der Angriffe. Er erklärt: "In der Nacht ist es unmöglich, unsere Drohnen zu sehen. Wir suchen gezielt nach dem wertvollsten Lastwagen im Konvoi und treffen ihn dann genau. Wir können das sehr gut und mit sehr geringen Kollateralschäden machen - sogar in den Dörfern ist das möglich." 

Yaroslav Honchar, Kommandant der Einheit, beschreibt eine weitere Einsatzoption: "Wenn wir nachts eine Drohne mit Wärmebildkamera einsetzen, muss sie sich über Starlink mit dem Artillerieteam verbinden und so die Zielerfassung unterstützen." Die hohen Datenraten der Verbindung seien oftmals die einzige Möglichkeit, eine stabile Kommunikation zu gewährleisten, heißt es.

Russland ist außer sich

Dmitri Olegowitsch Rogosin, Chef der russischen Weltraumbehörde Roskosmos, beklagte bereits Anfang März, dass Starlink eine Einmischung der westlichen Welt in den Krieg sei. Einem russischen Staatsmedium erklärte er: "Während Russland seine höchsten nationalen Interessen auf dem Territorium der Ukraine durchsetzt, taucht Elon Musk mit seinem Starlink auf, das zuvor als rein zivil deklariert wurde. Ich habe davor gewarnt, aber unsere "Muskophilen" sagten - er ist das Licht der Weltkosmonautik. Hier, sehen Sie, er hat die Seite gewählt. Ich nehme es ihm nicht einmal persönlich übel. Das ist der Westen, dem wir niemals vertrauen sollten."

Musk reagierte kaum, schrieb nur salopp: "Das zivile Internet der Ukraine hatte seltsame Ausfälle - vielleicht wegen schlechten Wetters? - deshalb hilft SpaceX bei der Behebung."

Tatsächlich nutzen offenbar viele Menschen das Weltall-Internet. Starlink gehört nach Angaben des Telegraph zu den beliebtesten App-Downloads der Ukraine, und rund 100.000 Personen hielten über die Satelliten Kontakt zur Außenwelt. Musk: "Starlink ist das einzige nicht-russische Kommunikationssystem, das in einigen Teilen der Ukraine noch funktioniert.“ 

Im weiteren Kriegsverlauf könnte die Bedeutung von Starlink noch zunehmen, denn das permanente Bombardement der ukrainischen Infrastruktur schwächt herkömmliche Internetleitungen zusehends, sodass alternative Zugänge zum Internet für die Zivilbevölkerung und auch das Militär entscheidend sind.

Ganz ungefährlich ist das aber nicht: Schon in der Vergangenheit hatte Russland Empfangsstationen von Satellitenverbindungen geortet und die Informationen für die Koordination von Luftschlägen und Artillerie genutzt. Davor warnt auch Elon Musk. Er riet Nutzern in der Ukraine, Starlink nur dann einzuschalten, wenn man die Verbindung unbedingt brauche und die Antennen so weit wie möglich von Menschen zu entfernen, wie es möglich ist. 

Seit Anfang März arbeitet SpaceX, die Firma hinter Starlink, auch daran, so Musk in verschiedenen Tweets, die Sicherheit der Bodenstationen zu erhöhen, sie vor Störsendern zu schützen und den Stromverbrauch zu senken, damit der mobile Einsatz einfacher wird – was wiederum für mehr Sicherheit der Nutzenden sorgt.

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