SEK stürmt falsche Wohnung und fesselt Unschuldigen – als Entschädigung gibts nur einen 50-Euro-Gutschein

10.02.2022 10:47

Das SEK hat irrtümlicherweise die Wohnung eines Essener Studenten gestürmt und diesen gefesselt. Als Entschuldigung bekam er vom Leiter des Kommandos einen Amazon-Gutschein.

Nachdem Spezialeinsatzkräfte der Polizei in Essen eine falsche Wohnung gestürmt haben, gab es für den betroffenen Studenten eine ungewöhnliche Entschädigung: Der Einsatzleiter hat dem 28-Jährigen einen von ihm selbst besorgten Gutschein eines Online-Shops im Wert von 50 Euro und ein offizielles Entschuldigungsschreiben zukommen lassen, sagt eine Polizeisprecherin der Deutschen Presse-Agentur.Laut der Polizeisprecherin stürmte das SEK am 25. Januar gegen 8.15 Uhr am Morgen eine Wohnung in der Pfeifferstraße in der Nähe der Zeche Zollverein in Essen. Wegen "widersprüchlicher Angaben zur Lage der Wohnung" wären die Einsatzkräfte zunächst in die Wohnung in der falschen Etage eingedrungen. Nach dem Aufbrechen der Tür sei ein "Irritationskörper" in die Wohnung geworfen worden. Die Person sei überwältigt und gefesselt worden. Da eine Personenbeschreibung vorlag, sei der Irrtum sofort aufgefallen. "Bindet ihn los, es ist der Falsche", soll ein Polizist laut Zeitungsbericht gesagt haben. Die Einsatzkräfte hätten den Mann dann sofort losgelassen.

Essen: Polizei stürmt falsche Wohnung – 28-Jähriger leidet noch immer unter dem Vorfall

Anstelle des Studenten wollte das SEK eigentlich seinen 39-jährigen Nachbarn in der Wohnung darunter festnehmen. Dieser soll am Tag zuvor mit seiner Partnerin eine Schülerin während der großen Pause über den Schulhofzaun hinweg  mit einer Waffe bedroht haben. Die Eltern hätten daraufhin sofort Anzeige erstattet. Weil der mutmaßliche Täter bei der Polizei bereits lange Akteneinträge hatte, kam es am nächsten Morgen zum Aufmarsch des SEK und der hierbei entstandenen Verwechslung.

Dem WDR gegenüber sagt Jörg Hufer, der Anwalt des Betroffenen, dass die Beamten auch eine Waffe auf den Studenten gerichtet hätten. "Er hatte Todesangst und hat die ganze Zeit nur gewinselt: Bitte nicht schießen!", so Hufer. Laut eigenen Angaben sei der 28-Jährige bei dem Einsatz am Auge und Bein verletzt worden. Jedoch wollte ihn bei einer Untersuchung in der Wohnung niemand mit ins Krankenhaus nehmen. Zudem leide er nach wie vor psychisch unter dem Vorfall.  "Er hat immer noch Angst und kann kaum schlafen. Wenn jemand hinter ihm steht, schreckt er zusammen", sagt der Anwalt.

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