Sandmücken: Klein, aber gefährlich

30.07.2020 11:52

Sandmücken erinnern an klitzekleine Fliegen, sind einzeln kaum sichtbar, absolut lautlos und können tödliche Krankheiten wie Leishmaniose übertragen. Erfahren Sie hier mehr über die Plagegeister.

Ein Angriff der Sandmücke wird im ersten Moment kaum wahrgenommen, denn sie sticht nicht, sondern beißt. Erst circa zehn Minuten nach dem Biss spürt man einen starken Juckreiz.

Auch wenn es sicherlich schwerfällt: Kratzen Sie die Bisse nicht auf. Das verschlimmert den Juckreiz, und die offene Wunde kann sich durch das Eindringen von Bakterien entzünden und Infektionen und Krankheiten begünstigen. Besonders groß ist die Leishmaniose-Gefahr.

Wie sehen Sandmücken aus?

Die Plagegeister sind deutlich kleiner als Stechmücken, die Dengue-Fieber übertragen können. Rein äußerlich betrachtet, erinnern die Tiere an harmlose Fruchtfliegen. Sie werden nur circa 1-4 Millimeter groß und haben große, tiefschwarze Augen und überdimensional große Flügel, was ihnen ein schmetterlingsartiges Aussehen verleiht.

Hat sich das blutsaugende Insekt auf unserer Haut niedergelassen, beißt es ein klitzekleines Stück Fleisch aus der Haut und nimmt das austretende Blut auf. An folgenden Körperstellen beißt die Sandmücke besonders gerne und häufig zu:

  • Gesicht und Nacken
  • Arme und Beine
  • Knöchel

Nur befruchtete Weibchen sind gefährlich

Eigentlich sind die Tiere im Grunde Vegetarier. Allerdings beschleunigt die Aufnahme von Blut bei den weiblichen Sandmücken die Eiablage. Deshalb sind es auch nur sie, die bei Menschen und Tieren zubeißen.

Männchen und unbefruchtete Weibchen dagegen ernähren sich ausschließlich von Pflanzensaft. Eine ausgewachsene Sandmücke lebt ungefähr 40 Tage und kann nach jedem Saugen von Blut bis zu 100 Eier an feuchten Stellen ablegen.

Wo kommen Sandmücken vor und wann sind sie aktiv?

Überall, wo die Durchschnittstemperatur dauerhaft bei über 10 °C bleibt, fühlen sich die Blutsauger besonders wohl. So zum Beispiel in den Tropen und Subtropen in Asien, Mittel- und Südamerika, aber auch dem Mittelmeerraum.

Letzterer ist gerade bei uns ein beliebtes Reiseziel, weshalb dort Vorsicht geboten ist. In manchen Teilen Deutschlands sind die kleinen beißenden Mücken inzwischen auch angekommen, allerdings handelt es sich hierbei um eine Unterart (Phlebotomus mascittii), die nicht besonders gefährlich ist.

Mehrmals gesichtet wurde die Sandmücke in Süden und Westen Deutschlands. Aufgrund des Klimawandels gehen Forscher davon aus, dass sich der Krankheitsüberträger auch hierzulande weiter ausbreiten wird.

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Da Sandmücken nicht zu den besten Fliegern zählen, sind sie tagsüber aufgrund von Wind eher weniger aktiv, dafür umso mehr, sobald es windstill und die Sonne untergegangen ist. Ziemlich schlau, kann man die Insekten ja tagsüber schon nicht wirklich erkennen.

Bei Dunkelheit sehen wir sie gar nicht mehr. Zudem treten sie oftmals gleich in Massen auf und überfallen ihre Opfer am liebsten im Schlaf. Nicht selten werden Betroffene innerhalb von wenigen Minuten bis zu 30 Mal gebissen.

Warum sind Sandmücken so gefährlich?

Die Tiere gelten als Überträger von schwerwiegenden Infektionskrankheiten wie PhlebotomusfieberOroya-Fieber und Leishmaniose. Besonders die Infektionskrankheit Leishmaniose wird in Deutschland immer häufiger bei Menschen und Hunden diagnostiziert. Fast immer war eine Sandmücke Ursprung hierfür. Im Mittelmeerraum sind besonders oft streunende Hunde von Erregern befallen.

Die Erkrankung selbst wird von Leishmanien (winzige Parasiten) verursacht und führt zu hohem Fieber und  schmerzhaften Hautgeschwüren. Eine Viszerale Leishmaniose wie Kala-Azar verursacht gefährliche Schäden an den inneren Organen. Wird die gefährliche Krankheit Leishmaniose nicht rechtzeitig erkannt, kann sie tödlich enden.

Wie können Bisse der Sandmücke behandelt werden?

Streng genommen, können Sie nach dem Biss durch eine Sandmücke nichts machen, außer Abwarten und unter keinen Umständen kratzen. Ein wirklich effektives Heilmittel gibt es nicht. Um die Schwellung und den zum Teil unerträglichen Juckreiz zumindest ein wenig zu lindern, können Antihistaminika sowie cortisonhaltige Salben helfen.

Solange keine Krankheitserreger oder Bakterien in die Bissstelle eingedrungen sind, halten der schmerzhafte Juckreiz und die eventuell gerötete Stelle etwa 3 Tage an. Wenn Sie zum ersten Mal gebissen worden sind oder allergisch auf die Giftstoffe im Speichel der Sandmücke reagieren, können sich auch kleine Blasen und Papeln auf der Haut bilden, die erst nach mehreren Wochen wieder verschwinden.

Sollte die Bissstelle nach mehreren Tagen immer noch nicht verheilt sein oder sich eine große nässende Wunde entwickeln, suchen Sie bitte umgehend einen Arzt auf. Erfolgt keine rechtzeitige Behandlung, kann dies – wie bereits oben erwähnt – ernsthafte Folgen haben.

Wie schütze ich mich vor Sandmücken?

Einen einhundertprozentigen Schutz gegen Sandmücken gibt es leider nicht. Um jedoch vielleicht nicht ganz so viele Bisse abzubekommen und die kleinen Insekten abzuwehren, können folgende Tipps helfen:

  • Lange Kleidung für eine möglichst flächige Körperbedeckung
  • Kopfnetz
  • Dünnmaschige Fliegengitter an den Fenstern
  • Dünnmaschiges Moskitonetz über dem Bett

Sie können auch herkömmliche Sprays oder Lotion zur Mücken- und Insektenabwehr verwenden. Zusätzlich reiben sich viele Einheimische mit Kokosnussöl ein. Bei den Mücken- und Insektenschutzmitteln für die Haut sollten Sie jedoch darauf achten, dass die Wirkstoffe Icaridin (IR3535) oder Diethyltoamid (Deet) enthalten sind. Diese gelten als besonders wirksam und lang anhaltend.

Sandmücken leben im Übrigen vorwiegend in Bodenhöhe von bis zu zwei Metern. Weshalb selbst schon die Übernachtung in den oberen Stockwerken einen gewissen Schutz bietet.

 

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