Placebo-Effekt: Wenn Glauben heilt

11.10.2019 15:17

Früher galt der Placebo-Effekt als Humbug. Doch inzwischen ist bewiesen, dass oftmals allein der Glaube an ein positives Resultat auch wirkt. Doch wie kann das sein? Wie kann allein durch die Kraft der Gedanken Linderung verschafft werden? Die Antwort auf diese Fragen finden Sie hier.

Nicht erst in der heutigen Zeit, sondern bereits in der Antike suchten die Menschen nach Lösungen, um Krankheiten und Schmerzen heilen oder lindern zu können. So wandte etwa schon der griechische Arzt Hippokrates Methoden an, die halfen, obwohl sie laut der Theorie wirkungslos waren.

Der Placebo-Effekt

Der Begriff Placebo stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Ich werde gefallen“. Aus medizinischer Sicht steht Placebo für ein Arzneimittel, das keine Arzneistoffe beinhaltet und dementsprechend nicht auf die herkömmliche Weise pharmakologisch wirkt. Zumeist besteht ein Placebo beispielsweise aus Milchzucker.

Tritt bei der Einnahme – ungeachtet der Zusammensetzung – die gewünschte Besserung des Leidens ein, wird vom sogenannten Placebo-Effekt oder der Placebo-Wirkung gesprochen.

Wirkungsweisen von Placebos

Mittlerweile ist der Placeboeffekt weitestgehend erforscht. Verschiedene Aspekte sind für den Erfolg des Placeboeffektes von Bedeutung:

Unbewusste Konditionierung

Die unbewusste Konditionierung kann als Lernprozess verstanden werden. Wurde bereits eine positive Erfahrung mit der Einnahme eines Medikaments gemacht, erfolgt unbewusst eine positive Verknüpfung mit Medikamenten. Der Patient verinnerlicht unbewusst die Einstellung, dass ein Medikament erneut helfen wird.

Bewusste Erwartungshaltung des Patienten

Im Gegensatz zur unbewussten Konditionierung ist allerdings auch die bewusste Erwartungshaltung des Patienten ausschlaggebend für den Erfolg des Placeboeffektes. In diesem Fall ist der Patient davon überzeugt, dass ein Medikament hilft. Eine Verstärkung dieser Überzeugung kann darüber hinaus dadurch erreicht werden, dass der Arzt das Verschreiben des Medikaments ausreichend begründet und der Apotheker die Einnahme positiv kommentiert.

Art der Verabreichung (Applikationsform)

Der Placeboeffekt beruht zu großen Teilen auf der Erwartungshaltung des Patienten. Bei Verabreichung eines Scheinmedikaments durch einen Arzt hängt der Erfolg dementsprechend in großen Teilen davon ab, ob der Patient eine Wirkung erwartet.

Grundlegend für den Erfolg sind also auch die Argumentation des zuständigen Arztes und das bestehende Verhältnis zum Patienten. Vertraut der Patient dem Arzt, wird sich der Placebo-Effekt leichter einstellen. Glaubt der Patient nämlich ernsthaft an die Wirkung des Medikaments, setzt der Körper schmerzstillende Hormone frei, die damit zur gewünschten Wirkung führen und das Leiden des Menschen lindern.

Placebo by Proxy

Der Placeboeffekt kann sich auch auf nahestehende Personen und sogar Haustiere auswirken. Beim sogenannten Placebo by Proxy Effekt wirken Placebos, weil die positive Einstellung des Behandelnden auf die behandelte Person oder das Tier abfärbt. So lässt sich auch erklären, weshalb homöopathische Mittel Kindern und Haustieren helfen können.

Weitere Faktoren, die den Erfolg eines Placebos bestimmen

Bei der Anwendung eines Placebos hängt der Erfolg von weiteren Faktoren ab. So ist etwa die Farbe des Medikaments ein bedeutendes Erfolgskriterium. Beispielsweise hilft bei Schlafstörungen eher ein grünes Medikament, da dieses beruhigend auf den Menschen wirkt. Rot wirkt hingegen aufputschend und ist demnach eher für Herz-Kreislaufprobleme geeignet.

Darüber hinaus ist auch die Darreichungsform wichtig – so sind beispielsweise Spritzen weitaus effektiver als Tabletten. Wie oben bereits erwähnt, ist auch das Verhältnis zwischen Arzt und Patient ausschlaggebend – ein gutes Vertrauensverhältnis stellt die Basis des Erfolges dar. Jedoch spielen auch die Kosten eines Medikaments eine Rolle: Teurere Medikamente weisen einen stärkeren Placeboeffekt auf als günstigere.

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