Niereninsuffizienz

19.05.2021 11:57

Bei Niereninsuffizienz handelt es sich um eine häufig lebensbedrohliche Funktionsstörung der Nieren, bei der diese den Körper nicht mehr ausreichend oder gar nicht mehr entgiften. Was sie dagegen tun können und wie sie der Erkrankung vorbeugen, erfahren Sie hier.

Was ist Niereninsuffizienz?

Gesunde Nieren entgiften den Körper, indem sie schädliche Stoffe (harnpflichtige Substanzen) aus dem Blut filtern. Diese werden dann mit dem Urin ausgeschieden. Bei Niereninsuffizienz (auch Nierenfunktionsstörung oder Nierenversagen genannt) ist diese Funktion gestört. Die Anreicherung von Giftstoffen im Körper kann lebensbedrohlich sein. Die schädlichen Substanzen lagern sich im Blut an, und es entsteht eine Urämie (Blutvergiftung durch harnpflichtige Substanzen).

Es wird zwischen akuter Niereninsuffizienz, die plötzlich auftritt, und chronischer Niereninsuffizienz, die sich über einen längeren Zeitraum nach und nach verschlimmert, unterschieden. Ohne rasche Behandlung führt ein totales Nierenversagen zum Tod. Häufig kommt es im Verlauf der Krankheit auch trotz Behandlung zum vorzeitigen Tod (bei bis zu 60 Prozent der Fälle). In Westeuropa leidet etwa einer von 10.000 Menschen unter Nierenversagen. Die Zahl ist ansteigend, da die Menschen immer älter werden. Frauen sind zurzeit etwa 1,5-mal mehr betroffen als Männer.

Was sind die Ursachen von Niereninsuffizienz?

Akutes Nierenversagen wird häufig durch eine gestörte Durchblutung ausgelöst. Diese kann vielfältige Ursachen haben wie:

  • große Operationen oder Unfälle (hoher Blutverlust)
  • bestimmte Medikamente
  • eine Blutvergiftung (Sepsis)
  • Entzündungen des Nierengewebes
  • Infektionen mit Bakterien oder Viren
  • gestörter Harnabfluss

Hauptursache von chronischem Nierenversagen ist Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit). Weitere Ursachen sind unter anderem:

  • Bluthochdruck
  • Infektionen und Entzündungen
  • Nierensteine und Tumore
  • Schmerzmittelmissbrauch

Was sind die Symptome von Niereninsuffizienz?

Bei einer akuten Niereninsuffizienz können unter anderem folgende Symptome auftreten.

Zu Beginn:

  • Müdigkeit
  • Leistungsschwäche
  • Konzentrationsstörungen
  • Unwohlsein, Übelkeit

Später:

  • Geringe Urinausscheidung
  • Ödeme an den Extremitäten, später auch im Bauchraum und im Lungenbereich
  • Atemnot
  • Bewegungseinschränkungen
  • Schmerzen
  • Herzrhythmusstörungen

Bei einer chronischen Niereninsuffizienz treten ähnliche Symptome wie bei einer akuten auf. Hinzukommen können unter anderem:

  • Depressionen
  • gestörte Blutgerinnung
  • Knochenschmerzen
  • Muskelschwäche
  • Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust
  • braungelb gefärbte Haut
  • starker Juckreiz
  • dunkelgelber bis rotbrauner Urin
  • veränderter Blutdruck
  • Geschmacksstörungen
  • erhöhte Infektanfälligkeit
  • Krampfanfälle
  • Verwirrtheit
  • Bewusstlosigkeit, Koma

Wie erkennt der Arzt Niereninsuffizienz?

Neben der Untersuchung auf eventuell auslösende Grunderkrankungen (etwa Diabetes) hat der Arzt unter anderem folgende Möglichkeiten, um eine Niereninsuffizienz festzustellen:

  • Blutuntersuchung
  • Untersuchung der Nierenwerte
  • Urinanalyse
  • Nierenbiopsie
  • 24-Stunden-Blutdruckmessung
  • Ultraschall, Röntgen

Bei der chronischen Niereninsuffizienz kann das gesunde Nierengewebe lange Zeit die Aufgaben des erkrankten Teils mit übernehmen. Daher wird die Krankheit häufig erst spät entdeckt.

Wie wird Niereninsuffizienz behandelt?

Die Therapie richtet sich nach Form und Stadium der Niereninsuffizienz. Bei akutem Nierenversagen wird im Krankenhaus die zugrunde liegende Krankheit therapiert. Durch Infusionen, Medikamente und angepasste Ernährung (eiweiß- und phosphatarme Diät, hohe Trinkmenge) werden zudem die Symptome behandelt. Eine Dialyse kann vorübergehend erforderlich sein.

Bei weiter fortgeschrittener Niereninsuffizienz können oft nur eine lebenslange Dialyse oder eine Nierentransplantation (falls ein Spenderorgan verfügbar ist) lebensbedrohliche Schäden abwenden.

Wie kann ich einer Niereninsuffizienz vorbeugen?

Niereninsuffizienz wird oftmals durch andere Erkrankungen (Diabetes) ausgelöst. Daher ist der Kontakt zum behandelnden Arzt von großer Bedeutung. Außerdem sollte auch auf den Missbrauch von Schmerzmitteln verzichtet werden – auch aus gesamtgesundheitlicher Sicht.

Bereits Erkrankte bzw. Diagnostizierte sollten vor allem auf ihre Ernährung achten und eng mit ihrem Arzt (Nierenspezialist) zusammenarbeiten. Da auch nicht verschreibungspflichtige Medikamente über die Niere ausgeschieden werden, sollte bei Selbstmedikation immer der Arzt um Rat gefragt werden.

Wie sind die Heilungschancen bei Niereninsuffizienz?

Kann bei akutem Nierenversagen die Grundkrankheit erfolgreich therapiert werden, ist die Prognose günstig. Gewebeänderungen bilden sich meist wieder zurück. Gelingt dies jedoch nicht, ist die Sterblichkeit dagegen sehr hoch.

Bei chronischer Niereninsuffizienz kommt es immer zu bleibenden Schäden. Ohne Behandlung endet eine Niereninsuffizienz tödlich. Trotz Therapie kommt es in vielen Fällen zu einem vorzeitigen Lebensende – etwa durch krankheitsbedingte Organstörungen. Auch nach einer Nierentransplantation muss der Betroffenen lebenslang Medikamente (zum Schutz vor Abstoßung) einnehmen.

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