Nie wieder ist jetzt! : Erneut demonstrieren Abertausende gegen rechte Umtriebe

29.01.2024 11:05

Am Holocaust-Gedenktag protestieren zigtausende Menschen gegen Rechtsextremismus. Auch der deutsche Profifußball ist dabei und erinnert an die Verbrechen des Nationalsozialismus.

Demokratieverächter im Aufwind, Verschwörer, die Millionen Deutsche deportieren wollen – es gibt genug Gründe, gegen rechte Extremisten zu demonstrieren. Jetzt gesellt sich ein weiter dazu: der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Und ob in den Fußballballstadien oder auf den Straßen: Abertausende haben erneut gegen rechte Umtriebe protestiert.

Wieder Abertausende gegen rechts auf der Straße

  • In Düsseldorf waren es nach ersten Schätzungen der Veranstalter mindestens 30.000 Menschen – die Polizei wollte die Zahl zunächst nicht bestätigen, sprach aber von einem sehr starken Andrang. Die Demo stand unter dem Motto "Gegen die AfD – wir schweigen nicht. Wir schauen nicht weg. Wir handeln!" Unter den Protestierenden waren Menschen jeden Alters, darunter viele Familien mit Kindern. Ein 69-Jähriger, der nach eigenen Worten erstmals seit Jahrzehnten wieder in einer Demo mitlief, sagte: "Wenn wir jetzt nicht Flagge zeigen, gehen wir in eine Richtung, aus der wir nicht mehr rauskommen."
  • In Osnabrück versammelten sich rund 25.000 Demonstranten, auch Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) war bei der Kundgebung dabei. Er sagte, die AfD wolle den Systemwechsel. "Das heißt nichts anderes als, sie wollen zurück in die dunklen Zeiten des Rassenwahns, der Diskriminierung, der Ungleichheit und des Unrechts." Pistorius zog einen Vergleich mit der Weimarer Republik, die nicht an ihren Feinden, sondern an der Schwäche ihrer Freunde zugrunde gegangen sei. "Heute wissen wir es besser, Geschichte darf sich nicht wiederholen."
  • In Kiel zählten die Veranstalter mehr als 15.000 Teilnehmer einer Demonstration gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus, die Polizei sprach rund 12.000 Menschen. "Unsere Demokratie ist stabiler als die Demokratie vor 100 Jahren, aber seien wir uns nicht zu sicher", sagte Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD). 
  • In Singen zählte die Polizei nach ersten Angaben 4000 Demonstranten, in Sigmaringen waren es rund 2000 Menschen. In Neumarkt in der Oberpfalz sprach die Polizei von rund 1500 Menschen bei einer Demo gegen rechts.

Schon am Freitag gingen in mehreren Städten erneut Tausende Menschen auf die Straße. Proteste gab es etwa in Frankfurt am Main, Saarbrücken, Herne und Gütersloh. Am vergangenen Wochenende hatten sich nach Angaben des Bundesinnenministeriums mehr als 900.000 Menschen an Demonstrationen gegen rechts beteiligt. 

"Nie wieder ist jetzt!"

Auch der Profifußball setzt ein Zeichen gegen Antisemitismus. Bei den Spielen in den Stadien, auf dem Trainingsplatz und bei anderen Veranstaltungen gedachten die Clubs und Fans am Jahrestag der Befreiung des früheren deutschen Konzentrationslagers Auschwitz an die Verbrechen der NS-Zeit. Angesichts des Terrorangriffs der islamistischen Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober und den zunehmenden Protesten gegen rechts in Deutschland finden die Aktionen diesmal unter dem Motto "Nie wieder ist jetzt!" statt.

"Der Erinnerungstag im deutschen Fußball ist inzwischen ein fester Bestandteil unseres Spielkalenders und setzt jedes Jahr ein klares, starkes Zeichen", sagte Geschäftsführer Steffen Merkel von der Deutschen Fußball Liga. 

"Unsere Demokratie ist ist menschengemacht"

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) begrüßte die zahlreichen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus der letzten Tage und Wochen. "Unser Land ist gerade auf den Beinen. Millionen Bürgerinnen und Bürger gehen auf die Straße", sagte er in seinem wöchentlichen Video "Kanzler kompakt". Es sei der Zusammenhalt der Demokratinnen und Demokraten, der die Demokratie stark mache. "Unsere Demokratie ist nicht gottgegeben. Sie ist menschengemacht. Sie ist stark, wenn wir sie unterstützen. Und sie braucht uns, wenn sie angegriffen wird."

Am 27. Januar 1945 hatten sowjetische Truppen die Überlebenden des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz befreit. Die Nazis hatten dort mehr als eine Million Menschen ermordet, überwiegend Juden. Seit 1996 wird das Datum in Deutschland als Holocaust-Gedenktag begangen, die Vereinten Nationen haben das Datum 2005 zum Gedenktag ausgerufen.

 

 

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