Menschenaffen drehen sich, bis ihnen schwindelig wird – unsere Vorfahren könnten das auch getan haben

16.03.2023 11:00

Sich im Kreis zu drehen sieht nicht nur lustig aus. Laut einer Studie drehen sich Menschenaffen absichtlich, bis ihnen schwindelig wird. Das hat einen bestimmten Grund.

Unsere nächsten tierischen Verwandten sind uns vielleicht noch ähnlicher als bislang angenommen. Laut einer Studie der britischen University of Warwick drehen sich Menschenaffen in der freien Wildbahn absichtlich so lange im Kreis, bis ihnen schwindelig wird. Ein möglicher Grund: Sie wollen "high" werden. Den Forschern zufolge könnte das einen entscheidenden Hinweis darauf geben, warum der Mensch seit Anbeginn der Zivilisation so sehr darum bemüht ist, seinen mentalen Zustand zu erweitern – sei es mit Hilfe von Meditation, Ritualen oder Drogen. 

Youtube-Videos zeigen Affen beim Drehen

Grundlage der Studie seien rund 40 Youtube-Videos gewesen, in denen sich Gorillas, Schimpansen, Bonobos und Orang-Utans wiederholt und offenbar absichtlich im Kreis drehen, bis ihnen schwindelig ist. Bis zu 28 Umdrehungen habe ein "Durchgang" gedauert, durchschnittlich drehten sich die Tiere mit Geschwindigkeit von 1,5 Umdrehungen pro Sekunde. Auch nutzen sie Lianen und Seile, um sich noch schneller zu drehen.

Zum Vergleich nutzten die Forscher Videos menschlicher Tänzer, zum Beispiel von Zirkusartisten und Ballett-Tänzern. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass Menschenaffen sich mit Geschwindigkeiten drehen, die beim Menschen einen physiologischen 'Rausch' hervorrufen", so die Autoren.

"Das Drehen verändert unseren Bewusstseinszustand, es bringt unsere Körper-Geist-Reaktion und Koordination durcheinander, so dass wir uns krank, benommen oder sogar beschwingt fühlen, wie bei Kindern, die in Karussells, Spinnrädern und Karussells spielen", erklärt Adriano Lameira, Professor für Psychologie an der Warwick University, der die Studie mit leitete.

Unsere Vorfahren könnten sich auch gedreht haben

Eigentlich sei im Tierreich nur der Mensch für seine Neigung bekannt, sich selbst in einen veränderten Geisteszustand zu versetzen, schreiben die Studienautoren. Seit Zivilisationsbeginn bedienen sich Menschen unterschiedlichster Kulturen dazu psychoaktiver Substanzen. Ob auch unsere Vorfahren schon in irgendeiner Form Drogen konsumierten, lässt sich schwer sagen. 

Sollte das Dreh-Verhalten der beobachteten Affen aber auch für ihre Artgenossen gelten, sei es zumindest sehr wahrscheinlich, dass unsere vormenschlichen Vorfahren es ihnen gleichtaten. "Sollte dies tatsächlich der Fall sein, hätte dies enorme Auswirkungen auf unsere Vorstellungen von den kognitiven Fähigkeiten und emotionalen Bedürfnissen des modernen Menschen", so Lameira.

Es sei alledings auch möglich, dass das die Angewohnheit der Tiere lediglich auf psychische Gesundheit zurückzuführen sei – schließlich sei das Verhalten meistens bei Affen in Gefangenschaft beobachtet worden. In jedem Fall sei noch weitere Forschung notwendig, um das Verhalten der Primaten zu erklären.

 

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