Mama ist tot : Krebskranke Daniela will für ihren Sohn weiterleben - ihr könnt ihr helfen

26.06.2020 23:54

Ein Satz geht Daniela Fuchs nicht mehr aus dem Kopf. Vor vier Wochen erhält die junge Mutter einen Anruf aus der Schule ihres Sohnes. Ludwig ist zusammengebrochen. Auf dem Schulhof hatten Kinder den Siebenjährigen gehänselt. „Deine Mama ist gestorben“, spotteten sie. Als Daniela zu ihrem Sohn eilt, kann Ludwig nicht mehr aufhören, bitterlich zu weinen. "Meine Mama ist tot", schluchzte ihr Sohn. Es war der Tag, an dem Daniela bewusst wurde, dass sie weiterleben muss - koste es, was es wolle.

Daniela hat erlebt, wie es ihrem Sohn ergehen wird, wenn passiert, was weder sie noch ihre Ärzte verhindern können. Die alleinerziehende Mutter hat Krebs und wird sterben. Gehirn, Lymphknoten, Brust, Knochenmark: Weil die Krankheit vor zwei Jahren zu spät erkannt wurde, ist nahezu ihr ganzer junger Körper von Metastasen befallen. „Es fühlt sich an, als würde man innerlich aufgefressen“, sagt Daniela.

Die Starnbergerin kämpfte – für sich und ihren Sohn. 38 Chemo-Sitzungen, 31 Bestrahlungen, dutzende OPs und eine Brustabnahme hat sie über sich ergehen lassen - ohne Erfolg. Der Krebs streut unaufhörlich weiter, die Tumore sind zu groß, um noch operiert zu werden. Daniela hat die kräftezehrenden Behandlungen abgebrochen. „Ich will die Zeit, die mir bleibt, nicht unter Schmerzen und über der Toilettenschüssel verbringen“, sagt sie. Ärzte geben ihre noch ein bis zwei Jahre Zeit.

"Mein Sohn braucht mich. Er ist ein Mama-Kind"

Dass ihr eigenes Leben zu Ende geht, damit hat sich Daniela inzwischen abgefunden. Trotz „brüllender Schmerzen“ kellnert die toughe Frau noch in einer Pizzeria, trifft sich mit Freunden und ihrer Familie und macht ab und zu auch „noch einen drauf“, wie sie sagt. „Ich nehme Morphium. Das bringt mich durch den Tag.“ Doch eines kann Daniela kaum ertragen. „Zu wissen, dass ich Ludwig alleine lassen muss. Er braucht mich. Er ist ein Mama-Kind.“

Daniela ist gerade 30 geworden. Vor zwei Jahren stand die junge Frau noch mitten im Leben, hatte viele Pläne für die Zukunft. „Mit 30 wollte ich immer einen Mann haben, zwei Kinder und ein Haus. Jetzt habe ich ein Kind und bin todkrank. Aber das macht nichts“, sagt Daniela und lacht – nicht aus Verbitterung, sondern weil sie das Leben einfach so annimmt, wie es kommt. Das war nicht immer so.

Diagnose Krebs: "Lügt eure Kinder nicht an - sie spüren es"

Daniela ist 28, als sie die Schreckensdiagnose erhält. Sie schuftet 250 Stunden im Monat in einer Discount-Bäckerei, versucht sich und ihrem Sohn ein bescheidenes Auskommen zu schaffen. Dann wird sie mit einem Schlag aus dem Leben gerissen, das sie sich so mühsam aufgebaut hatte. „Am Tag der Diagnose habe ich Ludwig zu meinen Eltern gebracht, bin abgehauen, zu einer Freundin und habe meine Wut in Alkohol ertränkt“, berichtet Daniela. Der Rausch wurde für die junge Frau zur Katharsis. „Nach drei Tagen bin ich aufgewacht und wusste: Ich muss weiter machen – wenn nicht um meinet, dann um Ludwigs willen.“

Die Starnbergerin hat aus ihrer Krankheit von Anfang an kein Geheimnis gemacht – auch nicht ihrem Sohn gegenüber. Drei Tage nach der Diagnose nahm Daniela Ludwig auf den Arm und erklärte ihm, „dass Mama leider eine böse Krankheit hat“. Er weinte zwar bitterlich, aber verstand schnell. Geholfen hat Ludwig auch, dass seine Mutter ihn mit zu ihren Ärzten nahm, die mit kindgerechten Bildern erklärten, was ein Tumor ist und was er macht. „Ich kann allen Eltern in dieser Situation nur raten: Seid offen, sprecht mit den Kindern und lügt sie nicht an. Sie spüren es.“, sagt Daniela.

Die Beerdigung ist organisiert, die Urne von Ludwig bemalt

Behutsam versucht die junge Mutter ihr Kind auf das Unvermeidliche vorzubereiten. Als Daniela wegen der Chemo-Therapie die Haare ausfielen, flochten sie und Ludwig die Strähnen gemeinsam zu einem Zopf und rahmten ihn ein – „als Erinnerung an die Mama“, sagt Daniela. Weil die Mutter spürte, wie gut es ihrem Kind tat, sich mit ihrer Krankheit und den Folgen auseinanderzusetzen, durfte Ludwig auch die Urne mit aussuchen und bemalen. Inzwischen sind alle Formalitäten geklärt – von der Beerdigung bis zum Vormund. Wenn Daniela stirbt, wird Ludwig bei ihrer kleinen Schwester aufwachsen.

„Eigentlich könnte ich den Umständen entsprechend beruhigt sein“, sagt Daniela. Doch die Szenen vom Schulhof gehen der 30-Jährigen nicht mehr aus dem Kopf. „Ich habe gesehen, wie mein Tod Ludwig trotz aller Bemühungen aus der Bahn werfen wird. Ich muss einfach noch ein bisschen länger durchhalten.“

Immuntherapie: "Drei Jahre noch, dann könnte ich gehen"

Danielas größter Wunsch ist mehr Lebenszeit – nicht für sich, sondern für ihren Sohn. Ludwig ist gerade in die erste Klasse gekommen, hat Probleme in der neuen Umgebung – „weil er so sensibel ist und keine Ellenbogen hat“, wie Daniela sagt. Die Vorstellung, ihn jetzt zu verlassen, hält die 30-Jährige nicht aus. „Drei Jahre noch, dann wäre er zehn. Dann könnte ich gehen“, sagt Daniela.

Auch wenn der Krebs in ihrem Körper weiter wächst, gibt es eine Möglichkeit, Danielas Wunsch zu erfüllen. In der Schweiz wird für Patienten wie Daniela eine spezielle Immuntherapie angeboten, die ihre Krankheit zwar nicht heilen, das Unvermeidbare aber aufschieben kann. „Die Ärzte sagen, dass ich dadurch noch zwei bis drei Jahre hätte. Das wäre wunderbar.“

Behandlung kostet 17.000 Euro - zu viel für allein erziehende Mutter

Das Problem: Danielas Krankenkasse übernimmt nur 40 Prozent der 17.000 Euro teuren Behandlung. Ohne Hilfe kann sich die alleinerziehende Mutter die Therapie nicht leisten. Die 30-Jährige hofft deshalb auf Spenden und hat auf Facebook einen rührenden Aufruf an ihre Freunde gestartet. „Ich bin eigentlich nicht der Typ Mensch, der um Hilfe fragt“, sagt Daniela. „Aber wenn es um das Glück meines Sohnes geht, ist mir jedes Mittel recht.“Seit Ludwigs Zusammenbruch auf dem Schulhof verbringt Daniela noch mehr Zeit als sonst mit ihrem Sohn. Sie gehen raus in den Garten, an den Bach oder an den See. Obwohl sie schon körperlich schwach ist und jede Bewegung schmerzt, macht die junge Mutter noch kleine Fahrradtouren mit Ludwig. Wenn Corona vorbei ist, würde die kleine Familie gerne ein paar Tage an der Ostsee verbringen. Mit allen Mitteln versucht Daniela ihrem Kind das Gefühl zu geben: „Ich bin noch da – du kannst auf mich zählen.“

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