Lobotomie, Tabakklistier & Co. – 5 gruselige Heilmethoden von Früher

23.04.2021 14:08

„Das ist ja finsteres Mittelalter“, empört sich der zeitreisende Dr. McCoy im Film „Star Trek IV: Zurück in die Gegenwart“. Was ihn so aufregte, war die Behandlung einer nierenkranken Patientin per Dialyse im Jahr 1986. Er als Arzt des 22. Jahrhunderts konnte ihr mit einer einfachen Tablette das Leben retten.

 

So wie dem Raumschiff-Doc unsere heutigen Methoden barbarisch vorkommen, so blicken wir erschüttert auf Behandlungsmethoden aus der Vergangenheit zurück. Da gab es einiges, das früher als der letzte Schrei des medizinischen Fortschritts galt, das einem heute aber mindestens einen eiskalten Schauer über den Rücken jagt. Bei den folgenden Beispielen kann man nur dafür danken, in der heutigen Zeit geboren zu sein.

1.) Das Antimasturbationskorsett

Im 18. und 19. Jahrhundert sah man Masturbation als Wurzel vielen Übels an. Man glaubte, die Selbstbefriedigung führe zu Gehirnerweichung, Haarverlust, Muskelschwund, Kleinwüchsigkeit und vielem mehr. Wenn erzieherische Maßnahmen gegen die „Selbstbefleckung“ nicht halfen, wurde bisweilen zu drastischeren Maßnahmen gegriffen. Dieses Korsett etwa sollte verhindern, dass die Geschlechtsorgane berührt werden können. Wie sinnvoll und hygienisch das war, steht auf einem anderen Blatt.

2.) Der Vibrator gegen weibliche Hysterie

Noch um die vorletzte Jahrhundertwende glaubte man, eine Gebärmuttererkrankung würde alleinstehende Frauen zu hysterischem Verhalten zwingen. Es gab zwei Lösungen: entweder sie zu verheiraten oder ihnen einen „Manipulator“ zu verschreiben. Das war nichts anderes als ein Vibrator, der sie unter ärztlicher Aufsicht zum Orgasmus führte und beruhigte. 

3.) Das Tabakklistier

Rauchen ist gesund! Diesen gefährlichen Unsinn glaubte man noch bis vor wenigen Jahrzehnten. Um die heilenden Kräfte des Tabakrauches besonders effizient zu nutzen, entwickelte man im 18. Jahrhundert das Tabakklistier, mit dem der Rauch per Blasebalg direkt in den Darm geblasen werden konnte. Davon erhoffte man sich unter anderem Hilfe gegen Darmparasiten oder die Wiederbelebung scheintoter Menschen. Der Rauch wurde den Patienten in der Regel eine Stunde lang ununterbrochen eingeblasen.

4.) Die Drehmaschine für psychisch Kranke

Um 1806 entwickelte der englische Psychiater Joseph Mason Cox den nach ihm benannten „Cox’ swing“, einen an Seilen angebrachten, nach hinten geneigten Stuhl, der bis zu 100 Umdrehungen pro Minute erreichen konnte. Dadurch sollten psychisch kranke Patienten therapiert werden. Tatsächlich wurden sie durch die Position und Drehung desorientiert und eingeschüchtert, zusätzlich zu massivem Schwindel und Erbrechen. Warum dies irgendjemandem helfen sollte, erschließt sich nicht. Diese und ähnliche Maschinen waren aber weit verbreitet.

5.) Die Lobotomie

Das Leben wurde nicht leichter für Patienten in der Psychiatrie. Der US-amerikanische Neurologe Walter Freeman entwickelte in den 1930er Jahren eine Methode, um Lobotomien quasi am Fließband durchzuführen. Mit einem Eispickel wurde durch die Augenhöhle gestochen und durch Drehen, Bohren und Stochern ein Teil des Gehirns der Patienten zerstört. Damit sollte u.a. schizophrenen, alkoholkranken oder depressiven Menschen und z.B. auch Gefängnisinsassen geholfen werden bzw. sollten diese ruhiggestellt werden. Bis zum Verbot seiner Tätigkeit in den 1960ern führte Freemann über 3.500 solcher Eingriffe durch, teilweise öffentlich und auf Tournee in einem Wohnwagen. Die Folgen des Eigriffs waren oft schwere Behinderungen der Patienten, bis hin zur völligen Teilnahmslosigkeit. Da Freemans Methode aber Kliniken und Staat viel Geld sparte, konnte er viel zu lange gewähren.

Quelle