Wer dachte, dass der Durst nach Entsorgung der Erinnungskultur mit ein paar „umstrittenen“ Persönlichkeiten gestillt wäre, wird gerade eines Besseren belehrt.
Die Debatte um angeblich „rassistische“ Gedenkkultur hat den deutschen Sprachraum erreicht – und linke Meinungsmacher gehen dabei kein bisschen weniger erbarmungslos vor als ihre Gesinnungskollegen in der englischsprachigen Welt. Was dort freundlich lächelnde Herren älteren Semesters sind, sind hier Abbilder frühchristlicher Heiliger.
Coburger Stadtwappen im Visier
Denn im oberfränkischen Coburg existiert nun allen Ernstes eine Petition, den Mohren aus dem Stadtwappen zu tilgen. Dieser stellt zwar den Hl. Mauritius – seit dem Mittelalter wohl wegen einer Volksetymologie als dunkelhäutig dargestellt – dar. Den Bilderstürmern ist der Schutzpatron der Stadt aber egal: Ihrer Meinung nach hat der Mohr seine Schuldigkeit getan – und soll nun für die angeblich fehlende Sichtbarkeit Farbiger verschwinden.
Kurioserweise wandeln die linken Weltverbesserer dabei auf Spuren, mit denen sie sicher keinen Konsens erzielen wollen. Denn die Nationalsozialisten ließen 1934 den Mohren aus dem Wappen entfernen, ein Schwert mit einem Hakenkreuz im Griff kam stattdessen. Auch die Mohrenstraße musste weichen – grüne Politiker wollen in Berlin jetzt Ähnliches.
„Anti-Rassismus“ geht durch den Magen
Und im Falle des Dornbirner „Mohrenbräu“ laufen sogar heimische Journalisten mächtig Sturm. Dessen Emblem geht auf das sprechende Wappen des Brauereigründers Josef Mohr zurück und trägt somit ebenfalls ein Konterfei des Hl. Mauritius. Die Antwort auf die Frage, welches Bild man den Vorfahren einer Person mit diesem Nachnamen hätte geben sollen, bleiben die linken Empörungskünstler schuldig.
Aber es geht noch verrückter: Denn auch die Pizza Hawaii soll verschwinden. Und das nicht aus dem kulinarischen Grund, dass eine Ananas nach Ansicht vieler auf einer Pizza nichts verloren hat. Sondern, weil das Gericht angeblich rassistische Stereotype bediene und die Ananas in der traditionellen hawai’ianischen Küche keine rege Anwendung finde. Das ist also fast so schlimm und kolonialistisch wie der in einer ebensolchen wohnende SpongeBob Schwammkopf, an dem sich eine US-Anthropologin im Vorjahr stieß.
Blutsaugende Linke mit totalitärer Ader
Als Beobachter dieser Eigendynamik bekommt man den Eindruck, dass Linke in ihrem Rausch der Deutungshoheit wie unersättliche Vampire nicht genug vom Blut der Vorderen bekommen können. Alles, was ihnen nicht in den Kram passt, muss weg. Die eigenen Helden und deren Statuen bleiben zumeist unbehelligt – selbst dann, wenn diese ebenfalls aus heutigen linken Moralvorstellungen fragwürdige Aussagen oder Handlungen setzten.
Denn geht ihnen nicht um die Sache an sich, sondern um die Hoheit über den öffentlichen Raum. Was man sonst von Systemwechseln und totalitären Regimes kennt, macht Schule. Teils, weil Linke ihren revolutionären Selbstanspruch nie abgelegt haben. Aber teils auch wirklich, weil sie an die alleinige Gültigkeit ihrer „progressiven“ Ideen glauben und keine Toleranz für abweichendes (Ge-)Denken haben.
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