Lehrerin Luciana Lira nimmt Baby von Corona-Patientin auf

27.03.2022 20:18

Corona stellt fast unser aller Leben auf den Kopf. In ganz besonderem Maße sind Lehrer davon betroffen. Zunächst wurden die Schulen geschlossen, dann wurde Homeschooling am Computer via Webcam eingeführt.

Als Lehrerin in Stamford (US-Bundesstaat Connecticut) war auch Luciana Lira davon nicht ausgenommen. Und als ob der neue Corona-Alltag nicht schon außergewöhnlich genug wäre, wurde Lucianas Leben durch einen Telefonanruf am 31. März 2020 zusätzlich durcheinandergebracht.

Denn an jenem Dienstag meldete sich eine aufgeregte Frauenstimme bei Luciana. „Ich brauche Ihre Hilfe“, sagte die Stimme schwer atmend auf Spanisch. „Bitte rufen Sie meinen Ehemann an und helfen Sie ihm und meinem Sohn.“

Bei der Frau am anderen Ende der Leitung handelte es um Zully, die Mutter des siebenjährigen Junior, eines Schülers von Luciana aus der Klasse für Englisch als Zweitsprache.

Durch die Elternabende wusste Luciana immerhin, wer Zully war – mehr aber auch nicht. Was konnte Zully von Luciana, die zwar die Lehrerin ihres Sohnes, letztlich aber eine fremde Frau war, wollen?

Die aus Guatemala stammende Zully rief aus dem Krankenhaus an. Sie stand kurz vor der Entbindung ihres zweiten Kindes, war aber an COVID-19 erkrankt. Durch die Krankheit litt sie an Atemnot und stand nun kurz vor einem Notfall-Kaiserschnitt.

Die 42-jährige Luciana sollte nun Zullys Ehemann Marvin und ihrem Sohn Junior beistehen, indem sie für die Familie als Dolmetscherin mit dem medizinischen Personal sprach. Das war so weit kein Problem, doch innerhalb kürzester Zeit spitzte sich die Lage dramatisch zu.

Das Neugeborene, der kleine Neysel, kam am 1. April, fünf Wochen zu früh, auf die Welt. Er wurde auf der Neugeborenen-Intensivstation betreut, während die an COVID-19 leidende Mutter intubiert wurde und ins Koma fiel. „Die Ärzte glaubten nicht, dass sie es schaffen würde“, sagt Luciana rückblickend.

Darüber hinaus sollten nun auch Ehemann Marvin und Sohn Junior auf Corona getestet werden. Doch wer sollte sich um Zully und Neysel kümmern, falls Vater und Sohn positiv waren? In Anbetracht der Lage fasste Luciana einen Entschluss, der weit über ihre Rolle als Lehrerin und Aushilfsdolmetscherin hinausging.

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