Klopapier-Produzent muss Produktion drosseln – „Versorgung nicht gesichert“

30.03.2022 12:34

Ein Hygienepapier-Hersteller aus Deutschland warnt vor einer radikalen Versorgungskrise – die Produktion musste zeitweise schon gedrosselt werden.

Nordrhein-Westfalen – Der Krieg in der Ukraine geht weiter und in Deutschland bekommen die Verbraucher die Auswirkungen nur allzu deutlich zu spüren. Die einfachsten Alltags-Produkte werden knapp und teuer (BW24* berichtet) – nicht selten kommt es vor, dass man in Filialen von Kaufland, Lidl und Co. vor leeren Regalen steht. Zahlreiche Einzelhändler mussten schon reagieren und die Abgabemenge einzelner Produkte massiv rationieren, weil zu wenig Lieferungen kommen.

Wegen Russland-Ukraine-Krieg: Energiekosten-Beben in der Wirtschaft – Versorgung nicht mehr gewährleistet

Und speziell mit Blick auf ein heiß begehrtes Produkt für Hamsterer könnte es in Zukunft verstärkt zu Lieferengpässen kommen. Es geht um die Produktion von Hygienepapier, also zum Beispiel Klopapier oder Taschentücher. Derzeit ist – wie schon in vorherigen Corona-Wellen – das „weiße Gold“ sehr gefragt und in Supermärkten immer wieder ausverkauft. Auf Ebay nehmen die Gebote für Klopapier schon absurde Ausmaße an, was zeigt, wie Lieferengpässe schnell in Panik umschlagen können.

Und die Problematik könnte noch ganz andere Ausmaße annehmen, mittlerweile warnen schon einzelne Hersteller vor einer Versorgungskrise und drosseln die Produktion. „Wenn das so weitergeht, können wir die Versorgung nicht mehr aufrechterhalten“, heißt es Berichten von RTL.de von der WEPA Gruppe – einem Unternehmen aus der Hygienepapier-Branche. Der Gründe sind aber nicht etwa fehlende Rohstoffe, sondern die explodierenden Energiekosten.

Die WEPA Gruppe – ein wichtiger Produzent

Die WEPA Gruppe beschäftigt an 13 Standorten in Europa rund 4.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen mit Sitz in Nordrhein-Westfalen ist in Europa einer der drei größten Hersteller und Marktführer in der Herstellung von Hygienepapieren aus der Recyclingfaser. Produziert werden Toilettenpapier, Handtuchpapier, Taschentücher und Servietten, die Händler zum Teil als Eigenmarke verkaufen. Der Konzern machte 2021 einen Umsatz von rund 1,3 Milliarden Euro.

Hygienekonzern drosselt Produktion – „Energiekosten zeitweise verzehnfacht“

„Die Energiekosten für unsere Papierproduktion haben sich gegenüber Normalniveau mit einem Höchststand zu Anfang März 2022 weiter dramatisch entwickelt, zeitweise sogar verzehnfacht“, heißt es von der WEPA Gruppe. Die Situation sei im Moment so stark angespannt, dass „die Produktion zeitweise nicht mehr wirtschaftlich ist“. Die Folge: Erste Maßnahmen musste das Unternehmen – das laut RTL.de die Eigenmarken vieler Einzelhändler produziert – schon ergreifen.

„Wir mussten an unseren Papiermaschinen an den deutschen und niederländischen Standorten punktuelle Abstellmaßnahmen zu Zeiten von Energiepreisspitzen in der vorletzten Woche vornehmen“, teilt WEPA mit und ergänzt, dass man weitere „notwendige Abschaltmaßnahmen“ aufgrund der Gesamtsituation derzeit nicht ausschließen könne. Solche Maßnahmen können insbesondere dann nötig werden, wenn Deutschland in eine Energiekrise gleitet.

Aufgrund der Energiepreissituation kann es dazu kommen, dass die Produktion zeitweise nicht mehr wirtschaftlich ist.

WEPA Gruppe

WEPA Gruppe warnt vor Gas-Boykott – Nord Stream 1 stellt Produktion sicher

Die WEPA Gruppe stehe voll und ganz hinter allen Sektionen gegen Russland, warne zugleich aber vor einem Boykott von Gas und Öl. „Viele energieintensive Unternehmen sind produktionsprozessbedingt aktuell auf Gas angewiesen – wie auch wir.“ Fakt ist, dass man auf die Gaslieferungen aus Russland durch Nord Stream 1 angewiesen sei. Ohne das Gas aus der Pipeline könne die Produktion von Gütern des täglichen Bedarfs nicht aufrechterhalten werden.

„Die Folgen für die Wirtschaft und die soziale Lage der Menschen wären unabsehbar.“ Ähnlich alarmierend äußern sich auch andere Branchen. Ariane Amstutz vom Landesbauernverband (LBV) Baden-Württemberg macht im Gespräch mit BW24 auf die momentan steigenden Ausgaben der Produzenten im Allgemeinen aufmerksam. „Alles wird teuer“ – und das spiegele sich auch im Preis wider, die der Verbraucher zahlen müsse.

Nicht bloß die Hygienebranche – auch die Landwirtschaft schlägt Alarm

Speziell beim Dünger kommt noch dazu, dass die Produkte größtenteils aus Russland importiert werden und in der Herstellung Gas benötigt wird. Daher prognostizieren Experten, dass eine Vielzahl von Produkten in Zukunft noch deutlich teurer werden, sollte es zu keiner Entspannung im Russland-Ukraine-Konflikt kommen. Die Verbraucher haben auf die Preisentwicklung nur bedingt einen Einfluss.

Wer aber ein paar wichtige Spar-Tricks im Supermarkt beherzigt, kann seinen Geldbeutel zumindest etwas entlasten. Dass ein Gas-Stopp aus Russland verheerende Folgen für die Wirtschaft nach sich ziehen würde, ist aktuell auch ein akutes Thema in der Politik. Laut der Bundesnetzagentur laufen aktuell schon „Gespräche zur Krisenvorbereitung mit der Industrie und der Energiewirtschaft“. Ein Notfallplan, der regelt, wer in der „Notfallphase“ noch Gas bekommt, steht schon.

Facebook-Nutzer empört – „echt nicht sinnvoll, so einen Beitrag zu teilen“

Auf Facebook sorgt die Ankündigung, dass aktuell schon die Produktion gedrosselt wird, für Empörung. Viele User tun die Meldung als Panikmache ab und befürchten, dass so etwas die Hamsterer noch viel stärker motivieren könnte. „Jetzt können sie wieder alles leer kaufen“, beschwert sich eine Nutzerin. „Echt nicht sinnvoll, so einen Beitrag zu teilen“, meint eine andere. Ein User spricht einen wichtigen Punkt an, indem er schreibt, dass es aktuell noch ausreichend Kohlepapier zu kaufen gebe.
*BW24 ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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