Kinesiotapes – Bunte Pflaster mit Massageeffekt

12.08.2020 12:30

Immer mehr Sportler und Physiotherapeuten schwören auf die positive Wirkung von Kinesiotapes.

Spätestens seit der Fußballer Mario Balotelli bei der EM 2012 sein Trikot auszog und auf seinem Rücken drei nebeneinander angeklebte türkisfarbene Streifen zu sehen waren, sind Kinesiotapes in aller Munde.

Die „Wunderpflaster“ ähneln in Dicke und Elastizität der menschlichen Haut und werden insbesondere bei muskulären Verspannungen oder zur Schmerzlinderung bei Sportverletzungen eingesetzt. Erfahren Sie bei uns, wie Kinesiotapes funktionieren, wann und wie sie angewendet werden und ob sie wirklich etwas bringen.

Wie funktionieren Kinesiotapes?

Anfang der 70er Jahre begann der japanische Chiropraktiker Kenzo Kase damit, die schmerzenden Gelenke und Muskelpartien seiner Patienten mithilfe von dehnbarem Verbandsmaterial zu behandeln. Die elastischen Baumwollverbände sind mit einer Acryl-Klebeschicht versehen, sodass Kase sie auf der Haut fixieren konnte, um das darunterliegende Gewebe zu verschieben. Der dadurch ausgelöste stetige Reiz wirkt bei jeder Bewegung wie eine kleine Massage und soll zum Beispiel die Temperatur-, Schmerz- oder Berührungsrezeptoren aktivieren und dadurch die Spannung in den Muskeln regulieren bzw. lösen.

Die Tapes ähneln im Bereich Elastizität und Dicke unserer menschlichen Haut sehr, weshalb sich die Bänder sehr gut an die natürlichen Bewegungen unseres Körpers anpassen und nicht einschränken. Die Physio-Tapes oder auch Muskel- oder Sport-Tape genannten Bänder entstanden im Übrigen aus der kinesiologischen Bewegungslehre.

Wann werden Kinesiotapes angewendet?

Das Einsatzgebiet von Kinesiotapes ist vielfältig und wird oftmals als Begleitung zu anderen Therapien verwendet. Um Schmerzen zu lindern und die Zeit der Heilung zu verkürzen, kommen die Klebestreifen insbesondere bei folgenden Verletzungen zum Einsatz:

  • Muskelfaserriss und Bänderriss
  • Zerrungen
  • Sehnenscheidenentzündung
  • Tennisarm (Knochenhautentzündung am Ellenbogen)
  • Achillessehnenentzündung
  • Bandscheibenvorfall
  • Gelenkschmerzen und Gelenkentzündungen

Zudem werden Kinesiotapes häufig bei RückenschmerzenMenstruationsbeschwerden, Verspannungen, MigräneArthroseWassereinlagerungen (Ödeme) oder sogar für Haltungskorrekturen verwendet.

Kinesiotapes – Selber kleben oder kleben lassen?

Mal sieht man die Tapes einfarbig und akkurat untereinander oder nebeneinander geklebt, mal zwei – oder mehrfarbig und kreuz und quer übereinander. Doch wie werden Kinesiotapes richtig geklebt und kann ich das auch selber machen?

Experten raten in der Regel dazu, sich von einem Facharzt, Physio- oder Ergotherapeuten, einem Masseur oder einem Heilpraktiker tapen zu lassen. Grund hierfür ist, dass die Haut und die Muskeln beim Anbringen des Tapes eine bestimmte Dehnung haben sollten und der Laie die funktionelle Zusammensetzung des Körpers nicht kennt. Zudem kann ein mit zu viel Spannung aufgeklebtes Tape zu Hautirritationen oder Durchblutungsstörungen und ein falsch angebrachtes Tape zu Schwellungen und Bewegungseinschränkungen führen.

Haben die bunten Farben der Kinesiotapes eine Bedeutung?

Kinesiotapes gibt es in vielen unterschiedlichen Farben. Doch ist die Wahl der Farbe eine reine persönliche Geschmackssache oder steckt doch eine bestimmte Bedeutung dahinter? Wissenschaftlich bewiesen ist die Wirkung einer bestimmten Farbe nicht, in der Lehre der Farbtherapie werden sie jedoch ganz bewusst genutzt, um einen bestimmten gewünschten Effekt zu erzielen. So werden zum Beispiel den Farben Rot, Blau, Gelb, Grün und Schwarz folgende Wirkung zugeordnet:

Farbe Wirkung Anwendungsgebiet
Rot Wärmend und anregend Muskuläre Überlastung, regt den Kreislauf, Stoffwechsel und das Immunsystem an
Blau Kühlend, beruhigend und entspannend Prellungen, Schwellungen und Entzündungen sowie Stressminderung
Gelb Belebend und kräftigend Bewegt die Flüssigkeit der Ödeme und Lymphödeme
Grün Harmonisierend Ansteuerung von Organen, Ausgleich von Unruhezuständen sowie bei Gelenk- und Sehnenentzündungen
Schwarz Polarisierend und stärkend Erleichtert den Energiefluss bei Blockaden

Wie bereits erwähnt, gibt es keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass die Farbe tatsächlich einen positiven Effekt oder eine bestimmte Wirkung besitzt. Schließlich kann unsere Haut keine Farbe „spüren“ bzw. wahrnehmen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass es inzwischen sogar Kinesiotapes im Zebramuster, mit bunten Luftballons und in fast jeder erdenklichen Farbkombination gibt.

Was bringen Kinesiotapes wirklich?

Die Wirkungsweise von Kinesio-Tapes gilt als absolut hypothetisch und ist wissenschaftlich nicht bewiesen. In einigen Studien wurde jedoch festgestellt, dass die Tapes Kraft und Beweglichkeit unterstützen. Es handelt sich hierbei also eher nicht um einen sogenannten Placebo-Effekt, der allerdings keinesfalls zu unterschätzen wäre.

Was kosten Kinesiotapes und werden die Kosten übernommen?

Das Anbringen eines Kinesio-Tapes kostet nicht viel und liegt je nach Aufwand zwischen 5 € und 20 € (pro Tape). Hinzu kommen noch eventuelle Behandlungskosten wie Anamnesegespräch oder Untersuchung. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten leider nicht, die privaten Kassen dagegen in den meisten Fällen schon.

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