Karin Baal & Horst Buchholz: Die Wahrheit über ihr Lebensdrama

03.09.2021 11:30

Karin Baal und Horst Buchholz wurden als „Die Halbstarken“ für immer unsterblich. Die Dreharbeiten waren turbulent – es floss reichlich Alkohol, aber auch manche Träne...

Die Herren vom Film hatten sich das fein ausgedacht: Mit der damals 15-jährigen Karin Baal hatten sie für die Rolle der Sissy in „Die Halbstarken“ 1956 einen Backfisch engagiert – ohne Schauspiel- oder Lebenserfahrung. Damit sie vor allem bei Liebesszenen nicht patzt, soll Horst Buchholz das Mädchen umgarnen. Für den gut aussehenden Star ein Kinderspiel. Bereits am ersten Drehtag ist die unerfahrene Karin verliebt. Die Dreharbeiten werden für sie so zunächst zum großen Spaß. Nur einmal stellt jemand ihren Schwarm in den Schatten: Karlheinz Gaffkus, kurz Kalle, hat in dem Film nur eine Nebenrolle, aber ein ganz besonderes Talent – er kann tanzen. „Daneben sah das, was Hotte machte, regelrecht hölzern aus“, so Karin. Zudem besitzt Kalle weitaus mehr Feingefühl. Denn allzu schnell muss die Jungschauspielerin erkennen: Horst ist wie ein Schmetterling, geht küssend von einem Mädchen zum anderen. Als er am Ende der Dreharbeiten grußlos in seinem Cabrio davonbraust, wird ihr endgültig klar: „Ein Wir wird es für uns wohl nicht geben.

Karin Baal: "Hotte und ich knutschten, und ich war im siebten Himmel!"

Nach der Filmpremiere gehen die Darsteller auf Werbetournee. „Die Leute erwarteten von uns, dass wir uns wie Halbstarke benahmen. Und das taten wir auch. Wir tranken, pöbelten, feierten“, erinnert sich Karin Baal. Beschwipst versucht sie einen letzten Annäherungsversuch: „Hotte und ich knutschten, und ich war im siebten Himmel!“ Doch hatte sie die Rechnung ohne Wenzel Lüdecke gemacht. Der Produzent ist auch Horsts heimlicher Liebhaber. Er pfeift ihn sofort zurück.

Trost spendet ihr Kalle und erobert durch seine Fürsorge ihr Herz. 1959 ist sie – in Sachen Verhütung recht ahnungslos – bereits zum dritten Mal von ihm schwanger. Zwei Abtreibungen hat sie schon hinter sich, jetzt will sie das Kind behalten, Kalle heiraten.

Und Horst? Ihn trifft unerwartet Amors Pfeil: Bei Dreharbeiten zu „Die Auferstehung“ verliebt er sich in Myriam Bru. Die Französin findet ihn arrogant und faszinierend. Drei Heiratsanträge muss er machen, bis sie 1958 schließlich ja sagt.

Karin Baal kannte Horst Buchholz' Lebenslügen

Die Dramen in ihrem Leben gehen nicht spurlos an Karin vorbei. Sie wird erwachsen, erlebt glückliche Zeiten in der zweiten Ehe mit Helmuth Lohner. Sohn Thomas, den sie und Kalle in ein privates Heim gegeben hatten, holt sie zu sich, und wird zum zweiten Mal Mutter.

Auch ihre Alkoholsucht, die bereits während der Dreharbeiten zu „Die Halbstarken“ angefangen hatte, bekommt sie durch eine Entziehungskur in den Griff.

Buchholz (†69) will sich hingegen in seinen Freiheiten nicht einschränken lassen. Sei es beim Trinken oder in der Liebe. Das hat auch seine Familie zu akzeptieren. Myriam merkt früh: Sie muss ihren Mann an der langen Leine lassen. Er erwartet von ihr, sich um die Kinder zu kümmern – von denen er am liebsten zehn gehabt hätte – und für ein schönes Zuhause zu sorgen. Er nimmt für sich jedes Recht heraus, wünscht sich zugleich eine konservative Ehe, um seinem Leben einen festen Rahmen zu geben. „Er war immer ein Pascha“, bekennt Myriam. „Und die Frau des Paschas muss Verständnis haben.“ Als er sich bei Dreharbeiten 1969 in Danièle Gaubert verliebt, möchte er zum ersten Mal seine Frau für eine andere verlassen. Und merkt: Er schafft es nicht. Zu sehr hängt er vor allem an seinen beiden Kindern, auch wenn er es ihnen nicht offen zeigen kann.

„Sein Leben war ein einziges Versteckspiel“, weiß Karin Baal (80). Und daran zerbricht er. „Ich bin nicht süchtig“, verleugnet der Star, dass Alkohol für ihn unverzichtbar ist. Noch kurz vor seinem Tod betont er: „Ich bin nicht schwul“, obwohl er sich bereits als bisexuell geoutet hat. Und zu oft trifft er die falschen Entscheidungen, wenn ihm Rollen angeboten werden. „Er hat sich nie Mühe gegeben, das war für mich eine Tragödie. Denn seine Karriere hätte viel besser verlaufen können. Er war immer ein Kind“, brachte es seine Frau auf den Punkt.

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