In Bayern durfte Kampfhund Abby nicht vermittelt werden - nun steht sie Koma-Patienten bei

07.07.2020 18:48

Das Tierheim Nürnberg rechnet in einem ironischen Facebook-Post mit dem Mythos Kampfhund ab. Wegen der Kampfhundeverordnung durfte Pitbull-Mischling Abby nicht in Bayern vermittelt werden, nun steht die Hündin ihrer Familie im Saarland in ihrer schwersten Stunde bei.

  • Tierheim Nürnberg verurteilt Mythos „Kampfhund“ auf Facebook
  • Pitbull-Mischling Abby durfte wegen angeblicher Gefährlichkeit nicht in Bayern vermittelt werden
  • Im Saarland kümmert sich die Hündin nun liebevoll um ehemaligen Koma-Patient
  • Der Bruder des Frauchens hatte im November einen schweren Motorrad-Unfall

Das Tierheim Nürnberg wendet sich in einem emotionalen Post auf Facebook an seine Follower. Die Tierschützer haben ein Foto erhalten, das sie "vor Stolz fast platzen" lässt. Dort ist Pitbull-Mischling Abby zu sehen, die nach der bayerischen Kampfhundeverordnung als "aggressiv und gefährlich" klassifiziert wird. Nun zeigt die Hündin bei ihrer neuen Familie im Saarland, welche Qualitäten sie wirklich auszeichnen.

Adoption im Tierheim Nürnberg "keine Sekunde bereut"

Vor drei Jahren hatte Nicole L. die Hündin adoptiert. Abby kam aus schwierigen Verhältnissen. Sie habe in einem Keller hausen müssen, bevor sie gerettet werden konnte, verrät Nicole inFranken.de.

Über das Internet stieß die Saarländerin auf die Vermittlungsanzeige von Abby und verliebte sich sofort in die Hündin. Eine Adoption war allerdings nicht ohne weiteres möglich. "Ich musste mich richtig um Abby bewerben", sagt sie. Als Pitbull-Mischling durfte die Hündin nicht in Bayern vermittelt werden, und so fand Abby schließlich ein neues Zuhause bei Nicole in einem kleinen Dorf im saarländischen Landkreis Merzig-Wadern.

Die Erziehung des vernachlässigten Tieres stellte die hundeerfahrene Frau vor eine große Herausforderung. "Anfangs kannte Abby keine Regeln", sagt sie. Mit viel Zuwendung entwickelte sich die Hündin aber zu einer tollen Begleiterin. "Es war ein steiniger Weg", sagt Nicole. "Die Adoption habe ich aber keine Sekunde bereut."

Bruder liegt nach Unfall im Koma: Hündin zeigt ganz neue Seite

Im November erschütterte dann eine Tragödie die Familie, erzählt Nicole. Ihr Bruder hatte einen schrecklichen Motorrad-Unfall. Ein Autofahrer nahm Stephan die Vorfahrt und erfasste den Biker. Bei dem Unfall wurde der Familienvater schwer am Kopf verletzt und lag danach wochenlang im Koma.

Nachdem er wiedererwacht war, zeigte sich Abby von einer ganz neuen Seite. "Sie war immer eine Rabaukin", sagt Nicole. "Plötzlich war sie wie ausgewechselt." Als die Hündin wieder ihren Bruder besuchen durfte, sei sie zärtlich gewesen und nicht mehr von seiner Seite gewichen. Stephan habe sofort seine Hand nach ihr ausgestreckt und sie gestreichelt. Danach habe sie sich zu ihm gelegt.

Nach diesem rührenden Wiedersehen kommt Nicole regelmäßig mit ihrer Hündin zu ihrem Bruder. Und immer wieder spielen sich ähnliche Szenen ab. Ihr Bruder, der so stark von dem schrecklichen Unfall gezeichnet ist, reagiert freudig auf Abby, und die Hündin präsentiert sich von einer zärtlichen Seite, mit der kaum jemand gerechnet hat.

Weshalb es die strikten Auflagen für sogenannte Listenhunde gibt, kann Nicole überhaupt nicht nachvollziehen. Für sie ist klar: "Es gibt keine 'Kampfhunde', nur schlechte Halter."

Quelle