Frankfurt – Leichen verwesen auf dem Waldboden, verscharrt, unter Büschen, im Wasser. Daneben stehen Forscher, die den Prozess genau unter die Lupe nehmen.
Was gruselig klingt, könnte im Rhein-Main-Gebiet bald Realität sein. Das Institut für Rechtsmedizin sucht derzeit nach einem ca. ein Hektar großen Gelände, das von Unbefugten nicht betreten werden kann, um dort eine sogenannte „Bodyfarm“ entstehen zu lassen.
DER SCHULGARTEN DES TODES!
Für Forschungs- und Ermittlungszwecke sollen dort Leichen von Körperspendern beim Verwesen beobachtet werden. Konkrete Kriminalfälle könnten dort nachgestellt werden, dadurch Fragen zur Liegezeit der Leichen geklärt werden.
In Deutschland wäre es die erste „Bodyfarm“. Sechs gibt es bereits in den USA, eine in Australien und eine in den Niederlanden.
„Was in den USA läuft, hilft uns hier nicht weiter“, sagt Kriminalbiologe Dr. Jens Amendt (53). „Dort beeinflusst das Klima die Verwesung anders. Dort gibt es auch andere Insekten. Wir wollen nahe an unseren Fällen sein.“ Amendt ist der „Herr der Fliegen“. Er untersucht den Zusammenhang zwischen Insekten und Todeszeitpunkt.
Jens Amendt (53) forscht an Fliegen aus verschiedenen Ländern. Die Frankfurter Rechtsmediziner nutzen derzeit ein Gelände im Münsterland für Verwesungsversuche mit Schweinen
Das Institut für Rechtsmedizin hofft jetzt auf Grundstücksangebote.
„Die Anwohner und die Gemeinde müssen ihr Okay geben, es darf kein Wasserschutzgebiet sein", so Amendt. Eine Geruchsbelästigung erwartet er nicht: „Wir wollen doch nicht in unmittelbarrer Nachbarschaft von Siedlungsbereichen arbeiten.“
Die Farm sollte Wald, Wiesen, trockene und feuchte Abschnitte haben, im Idealfall mit Gebäuden, streng bewacht werden.
Könnte man nicht einfach eine kontrollierte Biosphäre herstellen? Der Fliegen-Experte: „Das ist eine Kostenfrage.“