Höherer CO2-Preis, mehr Steuern – so viel teurer wird 2024

09.01.2024 09:54

Der CO2-Preis macht Tanken und Heizen 2024 teurer, auch Steuererhöhungen schlagen durch. Drauf zahlen vor allem Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen.

von Marieke Einbrodt

Den Geldbeuteln vieler Verbraucherinnen und Verbraucher steht ein zehrendes Jahr bevor. Die CO2-Steuer steigt von 30 auf 45 Euro. Das verteuert Tanken und Heizen mit Öl und Gas. Im Restaurant kosten Speisen mehr: Wegen der auf 19 Prozent angehobenen Mehrwertsteuer müssen Restaurantgänger mehr für Schnitzel & Co. bezahlen. Dem gegenüber stehen zwar Entlastungen bei der Einkommensteuer. Die reichen aber vor allem bei Gering- und Durchschnittsverdienern kaum aus, um die Mehrkosten auszugleichen.

Spritpreise schon vor Jahreswechsel höher

Zum Jahreswechsel ist der CO2-Preis für fossile Energieträger von 30 auf 45 Euro pro Tonne gestiegen. An der Zapfsäule werde das für alle mit einem Dieselwagen zu einem Preisanstieg von 4,7 Cent pro Liter führen, so der ADAC. Wer Superbenzin tankt, muss mit rund 4,3 Cent mehr pro Liter rechnen. Noch zeigt sich das kaum: Im Dezember lag der Preis für einen Liter Diesel im Schnitt etwa bei 169,5 Cent und auch in den ersten Tagen des Jahres blieben die Preise auf ähnlichem Niveau.

"Im Vergleich zur Vorwoche ist der Dieselpreis um 1 Cent gestiegen, Super E10 kostet im Schnitt 2,1 Cent mehr", sagt ADAC-Pressesprecher Alexander Schnaars auf Anfrage. Doch der CO2-Preis ist nicht der einzige Faktor, der die Spritpreise beeinflusst. Sie richten sich vor allem nach den Rohölpreisen, die jüngst zurückgingen. Die Kraftstoffpreise bleiben dagegen konstant. Das lässt vermuten, dass viele Tankstellenbetreiber schon vor dem Jahreswechsel draufgeschlagen haben. "Deshalb sehen wir derzeit keine Grundlage für weitere maßgebliche Verteuerungen bei Benzin und Diesel", so Schnaars. Außerdem schwanken die Spritpreise im Tagesverlauf. Eine Studie des ADAC ergab, dass Tankstellen am Morgen regelmäßig höhere Preise aufrufen als am Abend. Wer spät am Tag tankt, könne bis zu 9 Cent pro Liter sparen.

Da fossile Energieträger der Umwelt besonders schaden, kostet ihre Nutzung seit 2021 extra: Die nationale CO2-Bepreisung von klimaschädlichem Material startete bei 25 Euro pro Tonne ausgestoßenem Kohlendioxid und soll jährlich schrittweise ansteigen. Die für das vergangene Jahr geplante Erhöhung setzte die Bundesregierung zwar wegen der Energiekrise aus. Dafür zieht sie den Preis jetzt umso stärker an, auch weil sie ihr Haushaltsloch in Höhe von rund 17 Milliarden Euro stopfen musste. 

Heizen

Der CO2-Preis wird ebenso für Heizöl und Erdgas fällig, auch wenn Verbraucher keinen solchen Posten auf ihrer Abrechnung finden. Denn der CO2-Aufschlag wird von Händlern und Produzenten der Brennstoffe bezahlt. Sie müssen bei der Deutschen Emissionshandelsstelle des Umweltbundesamts ein Emissionszertifikat kaufen. Die Händler reichen die Abgabe dann aber an die Verbraucher weiter. In der Rechnung vom Gasanbieter steht dann zum Beispiel, welche CO2-Kosten für das freigesetzte Kohlendioxid enthalten sind und wie hoch der Emissionsfaktor ausfällt. Bei Heizöl entstehen etwa 2,68 Kilogramm pro Liter. Da Heizölkunden selbstständig und regelmäßig für Nachschub in ihren Tanks sorgen müssen, verteuert der CO2-Preis ihre Rechnung. Bei einem Verbrauch von 2000 Litern werden laut Vergleichsportal Check24 238,47 Euro jährlich fällig. Das entspricht Mehrkosten von rund 80 Euro.

Bei allen, die mit Gas heizen, kommen gleich mehrere Teuerungen zusammen: Check24 hat berechnet, dass ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt bei einem Gasverbrauch von 20.000 kWh im Jahr nun eine CO2-Abgabe von 180 Euro entrichten muss – 60 Euro mehr als noch im Jahr 2023. Zusätzlich wurde die Gaspreisbremse zum 1. Januar abgeschafft. Das verursache Mehrkosten in Höhe von 90 Euro. Weitere Preistreiberin ist die Mehrwertsteuer, die für Gas wieder von 7 auf 19 Prozent angehoben wird. Das schlage noch mal mit 217 Euro zu Buche. Unterm Strich kann eine vierköpfige Familie so mit 370 Euro Mehrkosten bei der Gasversorgung rechnen.

Entwarnung dagegen für alle, die mit Holz, Pellets oder nachhaltigem Biogas heizen oder und Solarthermie oder eine Wärmepumpe nutzen. Sie bleiben von der CO2-Abgabe verschont.

Strom: Entgelte verteuern Rechnung

Auch die Stromkosten werden die Haushaltskasse stärker belasten. Zum 1. Januar 2024 ist die Strompreisbremse ausgelaufen. Das kann für alle mit einem teuren Tarif zu Mehrkosten führen. Zwar sollte sich das Aus der Preisbremse selbst in der tendenziell teuren Grundversorgung aktuell kaum bemerkbar machen: Laut Check24 liegen die Strompreise im Januar 2024 bei 29,73 Cent pro Kilowattstunde (kWh) brutto bei einem Verbrauch von 5000 KWh und damit deutlich unterhalb der Grenze, ab dem die Strompreisbremse überhaupt gegriffen hätte.

Schwerer wiegt, dass die Betreiber der Stromübertragungsnetze in Deutschland zum Jahreswechsel die Entgelte für die Netznutzung auf durchschnittlich 6,43 Cent je Kilowattstunde verdoppelt haben. Aufgrund der Haushaltslage musste die Bundesregierung Subventionen streichen, die die Übertragungsnetzentgelte stabilisieren sollten. Stattdessen müssen nun Verbraucherinnen und Verbraucher mehr zahlen. Für einen durchschnittlichen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 5.000 Kilowattstunden erhöht sich die Stromrechnung damit um mehr als 150 Euro.

Mehrwertsteuer geht rauf

Wer auswärts essen geht, muss tiefer ins Portemonnaie greifen als gewohnt. Beim Restaurantbesuch liegt die Mehrwertsteuer seit dem 1. Januar wieder bei regulären 19 Prozent. Den Steuersatz müssen auch Lebensmitteleinzelhandel, Bäckereien und Metzgereien ansetzen, wenn sich ihre Gäste Kaffee und Brötchen vor Ort schmecken lassen. Während der Corona-Pandemie war die Mehrwertsteuer vorübergehend auf 7 Prozent abgesenkt worden. Der niedrigere Steuersatz gilt sonst nur für Speisen zum Mitnehmen.

Die steuerliche Kehrtwende macht sich auf der Rechnung beim Lieblingsitaliener sicher bemerkbar. Kostete die Pizza mit 7 Prozent Mehrwertsteuer zuletzt 12,90 Euro, werden künftig allein durch die Steueränderung auf 19 Prozent 14,35 Euro fällig. Hinzu kommt, dass viele Gastronomen die Preise ihrer Gerichte bereits in den vergangenen Monaten wegen der Energiekrise und der Inflation angehoben haben. Nun drohen also erneute Preissteigerungen

Krankenversicherung: höhere Beiträge

Die Kosten für die gesetzliche Krankenversicherung erhöhen sich 2024 für Versicherte erneut deutlich. Die Beitragsbemessungsgrenze steigt von 59.850 Euro auf 62.100 Euro. Die Grenze markiert das maximale Bruttoeinkommen, bis die gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung Beiträge erhebt. Verdienen Versicherte mehr, bleibt das übersteigende Einkommen beitragsfrei.

Außerdem erhöht der Gesetzgeber den durchschnittlichen Zusatzbeitrag von 1,6 auf 1,7 Prozent. Der Wert gibt an, wie hoch der Zusatzbeitrag durchschnittlich sein müsste, damit die Krankenkassen ihren Finanzbedarf decken können. Allerdings können die Kassen die genaue Höhe des Zusatzbeitrags selbst festlegen. Bei einigen kann das deutlich über dem Durchschnitt liegen. So hat zum Beispiel die AOK Nordost ihren Zusatzbeitrag von 1,9 Prozent auf 2,7 Prozent hochgeschraubt. Die Zusatzbeiträge der Bahn-BKK und die Knappschaft haben ebenfalls angezogen und liegen jetzt bei 2,2 Prozent. Wer hier sparen will, kann in eine Kasse mit niedrigerem Zusatzbeitrag wechseln. Bei Erhöhung des Zusatzbeitrags im Januar 2024 haben Versicherte ein Sonderkündigungsrecht bis 31. Januar.  

Steuerbelastungen statt Entlastungen

All dem stehen Entlastungen bei der Einkommensteuer gegenüber. Der Grundfreibetrag, bis zu dem keine Steuern fällig werden, wird 2024 von 10.908 Euro angehoben auf 11.604 Euro – eine Entlastung in Höhe von 696 Euro. Der Spitzensteuersatz von 42 Prozent greift erst ab 66.761 Euro statt 62.810 Euro und der Gesetzgeber hat den Steuertarif an die Inflation angepasst.

Doch neue Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigen, dass die Steuervorteile selten ausreichen, um die Mehrkosten auszugleichen. Insbesondere Gering- und Durchschnittsverdiener müssen mehr an den Staat abtreten. Ein Single mit einem Jahresbruttoeinkommen von 50.000 Euro zahlt 2024 insgesamt 40 Euro mehr Steuern und Abgaben. Besonders teuer wird es für Alleinerziehende mit einem Kind. Bei einem Jahresbruttoeinkommen von weniger als 36.000 Euro ergibt sich unterm Strich ein Minus von 144 Euro. Selbst bei einem Jahreseinkommen von 72.000 Euro fällt die Entlastung bei einem Alleinerziehenden mit 42 Euro gering aus. Gutverdiener profitieren eher: Eine Familie mit zwei Kindern und einem gemeinsamen Bruttojahreseinkommen von 130.000 Euro kommt am Ende des Jahres mit einem Plus von 262 Euro davon.

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