Gesundheitswahn: 5 Essensregeln, die nur scheinbar gut sind

27.05.2020 15:25

Während die Mehrheit der Menschen nur wenige Gedanken an ihr Essen verschwendet und sich nach dem Prinzip „Auf den Tisch kommt, was schmeckt“ oder „Hauptsache, billig“ ernährt, gibt es auch Menschen, für die Ernährung – besser gesagt:  gesunde Ernährung – so etwas wie der heilige Gral ist. Im Umkehrschluss verbannen sie alles, was nicht bio, zuckerfrei, Vollkorn, unverarbeitet und vegan bzw. vegetarisch ist, aus ihrem Leben. 

Auf den ersten Blick möchte man meinen, dass daran nichts Falsches ist. Allerdings ist es oft nur ein schmaler Grat zwischen gesunder Ernährung und zwanghaft gesunder Ernährung (Orthorexie). Die von dieser Art von Gesundheitswahn Betroffenen stellen für sich selbst immer mehr Essensregeln auf. Unangenehme Nebeneffekte: 1. Sie sind zu streng mit sich selbst und ihrem Körper. 2. Sie versuchen, auch Freunde und Familie zu missionieren. Im Folgenden findest du 5 Ernährungsverbote, die typisch für Orthorektiker sind.

1.) Essen muss gesund sein.

Orthorektiker wollen sich unbedingt richtig (gesund und natürlich) ernähren. Für manch einen von ihnen bedeutet das den Verzicht auf Fleisch, weil Fleisch im Verdacht steht, Herzerkrankungen zu befördern, oder weil ihm das Tierwohl am Herzen liegt. Andere verzichten auf Weißmehl, Zucker, Gluten oder werden zum Frutarier und ernähren sich ausschließlich von Obst.

Dabei scheint ihnen nicht klar zu sein, dass es die richtige Ernährung gar nicht gibt und dass man nicht komplett auf ein Nahrungsmittel verzichten sollte, nur weil es bei übermäßigem Verzehr problematisch ist. Auch der Verzicht auf vermeintlich ungesunde Nahrungsmittel kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken, wenn dadurch die Vielfalt der Ernährung leidet und ein Mangel an Nährstoffen entsteht.

2.) Zucker ist tabu.

Sicherlich gibt es viele gesundheitliche Gründe, die dafür sprechen, den eigenen Zuckerkonsum im Auge zu haben und gegebenenfalls einzuschränken. (Nachlesen kannst du das auch in unserem Artikel über Anzeichen für zu viel Zucker.) Allerdings ist die Vorliebe für Süßes genetisch im Menschen verankert und wer sich alles, was Zucker enthält, rigoros verbietet, schadet sich letztendlich selbst. Zum einen läuft er Gefahr, in einen Kreislauf aus strengen Verboten, Essanfällen und Schuldgefühlen zu geraten, zum anderen verbietet er sich mit Zucker einen wichtigen Energielieferanten. 

3.) Lebensmittel müssen „bio“ sein.

Für Menschen mit Orthorexie sind Bio-Produkte das A und O, weil diese den Ruf haben, schonend geerntet oder hergestellt und weitestgehend naturbelassen zu sein. Aber nicht bei allen Produkten ist es nötig oder sinnvoll, zur Bio-Variante zu greifen. Beispielsweise sind Kartoffeln und Möhren auch im konventionellen Anbau wenig mit Pestiziden belastet. Vor allem sollte man aber nicht von seinem Umfeld erwarten, dass es komplett auf bio umsteigt, nur weil man selbst diese Entscheidung getroffen hat. Andernfalls riskiert man, nicht mehr zum Essen eingeladen zu werden.

4.) Rohkost ist gesünder als Gekochtes und Gebratenes.

Die Verfechter einer rohen vegetarischen bzw. veganen Ernährungsweise gehen davon aus, dass durch die Erhitzung von Obst und Gemüse die darin enthaltenen Nährstoffe und Vitamine zerstört werden. Das trifft aber nur auf einige Nährstoffe zu, zum Beispiel die B-Vitamine und Vitamin C. Andere Stoffe werden erst durch das Kochen für den menschlichen Körper verfügbar oder können dadurch besser aufgenommen werden. Hierzu gehören zum Beispiel Betacarotin in Karotten und Lycopin in Tomaten.

Hinzu kommt, dass durch eine reine Rohkosternährung die Auswahl an Gemüse und Obst eingeschränkt wird, da Sorten wie Rhabarber und grüne Bohnen im rohen Zustand für den Menschen giftig sind und somit vom Speiseplan verschwinden müssen. Ein weiteres Manko: Die menschliche Verdauung ist schlicht überfordert mit dem ausschließlichen Verzehr roher Nahrung. Die Folge können massive Verdauungsprobleme sein.

5.) Sich nicht satt essen.

Essverhalten ist etwas Erlerntes. Babys und kleine Kinder melden sich einfach, wenn sie hungrig sind, nicht aber, weil es Punkt 12 Uhr ist. Und sie essen, bis sie satt sind. Dieses intuitive Essen verlernt man mit der Zeit. Man gewöhnt sich stattdessen an feste Essenszeiten. Man wird dazu erzogen, seinen Teller immer aufzuessen, oder bekommt etwas Süßes, wenn man sich wehgetan hat. Später muss man sich vielleicht Kommentare anhören, weil man sich eine zweite Portion auftun will. Durch all diese äußeren Einflüsse verlernt man, das eigene Sättigungsgefühl zu bemerken. 

Während für andere Menschen der Verlust des Sättigungsgefühls dazu führt, dass sie sich grundsätzlich mehr Energie zuführen, als sie brauchen, vertreten Orthorektiker das andere Extrem. Sie erlauben sich grundsätzlich nicht, satt zu werden. Infolge dessen besteht für Orthorektiker auch immer die Gefahr, in eine Magersucht abzurutschen.

Fazit

Auch wenn die Orthorexie noch kein anerkanntes Krankheitsbild ist, kann man zu Recht sagen, dass sie Ausdruck eines gestörten Essverhaltens ist. Wer sich permanent mit Essen beschäftigt und versucht, sich und seine Ernährung immer weiter zu optimieren, der erhöht sein Risiko für Mangelerscheinungen und vernachlässigt zwangsläufig alle anderen Lebensbereiche, was im Endeffekt auch die psychische Gesundheit beeinträchtigt. 

Wie wichtig es ist, weniger streng mit sich selbst zu sein, wenn es um Ernährung, Sport und dergleichen geht, zeigt dir auch unser Artikel über 10 Frauen, die zeigen, dass man sich auch nach dem Zunehmen in seinem Körper wohlfühlen kann.

 

Quelle