Führende Republikaner ignorieren Donald Trumps Kandidatur – und einer bringt sich in Stellung

18.11.2022 13:40

Donald Trumps erneute Bewerbung als Präsidentschaftskandidat stößt in Teilen seiner Partei auf wenig Begeisterung. Führende Republikaner bemühen  sich derzeit, sie einfach zu ignorieren.

Dass Donald Trump sich 2024 wieder für die Republikaner um die US-Präsidentschaft bewerben will, hat die Partei in die Bredouille gebracht. Soll man es mit dem Wahlverlierer von 2020, den viele auch für die Pleite der Grand Old Party (GOP) bei den Midterms verantwortlich machen, noch einmal versuchen? Oder wäre es nicht besser, die alte Weisheit der Dakota-Indianer zu beherzigen: "Wenn Du merkst, dass Du ein totes Pferd reitest, steige ab."

Führende Republikaner und mögliche innerparteiliche Konkurrenten von Trump im Kampf um das Weiße Haus drücken sich derzeit um eine Antwort auf diese Frage – allen voran der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, dem selbst Ambitionen auf das höchste Amt im Staat nachgesagt werden. Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch wischte er den Hinweis auf einen sich anbahnenden "Bürgerkrieg innerhalb der GOP" bei dem "die Leute sich zwischen Ihnen und Donald Trump entscheiden müssen" mit den Worten vom Tisch: "Wir haben diese Wahl gerade erst hinter uns, okay? Die Leute müssen sich einfach ein wenig beruhigen, was diese Dinge angeht."

DeSantis erklärte, ohne dabei den Namen Trump auszusprechen, es sei noch viel zu früh für die Republikaner, um sich auf die nächste Präsidentschaftswahl zu fokussieren. Er konzentriere sich stattdessen auf seine Regierungsarbeit in Florida und auf die Stichwahl in Georgia am 6. Dezember. Dort will der Republikaner Herschel Walker dem demokratischen Senator Raphael Warnock den letzten nach den Zwischenwahlen noch offenen Senatssitz abnehmen.

DeSantis war bei den Midterms mit überzeugendem Ergebnis im Gouverneursamt bestätigt worden. Er hat bis jetzt noch keine Ansprüche auf die republikanische Präsidentschaftskandidatur angemeldet, gilt aber als aussichtsreicher möglicher Bewerber.

Viele Fragen, aber wenig Antworten zu Donald Trump

Ähnlich ausweichend wie sein Amts- und Parteikollege aus Florida reagierte der Gouverneur von Ohion, Mike DeWine, auf eine Frage zu Trumps Kandidatur. "Es ist ein bisschen früh, um das Präsidentschaftsrennen zu kommentieren", sagte DeWine am Mittwoch auf der Tagung der Republikanischen Gouverneursvereinigung in Orlando. "Wir versuchen immer noch zu analysieren, was vor einer Woche passiert ist." DeWine hatte sich seine Wiederwahl ebenfalls mit klarem Vorsprung gesichert. Er gehört zu den Republikanern, die sich weigern, Trumps Lüge von der gestohlenen Wahl 2020 zu wiederholen.

Auch der oberste Republikaner Mitch McConnell lehnte es ab, zu den Vorwahlen 2024 Stellung zu beziehen. "Die Art und Weise, wie ich in diese Vorwahlsaison gehe, ist, dass ich mich da raushalte" sagte McConnell auf Nachfrage. "Ich habe kein Pferd in diesem Rennen."

Der Senatssprecher der GOP, der schon länger Distanz zu Trump hält, räumte aber ein, dass seine Partei bei den Zwischenwahlen gemäßigte Republikaner und unabhängige Wähler nicht ausreichend überzeugt hätten. "Sie haben sich uns angesehen und kamen zu dem Schluss: zu viel Chaos, zu viel Negativität", erklärte McConnell. Vielsagend zählte er als Beispiel dafür Bundesstaaten auf, in denen von Trump unterstütze Kandidaten scheiterten, nannte den Ex-Präsidenten dabei aber nicht beim Namen.

Noch kürzer angebunden zeigte sich der Führer der Republikaner im Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy. Als der Trump-Loyalist am Mittwoch von Reportern gefragt wurde, ob er die Kandidatur des 76-Jährigen unterstütze, ging er einfach davon.

Mike Pence bringt sich selbst in Position

Doch nicht alle GOP-Prominente laufen vor der Vorwahl-Frage weg: Der ehemalige Vizepräsident Mike Pence brachte sich in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Associated Press implizit sogar selbst als Kandidat in Stellung. Die Wähler würden "nach einer neuen Führung suchen, die unser Land auf der Grundlage unserer höchsten Ideale vereinen könnte und die den Respekt und die Höflichkeit widerspiegelt, die die Amerikaner einander tagtäglich entgegenbringen", meinte Pence. Er und seine Familie würden über die Feiertage zusammenkommen "und wir werden andächtig darüber nachdenken, was unsere Rolle in den Tagen, die vor uns liegen, sein könnte".

Ob er Trump angesichts der Rolle, die dieser beim Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 gespielt hat, überhaupt für geeignet hält, ins Weiße Haus zurückzukehren, wollte Pence nicht sagen. Der 63-Jährige ließ dennoch keinen Zweifel daran, was er von seinem ehemaligen Chef hält: "Ich denke, dass wir 2024 eine bessere Auswahl haben werden", erklärte er. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass die republikanischen Wähler in den Vorwahlen eine kluge Wahl treffen werden."

 

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