Frau nimmt sich in 6 Sätzen „A**loch“-Eltern zur Brust.

15.12.2018 09:44

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Wer die Frau mit ihren drei Kindern sieht, würde niemals vermuten, dass Katja Seide vier lange Jahre bangen musste, ehe sie schwanger wurde. Als sie ihr erstes Kind dann endlich in den Armen hielt, rief sie voller Glück: „Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten ist da!“ Schnell merkte sie allerdings, dass Muttersein gar nicht so leicht ist. Kaum zwei Monate später vertraute sie ihrer besten Freundin an: „Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn.“ 

Die Sozialpädagogin aus Berlin-Pankow begann, ein Internet-Tagebuch zu schreiben. Darin hält sie seither nicht nur ihre Erfahrungen als Mutter fest, sondern auch Eindrücke aus ihrer Arbeit an einer Sonderschule. Ein Thema, das ihr besonders am Herzen liegt, sind dabei jene Kinder, die gelegentlich als „Arschlochkinder“ bezeichnet werden – Kinder, die ihre Eltern und Mitmenschen regelmäßig tyrannisieren, die sich an keine Regeln halten können und ständig nur ihren eigenen Willen in den Vordergrund stellen.

Katja Seide will den Begriff „Arschlochkinder“ nicht gelten lassen: „Es gibt meines Erachtens überhaupt keine 'Arschlochkinder'. Was wir von außen sehen, ist ja immer nur ein winziger Teil ihres Verhaltensrepertoires.“ Sie versteht aber auch die Angst, die hinter dem groben Ausdruck steckt: Immerhin leben wir in einer Gesellschaft, die als Ganzes nur funktioniert, wenn sich alle in das Miteinander einfügen können. Und so werfen sich die verschiedenen Erziehungskonzepte alle gegenseitig vor, spätere Tyrannen zu provozieren.

Das brachte Katja Seide zum Stutzen. Denn in ihrer täglichen Arbeit begegneten der Sozialpädagogin sowohl verhaltensauffällige Kinder, die aus Elternhäusern kamen, in denen bedürfnisorientiert erzogen wurde, als auch solche aus Elternhäusern, in denen ganz klassisch „Zuckerbrot und Peitsche“ regierten. Die dreifache Mutter gibt deshalb ganz ehrlich zu: „Ich könnte nicht behaupten, welcher Weg besser ist.“

Dennoch hat sie eine Vermutung, was einige Kinder zu Tyrannen machen könnte – und zwar unabhängig vom Erziehungskonzept. Katja Seide ist nämlich überzeugt, dass jedes Gehirn eine Art Kontrollzentrum besitzt, durch das sämtliche Impulse und Reaktionen hindurchgehen. Dieses Kontrollzentrum müsse trainiert werden. Den Eltern sogenannter „Arschlochkinder“ gibt sie daher folgende sechs Sätze mit auf den Weg:

1.) „Kinder müssen von Anfang an scheitern dürfen.“

Rückschläge erlebt jeder einmal. Wichtig ist, wie man solche Situationen erlebt und mit ihnen umgeht. Eltern sollten ihre Lieblinge daher nicht vor jeglichen negativen Erlebnissen bewahren wollen. Es gehört dazu, dass mal ein Spielzeug kaputtgeht oder das Kind etwas nicht schafft, weil es dafür noch zu klein ist. Statt sofort Ersatz zu besorgen oder das Kind abzulenken, sollten Eltern den Frust ernst nehmen und das Kind trösten. So lernt es, emotionale Achterbahnfahrten durchzustehen und an Herausforderungen zu wachsen.

2.) „Sagt Stopp, wenn ihr euch nicht wohlfühlt!“

Manche Kinder halten es nicht aus, wenn die Erfüllung ihrer Bedürfnisse auf sich warten lässt. Das kann zwei Ursachen haben. Auf der einen Seite gibt es da jene Eltern, die sich lieber kaputt machen, als einen Wutanfall ihrer Kleinen zu riskieren. Wie sollen aber Kinder lernen, auf andere Rücksicht zu nehmen, wenn die Eltern nie signalisieren, wo ihre Belastungsgrenze liegt?

Auf der anderen Seite gibt es aber auch jene Eltern, die ihre Sprösslinge sofort anblaffen, wenn sie etwas von ihnen wollen. Die Kinder fühlen sich zurückgewiesen und ein Kampf um Aufmerksamkeit beginnt. „Es ist ein Unterschied, ob man sagt: 'Ich bin ganz k. o. und möchte kurz in Ruhe meinen Kaffee zu Ende trinken.' oder 'Boah, lass mich doch ein Mal in Ruhe meinen Kaffee austrinken, ey!'“, erklärt Seide.

3.) „Reagiert authentisch!“

Kommunikation ist für Katja Seide das A und O. Es geht ihr dabei jedoch nicht allein um die Wortwahl. Kinder lernen bereits als Babys, die Gefühle des anderen zu deuten. Eltern sollten ihre Gefühle daher nicht hinter einem aufgesetzten Dauerlächeln verbergen, sondern authentisch in Stimme, Gestik und Mimik ausdrücken, wenn sie gerade wütend, ängstlich oder fröhlich sind. Nur so können Kinder auch im Umgang mit anderen frühzeitig erkennen, wenn die Grenzen ausgereizt sind.

„Authentisch“ meint bei Katja Seide aber auch, dass sich die Reaktion der Eltern wirklich auf die momentane Situation bezieht. Wer bereits bei Kleinigkeiten völlig ausrastet, weil er insgeheim den Stress aus der Arbeit, Beziehungsfrust oder eigene Kindheitskomplexe mit sich herumschleppt, wird das Kind nur vor den Kopf stoßen und für Verstörung sorgen.

4.) „Nutzt eure Stärke nicht aus!“

Wer will, dass Kinder Grenzen respektieren, sollte auch ihre Grenzen ernst nehmen. Nein heißt Nein – das sollte auch bei Kindern gelten. Das ist im Alltag freilich gar nicht so leicht, denn Kinder haben manchmal recht absurde Einfälle! Zum Beispiel wäre es unverantwortlich, einen Dreikäsehoch im T-Shirt in die Kälte zu entlassen, nur weil der sich weigert, eine Jacke anzuziehen. Katja Seide bittet die Eltern jedoch, ihre Macht behutsam einzusetzen, selbst wenn sie es gut meinen. Sonst lernt das Kind, dass es völlig in Ordnung ist, die eigene Überlegenheit auszunutzen, um sich gegen Schwächere durchzusetzen.

5.) „Seid berechenbar!“

Eltern entscheiden im Alltag oft aus dem Bauch heraus. Ist ein zweites Bonbon verboten oder ist gerade der Moment für die berühmte Ausnahme? Diese situationsbedingte Inkonsequenz ist grundsätzlich nicht weiter schlimm. Kinder brauchen jedoch das Gefühl, dass nicht willkürlich über sie entschieden wird. Eltern sollten berechenbar sein, damit Kinder eine Orientierung haben, welches Verhalten von ihnen gewünscht wird. Auch hier zählt es folglich, authentisch zu sein.

6.) „Es gibt Dinge, die könnt ihr nicht verhindern.“

Es gibt Einflüsse, die außerhalb der Erziehung liegen: Erfahrungen von Gewalt oder Mobbing können ebenso zu schwierigem Verhalten führen wie ADHS, Entwicklungsstörungen oder andere Faktoren, die sich der Verantwortung der Eltern entziehen. Als Sozialpädagogin ist Katja Seide überzeugt, dass solche Kinder eine besondere Aufmerksamkeit verdient haben, anstatt sie als „Arschlöcher“ abzustempeln.

Gleichzeitig will sie den Eltern aber auch Mut machen: „Kinder müssen lernen, sich in andere hineinzuversetzen, sie brauchen Empathie, Liebe, Fürsorge, echten Trost. Sie müssen ab und zu auf die authentische Grenze eines anderen stoßen und dann dazu angehalten werden, diese einzuhalten.“ Mit diesen simplen Regeln könne jedes Kind ein gutes Miteinander lernen. „Keiner meiner ehemaligen Schüler ist bisher im Gefängnis gelandet, obwohl ihr Start ins Leben alles andere als rosig aussah. Ich denke, dieser Fakt kann uns Eltern aufatmen lassen“, sagt Katja Seide mit einem zuversichtlichen Lächeln.

Nicht jedes Kind, das seine Geschwister ärgert und seinen Eltern ab und zu auf die Nerven geht, ist gleich ein Problemfall. Von den 6 Sätzen, die Katja Seide festhält, können aber mit Sicherheit alle Eltern profitieren.

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