Deswegen leben 9 Millionen Deutsche mit weniger Geld als Hartz IV-Empfänger

18.09.2020 12:29

Millionen Menschen in Deutschland geben über 30 Prozent ihres Gehalts für Miete aus. Knapp eine Million Haushalte sogar über 50 Prozent! Viel zu viel, urteilen Experten.

Inhalt

  1. Hohe Mietkosten fördern Ungleichheit
  2. Geringverdiener zahlen mehr für Miete als Großverdiener
  3. Nach Mietabzug bleibt vom Gehalt weniger als Hartz-IV-Regelsatz

Vor allem in deutschen Großstädten, die immer mehr Einwohner zählen, mangelt es an bezahlbaren kleinen Wohnungen. Das hat eine neue Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung ergeben. Vor allem Menschen mit geringem Einkommen leben demnach in schlecht ausgestatteten Wohnungen, die - pro Kopf gesehen - auch noch (zu?) wenig Wohnfläche bieten. Das Problem bei den kleinen Wohnungen mit schlechter Ausstattung: Sie sind im Vergleich ziemlich teuer. Das führt dazu, dass gerade Geringverdiener einen größeren Anteil ihres Gehalts für die Miete ausgeben, als Besserverdiener. Denn gerade für Wohnungen mit geringem Standard werden im Vergleich zu hohe Mieten verlangt.

Hohe Mietkosten fördern Ungleichheit

Die Hans-Böckler-Stiftung schreibt: "Die Wohnbedingungen sind damit nicht nur ein Spiegel bestehender Ungleichheit, sondern tragen auch selbst durch die hohe Mietkostenbelastung zu einer wachsenden Ungleichheit bei." Und weiter: "Bei Sozialwissenschaftlern wie bei Immobilienexperten gilt eine Mietbelastungsquote oberhalb von 30 Prozent des Haushaltseinkommens als problematisch, weil dann nur noch relativ wenig Geld zur sonstigen Lebensführung zur Verfügung bleibt, insbesondere bei Menschen mit kleineren Einkommen."

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Der sogenannte Medianwert, in diesem Fall die mittlere Mietbelastung aller Großstadthaushalte, liegt in Deutschland bei 27 Prozent (des Nettoeinkommens) - also ganz knapp unter der von Experten gesetzten Maximalgrenze.

Geringverdiener zahlen mehr für Miete als Großverdiener

Fakt ist aber: Rund 40 Prozent aller Haushalte in Deutschlands Großstädten müssen über 30 Prozent ihres Nettoeinkommens für ihre Kaltmiete ausgeben. Das sind, laut Rechnung der Hans-Böckler-Stiftung, etwa 5,6 Millionen Haushalte in denen 8,6 Millionen Menschen leben!

Über eine Million Haushalte in den 77 deutschen Großstädten (mehr als 100.000 Einwohner) müssen sogar über 50 Prozent ihres Gehalts für die Miete ausgeben. Das betrifft etwa 1,6 Millionen Menschen.

Nach Mietabzug bleibt vom Gehalt weniger als Hartz-IV-Regelsatz

Dabei beträgt der Medianwert bei Haushalten, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung haben, bei 7,20 Euro pro Quadratmeter. Haushalte, die über 140 Prozent des mittleren Einkommens verfügen, zahlen durchschnittlich 8,10 Euro pro Quadratmeter.

Auf das Gehalt bezogen heißt das: Gutverdiener müssen für ihre Miete durchschnittlich nur 17,2 Prozent ihres Nettoeinkommens ausgeben. Geringverdiener dagegen rund 40 Prozent!

Daraus folgt, dass 1,3 Millionen Großstadt-Haushalte nach Abzug der Miete einen Geldbetrag übrig haben, der unter dem Hartz-IV-Regelsatz liegt, wie die Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit der Humboldt-Universität in Berlin ausgerechnet hat.

Die 20 teuersten deutschen Städte zum Wohnen (Miethöhe im Verhältnis zur Mietbelastung der Mieter) sind:

  • München
  • Frankfurt am Main
  • Hamburg
  • Stuttgart
  • Bonn
  • Mainz
  • Wiesbaden
  • Köln
  • Düsseldorf
  • Darmstadt
  • Freiburg
  • Regensburg
  • Offenbach am Main
  • Heidelberg
  • Ingolstadt
  • Neuss
  • Augsburg
  • Nürnberg
  • Würzburg
  • Erlangen

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