Der Mann kauft einen Gorilla und quartiert ihn bei seiner Schwester ein. Mit dem, was dann passiert, hat wohl keiner gerechnet.

18.05.2018 14:03

Die zu den Menschenaffen zählenden Gorillas sind unsere nächsten Verwandten im Tierreich. Sie verfügen nicht nur über beeindruckende geistige Fähigkeiten, sondern leben auch in ausgeprägten sozialen Verbänden. Wenn man sich näher mit ihnen beschäftigt, merkt man schnell, wie nahe sie uns wirklich stehen. Ein Fall, bei dem das besonders deutlich wird, ist die Geschichte eines Gorillas namens „John Daniel“, der am Anfang des 20. Jahrhunderts in der kleinen englischen Ortschaft Uley im Südwesten Englands lebte. Nachdem französische Soldaten John Daniels Eltern in Gabun erschossen hatten, fingen sie den jungen Gorilla ein und verkauften ihn schließlich nach England. 1917 entdeckte Rupert Penny aus Uley den Gorilla in einer Londoner Tierhandlung und kaufte ihn für 300 Pfund (heute wären das ungefähr 30.000 €). 

Er nahm den Gorilla mit nach Hause und gab ihm den Namen John Daniel. Nicht nur das – er zog ihn auch wie ein Kind auf und brachte ihn bei seiner Schwester Alice unter. In der Folgezeit ging John Daniel regelmäßig mit den Schulkindern des Ortes spazieren, nahm ganz selbstverständlich an Nachmittagstees teil und wurde von allen im Ort geliebt. Die Kinder haben ihn oft in einer Schubkarre umhergefahren. John Daniel war übrigens ein regelrechtes Leckermäulchen, das sich ab und zu bei den Nachbarn ein Gläschen Cidre genehmigte. Seine Tischmanieren „waren ausgezeichnet und er liebte Butter“.

Bis vor Kurzem gab es in Uley noch Menschen, die sich an diesen besondern Dorfbewohner erinnerten und immer wieder darüber lachten, wenn sie erzählten, wie er ab und zu genüsslich ein paar Rosen aus den Vorgärten schnabulierte. Leider findet die Geschichte jedoch ein trauriges Ende. Als John Daniel ausgewachsen war, konnte Alice sich nicht mehr richtig um ihn kümmern. Sie verkaufte ihn in die USA in der Hoffnung, dass er dort ein gutes Zuhause bekommen würde.

Aber er fiel in die Hände eines Zirkusbesitzers und wurde im Zoo ausgestellt. Er vermisste seine englische „Mama“ so sehr, dass sein Gesundheitszustand sich rapide verschlechterte. Er aß kaum noch und verlor jeden Antrieb. Als Alice davon hörte, machte sie sich sofort in die USA auf, um ihn zurückzuholen. Doch es war zu spät.

Kurz bevor sie ankam, war John Daniel einer Lungenentzündung erlegen. Das war im Jahr 1921. Sein Körper wurde konserviert und wird heute in einem Museum in New York ausgestellt. Sein Fall zeigt, wie klug unsere haarigen Verwandten sind. Gorillas, die früh mit Menschen aufwachsen, können sich sehr gut bei ihnen einfinden und durchaus mit ihnen zusammen leben. In ihnen steckt nämlich deutlich mehr, als man von außen vermuten mag. Diese einfühlsamen Geschöpfe haben Respekt verdient. John Daniels hat gezeigt, dass er mehr war als „nur“ ein Affe.

Quelle