Das war wirklich ein Debakel : Wie Trump sich nach Analysten-Ansicht selbst belastet hat

08.11.2023 11:16

Sein Auftritt war mit Spannung erwartet worden: Donald Trump trat am Montag im New Yorker Betrugsprozess in den Zeugenstand. Was er dort sagte, dürfte die Staatsanwaltschaft freuen.

Donald Trump könnte seine Aussage im Betrugsprozess in New York womöglich noch bedauern. Zwar verkündete der ehemalige US-Präsident am Montag beim Verlassen des Supreme Court in Manhattan vor Reportern, es sei "sehr gut gelaufen". Doch nach Ansicht von Analysten hat sich der Angeklagte mit seinem Auftritt eher selbst geschadet als geholfen.

CNN-Experte nennt Trump-Aussage "Debakel"

Trump war in den Zeugenstand getreten, um sich gegen die Vorwürfe von Generalstaatsanwältin Letitia James zu verteidigen. Sie beschuldigt den 77-Jährigen, seine Söhne Donald Jr. und Eric sowie Mitarbeiter der Trump Organization, den Wert des Konzerns jahrelang manipuliert zu haben, um bessere Konditionen für Kredite und Versicherungen zu bekommen. Richter Arthur Engoron hatte dies vor dem Prozess bereits bestätigt – in dem Zivilverfahren geht es deshalb vor allem um die Festlegung möglicher Strafen.

"Das war wirklich ein Debakel in der Sache", bewertete Elie Honig, Rechtsanwalt und Chefanalyst für Justizfragen des US-Senders CNN, Trumps Aussage. Der Beschuldigte habe bedeutende Eingeständnisse hinsichtlich der fragwürdigen Finanzberichte seiner Holding gemacht. "An einem wirklich wichtigen Punkt, für mich der wichtigste Satz des Tages, sagte Trump so etwas wie: 'Ich habe diese Berichte gesehen, ich habe sie überprüft, und manchmal habe ich einen Beitrag geleistet'", erklärte Honig. "Es war nur ein kurzer Moment, aber ich denke, die Staatsanwaltschaft wird sich darauf stürzen, weil er zugibt, dass er sie kannte und genug wusste, um seinen Input zu den Berichten zu geben."

Honig schlussfolgerte: "Ich denke, seine Aussage war in sich widersprüchlich und chaotisch, aber sie enthält einige wirklich nützliche Dinge für das Büro der Generalstaatsanwältin."

"Trump sagte das Dümmste, was er konnte"

Noch deutlichere Worte fand Lawrence O’Donnell, politischer Kommentator, Analyst und Moderator des linksliberalen US-Senders MSNBC: Trump habe im Zeugenstand "das Dümmste gesagt, was er sagen konnte", urteilte O’Donnell. Der 77-Jährige habe "sich und seine Kinder mit der einzigen Ein-Wort-Antwort, die er den ganzen Tag gegeben hat, selbst belastet", als er auf die Frage, wer in der Trump Organization für die Verhinderung und Aufdeckung von Betrug verantwortlich sei, entgegnet habe: "Jeder".

"Und damit zerstörte Donald Trump jedes Fünkchen Verteidigung für sich und seine Mitangeklagten Donald Trump Jr. und Eric Trump", sagte O'Donnell. Als Zeuge sei es Trumps Aufgabe gewesen, den Richter davon zu überzeugen, dass der Betrug nicht seine Schuld oder die seiner Söhne war, sondern seine Buchhalter die Verantwortung gehabt hätten. Stattdessen habe der Ex-Präsident "sich selbst und seine Kinder belastet".

Trump, der bei der Präsidentschaftswahl in einem Jahr erneut für die Republikaner antreten will, bezeichnet das Verfahren gegen ihn als politisch motiviert. Seine Söhne wiesen vor Gericht bereits jegliche Anschuldigungen zurück und sagten aus, sie hätten mit der Buchhaltung und den Abrechnungen des Konzerns nichts zu tun gehabt. Die beiden gehören der Leitung der Trump Organization an, die zahlreiche Immobilien, Hotels und Golfplätze besitzt.

 

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