Coronavirus: Zoos und ihre Tiere in der Krise

15.04.2020 15:23

Das Coronavirus hat nicht nur Auswirkungen auf das Leben und die Gesundheit von Menschen: Millionen Zoo-Tiere sind in Gefahr. Zoo-Betreiber zeichnen ein düsteres Bild – bis hin zu Zwangsschlachtungen. 

Wir haben eine Liste erstellt, welche Tiere wir als Erstes schlachten müssen", sagt Verena Kaspari, Direktorin des Zoos in Neumünster im Interview mit "Welt". Leicht fallen ihr diese Worte nicht, immerhin geht es um die Lebewesen, um die sich sie und ihr Team sonst Tag und Nacht liebevoll kümmern. 

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Das Coronavirus wird zur Gefahr für Tiere

Doch die Lage des Neumünster Zoos und all der anderen Zoos in Deutschland ist dramatisch: Aufgrund der Coronakrise haben die Tierparks geschlossen. Ohne Besucher sinken die Einnahmen gegen Null, während die Tiere weiterhin gepflegt, gefüttert und medizinisch versorgt werden müssen. Diese Rechnung kann nicht aufgehen – zumal die Tiergärten gerade aus der sowieso Einnahmen schwachen Winterpause kommen. Das Osterwochenende ist für viele das erste im Jahr mit richtig Umsatz. 

Was also tun, wenn kein Geld mehr da ist für Futter & Co.? Tiere schlachten und sie als Futter für andere zu verwenden, ist genauso dramatisch, wie es nur begrenzt sinnvoll ist. "Denn dann stellt sich immer noch die Frage, was ich mit den reinen Fischfressern mache, den Seehunden und Pinguinen", verdeutlicht Kaspari das Problem, bevor sie eingesteht: "Im schlimmsten Fall werde ich Tiere euthanasieren müssen, ehe ich sie verhungern lasse." Im Tierpark Neumünster leben derzeit über 700 Tiere. 

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Spenden helfen den Zoos

Verena Kaspari rechnet mit Einnahmeausfällen von rund 175.000 Euro, wie sie dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" erklärte. Schnelle staatliche Hilfen kommen für den Zoo (noch) nicht infrage: "Denn wir sind ein Verein. Die staatlichen Hilfen für Kleinunternehmer gelten für einen Verein nicht."

Ein Soforthilfeprogramm eigens für Tierparks steht deswegen zur Diskussion. Bis staatliches Geld in die Kassen der Zoos fließt, können diese sich allein über Spenden über Wasser halten. Der Münchner Tierpark Hellabrunn macht unter anderem auf Instagram Werbung für finanzielle Hilfe: 

Auch die "Arche Warder", Europas größter Tierpark für seltene und vom Aussterben bedrohte Haus- und Nutztierrassen bei Kiel, spürt die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Tierparkdirektor Kai Frölich zeigt sich kämpferisch: "Die Tiere und deren tiermedizinische sowie pflegerische Versorgung sollen unter der Krise keinesfalls leiden."  Auf Instagram postet der Zoo regelmäßig süße Tierbilder, auf der Homepage kann man Spenden. 

Wer helfen möchte, findet eine Liste aller Zoos in Deutschland auf "zoo-infos.de" inklusive Kontakt- und Webadressen. 

Quelle