Arteriosklerose-Arterienverkalkung

08.06.2023 12:37

Arteriosklerose (Arterienverkalkung)

Eine Arteriosklerose bezeichnet der Volksmund auch als Arterienverkalkung. Die Arteriosklerose entsteht durch den ganz normalen Alterungsprozess, weshalb ältere Menschen am häufigsten von der Gefäßverkalkung betroffen sind. Etwa jeder fünfte ältere Mensch leidet darunter. In Deutschland sind rund vier Millionen Menschen betroffen, schätzt die Deutsche Gefäßliga.

Was ist eine Arteriosklerose?

Von Arteriosklerose spricht man, wenn sich die Blutgefäße aufgrund von Ablagerungen in den Arterienwänden verengen. Diese können sich aus Substanzen bilden, die im Blut kursieren, etwa Blutfette, Bindegewebe oder Kalk. Mediziner sprechen auch von Plaques. Prinzipiell können sich diese Ablagerungen an sämtlichen Gefäßen im Körper bilden, sie entstehen aber bevorzugt am Hals, Herz, im Gehirn, Becken oder in den Beinarterien.

Die Folgen der Arterienverkalkung sind Herz-Kreislauferkrankungen, die weltweit zu den häufigsten Todesursachen zählen. Die Ablagerungen machen die Blutgefäße weniger elastisch, verengen sie und behindern so den Blutfluss durch die Gefäße. Im schlimmsten Fall bildet sich ein Pfropf aus Blutplättchen (Thrombus) und der Blutfluss wird ganz unterbrochen. Verschließt sich ein Herzkranzgefäß, kommt es zu einem Herzinfarkt. Ist ein Gehirngefäß blockiert, erleidet der Betroffene einen Schlaganfall (ischämischer Hirninfarkt).

Neben dem Alter gibt es noch weitere Risikofaktoren für Arteriosklerose: Auch Rauchen, Übergewicht, Bewegungsmangel oder Bluthochdruck fördern die Gefäßerkrankung.

Die ersten Veränderungen an arteriellen Gefäßen entstehen schon bei 15- bis 19-Jährigen, wenn entsprechende Risikofaktoren vorliegen, zum Beispiel Übergewicht oder erhöhte Blutfettwerte. Bei 30- bis 40 Jährigen können sich schon ausgeprägte Symptome der Arteriosklerose zeigen.

Was sind die Ursachen der Arteriosklerose?

Die genauen Ursachen der Arteriosklerose sind noch nicht bekannt. Man weiß aber, dass der Erkrankung eine Schädigung der inneren Schicht der Gefäßwandvorausgeht. Das kann durch Viren, bestimmte Immunprozesse oder die Stoffwechselprodukte von Bakterien geschehen. Diese Schädigung sorgt dafür, dass sich dort Fette und Kalkteilchen anlagern.

Erwiesen ist, das bestimmte Risikofaktoren die Entstehung der Arterienverkalkung fördern:

  • Alter: Der Hauptrisikofaktor für die Arteriosklerose ist das Alter, denn der natürliche Alterungsprozess lässt die Gefäße versteifen.
  • Eine kalorien- und cholesterinreiche Ernährung erhöht die Werte des schädlichen Cholesterins (LDL).
  • Übergewicht: Die überflüssigen Kilos setzen auch den Gefäßen zu.
  • Bluthochdruck schädigt auf Dauer die Gefäße und fördert damit die Ablagerung von Plaques.
  • Rauchen kurbelt die Bildung instabiler Plaques an, die aufbrechen können.
  • Diabetes mellitus: Ein dauerhaft zu hoher Blutzuckerspiegel schädigt die Gefäße – sie „verzuckern“.
  • Bewegungsmangel erhöht den Blutdruck und den Cholesterinspiegel.
  • Körperlicher und seelischer Stress wirken sich negativ auf die Blutgefäße aus.
  • Männliches Geschlecht: Das weibliche Geschlechtshormon Östrogen schützt Frauen vor Arteriosklerose, zumindest vor der Menopause.
  • Genetische Faktoren: Manche Menschen produzieren erblich bedingt erhöhte Mengen von Lipoprotein a. Dieses Eiweiß transportiert Cholesterin im Blut. In den Blutgefäßen kann es Entzündungen hervorrufen und Ablagerungen in den Gefäßwänden instabil werden lassen. Seine Konzentration lässt sich nicht durch die Ernährung oder einen gesunden Lebensstil beeinflussen. So treten in manchen Familien gehäuft Herzinfarkte, Schlaganfälle und Erkrankungen der Blutgefäße in Beinen oder Becken auf.

Was sind die Arteriosklerose-Symptome?

Die Gefäßkrankheit kann prinzipiell alle Gefäße des Körpers betreffen – große (Makroangiopathie) und kleine (Mikroangiopathie). Je nachdem, wo im Körpereine Arterie verengt ist, zeigen sich unterschiedliche Symptome beziehungsweise Erkrankungen:

  • Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK, Raucherbein oder Schaufensterkrankheit): die Arterien in den Beinen oder im Becken sind verengt; beim Gehen oder bei Belastung verspürt der Betroffene Schmerzen aufgrund der Minderdurchblutung;
  • Koronare Herzkrankheit (KHK): eines oder mehrere Herzkranzgefäße sind aufgrund der Arteriosklerose verengt; Symptome sind ein Engegefühl im Brustkorb oder Brustschmerzen auf der linken Seite (Angina pectoris); beim Verschluss der Gefäßes droht ein Herzinfarkt;
  • Arteriosklerose der Halsschlagader und hirnversorgenden Arterien: Beim Verschluss der Halsschlagader durch ein Blutgerinnsel kann ein Schlaganfall die Folge sein. Symptome sind Schwindel, Verwirrtheit, Lähmungen oder Gedächtnis- und Sprachstörungen.
  • Arteriosklerose der Nierenarterien: die Nieren funktionieren nicht mehr ausreichend, es entwickelt sich ein nierenbedingter Bluthochdruck, der sich bis hin zum Nierenversagen ausweiten kann.

Eine Arteriosklerose entwickelt sich schleichend. Meist zeigen sich die ersten Symptome erst mit zunehmendem Alter. Allerdings können schon 30- bis 40-Jährige Symptome einer Arterienverkalkung wahrnehmen.

Wie erkennt der Arzt eine Arteriosklerose?

Am Anfang der Diagnostik steht die Krankengeschichte des Patienten (Anamnese). Sie liefert schon erste Hinweise auf bestehende Risikofaktoren für Arteriosklerose.

Weitere Untersuchungen sind:

  • Blutuntersuchung: Sie zeigt, ob Fettstoffwechselstörungen (erhöhter Cholesterinspiegel, allgemein erhöhte Blutfette, Ungleichgewicht der Blutfette insgesamt) oder die Zuckerkrankheit Diabetes vorhanden sind.
  • Blutdruckmessung: zeigt, ob der Patient unter Bluthochdruck leidet.
  • Gewicht: Die Bestimmung des Body-Mass-Index zeigt, ob Übergewicht oder Fettleibigkeit (Adipositas) vorliegt. Auch die Messung des Bauchumfangs gibt dem Arzt Anhaltspunkte.
  • Gehstrecke messen: Beim Verdacht auf eine pAVK bestimmt der Arzt die Gehstrecke, die der Patient schmerzfrei zurücklegen kann.
  • Ultraschall (Sonografie): So lässt sich der Zustand der Blutgefäße der Gliedmaßen feststellen. Sichtbar sind Veränderungen der Gefäßwände sowie die Strömungen des Blutes in den Gefäßen. Je mehr Risikofaktoren ein Patient aufweist, desto stärker ist die Verdickung der Arterienwand.
  • Angiografie: Die Methode arbeitet mit Röntgenkontrastmittel – einer Flüssigkeit, die im Röntgenbild gut sichtbar ist. So lässt sich der Grad der Gefäßverengung am sichersten nachweisen.
  • Computer- oder Kernspintomografie (Magnetresonsanztomografie, MRT): Die Methode gibt ebenfalls verlässlich Aufschluss über den Zustand der Gefäße.
  • Elektrokardiogramm (EKG), Belastungs-EKG, Herzultraschall (Echokardiografie), die sogenannte Stress-Echokardiografie und der Herzkatheter werden eingesetzt, um Folgeerscheinungen der Arteriosklerose am Herzen zu diagnostizieren. Dazu zählen die Angina pectoris und der Herzinfarkt (Myokardinfarkt).
  • Die Duplexsonografie – eine spezielle Ultraschalluntersuchung – zeigt Verengungen der Halsschlagader

Wie wird die Arterienverkalkung behandelt?

Im Frühstadium der Arteriosklerose ist eine Heilung möglich, später lässt sich lediglich das Fortschreiten bremsen.

Ein Medikament, das die Gefäßablagerungen auflöst und die Arteriosklerose an der Wurzel bekämpft, gibt es (noch) nicht. In der Therapie eingesetzt werden folgende Medikamente – je nach Risikofaktoren:

Blutverdünner: Sie sollen die Entstehung von Blutgerinnseln in den Gefäßen verhindern – und damit Herzinfarkt, Schlaganfall und der pAVK vorbeugen. Ärzte setzen sogenannte Thrombozyten-Aggregations-Hemmer ein, zum Beispiel Acetylsalicylsäure (ASS).

Lipidsenker: Ziel der Therapie ist es, einen erhöhten Cholesterinspiegel zu senken. Eingesetzt werden Lipidsenker wie die Cholesterin-Synthese-Hemmer (CSE-Hemmer, Statine); sie hemmen die körpereigene Bildung des Cholesterins in der Leber. Die Konzentration des „bösen“ LDL-Cholesterins sinkt, während gleichzeitig das „gute“ HDL-Cholesterin ansteigt. Ein hoher Wert des HDL-Cholesterins ist ein Schutzfaktor vor Arteriosklerose.

Blutdruckmittel: Es gibt eine Reihe von Medikamenten, die den Blutdruck senken. Dazu zählen ACE-Hemmer, AT1-Antagonisten, Beta-Blocker, Diuretika (Entwässerungsmittel) und Kalzium-Antagonisten. Welche Medikamente eingesetzt werden, ist individuell unterschiedlich.

Antidiabetika: Hier gilt es, den Blutzuckerspiegel gut einzustellen. Erreichen lässt sich dies durch Antidiabetika und eine Umstellung des Lebensstils. Diabetiker haben ein besonders hohes Risiko für Arteriosklerose, wenn zusätzlich zum erhöhten Blutzucker noch Übergewicht, Bluthochdruck und eine Fettstoffwechselstörung vorliegen.

Andere Therapien

Lipid-Apherese: Sie wird bei Patienten eingesetzt, die genetisch bedingt hohe Werte an LDL-Cholesterin und Lipoprotein a haben. Beide Stoffe werden regelmäßig aus dem Blut „gewaschen“.

Operation: Sie wird in schweren Fällen eingesetzt, wenn zum Beispiel ein Herzinfarkt oder Geschwüre durch die pAVK drohen. Die Plaques werden mittels Katheter abgetragen (Laser, Messer) oder das Gefäß mit einem kleinen Ballon aufgedehnt (Angioplastie), damit das Blut besser zirkulieren kann. Ein drahtförmiges Geflecht – der Stent – verhindert eine erneute Verengung des Gefäßes. Bei fortgeschrittener Arteriosklerose kann ein Bypass helfen: hier wird eine „Umleitung“ neben das verengten Gefäß gelegt. Plaques an der Halsschlagader (Karotisstenose) lassen sich ebenfalls chirurgisch mittels Ausschabung entfernen.

Wie kann ich einer Arteriosklerose vorbeugen?

Am besten lässt sich einer Arteriosklerose vorbeugen durch einen gesunden Lebensstil beziehungsweise eine Verringerung der Risikofaktoren auf ein Minimum.
Dazu zählen eine gesunde und ausgewogene Ernährung, Normalgewicht, der Verzicht auf Rauchen sowie viel Sport und Bewegung. Wer an Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck oder einem erhöhten Cholesterinspiegel leidet, sollten diese ausreichend behandeln lassen.

Wie sind die Heilungschancen bei Arteriosklerose?

Ein gesunder Lebensstil und die medikamentöse Behandlung von Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen beeinflussen die Prognose bei einer Arteriosklerose entscheidend. Eine Rolle spielen aber auch der Ort der Gefäßverengung und das Ausmaß der Ablagerungen und Gefäßveränderungen im Körper. Insgesamt gilt: Je früher die Risikofaktoren minimiert werden, desto besser sind die Aussichten bei Arteriosklerose.

Quellen:

  • Berufsverband Deutscher Internisten e.V., Internisten im Netz, www.internisten-im-netz.de (Abruf: 26.11.2015)
  • Deutsche Gefäßliga e.V., www.deutsche-gefaessliga.de (Abruf: 26.11.2015)
  • Deutsche Herzstiftung, www.herzstiftung.de (Abruf: 26.11.2015)

 

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