5 Schmerzen, die eine psychische Ursache haben können

03.12.2019 12:04

Wer anhaltende körperliche Beschwerden hat – seien es Rückenschmerzen, Kopfschmerzen oder Verdauungsbeschwerden –, wird sich zunächst einmal an einen Allgemeinarzt wenden oder sich gegebenenfalls an einen Facharzt überweisen lassen. Im besten Fall wird so die richtige Diagnose gestellt und die passende Therapie gleich mitgeliefert. Manchmal läuft es aber anders: Viele Betroffene, die unter körperlichen Beschwerden ohne naheliegende organische Erklärung leiden, müssen erst eine Odyssee zu den verschiedensten (Fach-)Ärzten durchmachen, bevor die richtige Diagnose gestellt wird.

Der Grund dafür, dass das Fahnden nach einer organischen Ursache mitunter so schwer ist, ist ganz einfach: Manchmal gibt es einfach keine körperliche Ursache, sondern die Erkrankung hat einen psychischen Ursprung. Leider spielt die Psychosomatik, die sich mit dem Zusammenhang zwischen körperlichen Störungen und ihren psychischen Ursachen befasst, in der ärztlichen Ausbildung meist nur eine untergeordnete Rolle. Im Folgenden erfahrt ihr, welche 5 Schmerzen häufig eine psychische Ursache haben.

1.) Tinnitus

Bei einem Tinnitus handelt es sich um Ohrgeräusche, die keinen äußeren Ursprung haben. Jemand hört also ein Geräusch, ohne dass eine äußere Geräuschquelle vorhanden ist. Man unterscheidet zwischen einer Form der Erkrankung, die eine konkrete organische Ursache (eine innere Schallquelle) hat, und einer Form, wo weder eine äußere noch eine innere Schallquelle vorhanden ist. Im ersten Fall ist zum Beispiel eine Gefäßmissbildung oder ein Blutschwamm im Ohr die Geräuschquelle. Häufiger ist aber die zweite Form der Erkrankung, die nach einem bestimmten Auslöser – etwa einem Hörsturz, einem Knalltrauma, einer chronischen Mittelohrentzündung oder Altersschwerhörigkeit – in Erscheinung tritt.

Die Psyche ist für einen Tinnitus zum einen dahingehend ein wichtiger Faktor, dass die Erkrankung häufig in psychischen Belastungssituationen auftritt. Und auch im weiteren Verlauf hat die psychische Verfassung einen großen Einfluss darauf, wie gut man einen Tinnitus kompensieren kann. Das heißt, wenn man psychisch stabil ist, wird man einen Tinnitus voraussichtlich als weniger störend und belastend wahrnehmen und weniger unter ihm leiden. Zum anderen gibt es natürlich auch eine Wechselwirkung zwischen Tinnitus und Psyche. Das heißt, es können auch psychische Erkrankungen als Folge des Tinnitus entstehen oder sich bestehende psychische Probleme verschlimmern, zum Beispiel, weil man seiner Arbeit nicht mehr nachgehen kann und sich im Umgang mit anderen Menschen eingeschränkt fühlt und sich deshalb immer mehr zurückzieht.'

2.) Rückenschmerzen

Insbesondere chronische Rückenschmerzen sind häufig nicht allein auf körperliche Ursachen wie zu starke Belastungen oder eine ungünstige Körperhaltung zurückzuführen. Auch hier spielt die Psyche unter Umständen eine tragende Rolle. Zum einen können psychische Probleme zu Verspannungen führen, zum anderen kann die Angst vor den Rückenschmerzen dazu führen, dass man sich in Schonhaltungen begibt und sich keine sportlichen Betätigungen mehr zutraut. Durch dieses Verhalten werden bestehende Verspannungen und damit zusammenhängende Schmerzen jedoch lediglich verstärkt.

Nichtsdestotrotz ist es wichtig, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wie man sich in seinem Alltag bewegt, wie man hebt und wie viel man sitzt. Denn all dies hat natürlich einen Effekt auf die Rückengesundheit.

3.) Gelenkschmerzen

Früher hat man die rheumatoide Arthritis, bei der Gelenke, Knorpel und Knochen betroffen sind, zu den klassischen psychosomatischen Erkrankungen gezählt. Mittlerweile weiß man, dass es doch eine körperliche Ursache für diese häufige rheumatische Erkrankung gibt: Bei den Betroffenen sind entzündungshemmende Immunzellen – die „Angeborenen Lymphozyten“ – in ihrer Funktion gestört bzw. inaktiv. Dennoch sollte ein Arzt bei Gelenkschmerzen im Allgemeinen hellhörig werden, sofern er körperliche Ursachen ausschließen kann, denn diese Schmerzen sind häufig psychisch bedingt.

4.) Magenschmerzen

Redensarten wie „Das schlägt mir auf den Magen“ oder „Das muss ich erst mal verdauen“ kommen nicht von ungefähr. Und auch die Erfahrung, dass einem vor Prüfungssituationen und Ähnlichem übel wird oder man öfter auf die Toilette gehen muss, kennt jeder. Denn es gibt einen engen Zusammenhang zwischen Psyche und Magen bzw. Verdauungssystem. Es ist also auch hier lohnenswert, nachdem organische Gründe ausgeschlossen werden konnten, psychische Faktoren zu berücksichtigen.

5.) Kopfschmerzen

Von allen genannten Schmerzen sind Kopfschmerzen mit Sicherheit nicht nur die häufigste Schmerzart, sondern auch diejenige, bei der man als Betroffener am ehesten zu Tabletten greift, statt weiter nach den Ursachen zu forschen. Ein Grund hierfür mag sein, dass zwar viele regelmäßig unter Kopfschmerzen leiden, aber eben nicht permanent, sodass sich ein Gang zum Arzt nicht zu lohnen scheint.

Grundsätzlich wäre es eine gute Alternative oder Ergänzung zum Griff zur Tablette, sich bewusst zu machen, wann die Schmerzen auftreten, sodass man in Zukunft vorbeugende Maßnahmen ergreifen kann. Gerade Spannungskopfschmerzen sind häufig psychisch bedingt, zum Beispiel durch Stress und Anspannung.

Wenn man unter Schmerzen leidet, ist es zunächst einmal wichtig, mögliche organische Ursachen abklären zu lassen. Aber man sollte immer die Möglichkeit im Hinterkopf behalten, dass eine Krankheit einen psychischen Ursprung haben kann, insbesondere wenn sie zum Bereich der fünf genannten Krankheiten gehört. Mittlerweile sind psychische Erkrankungen zwar weniger ein Tabuthema als früher, aber wirklich gesellschaftsfähig sind sie immer noch nicht. Als Betroffener sollte man sich vor Augen halten, dass die Krankheit durch den psychischen Aspekt nicht weniger schlimm oder ernst zu nehmen ist und wie jede andere Krankheit auch eine angemessene Therapie verdient.

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