4 Gründe, warum lügen gut und wichtig ist

01.04.2020 16:53

Lügen haben nicht den besten Ruf und dennoch lügen wir Menschen relativ oft. Es gibt das hartnäckige Gerücht, dass man durchschnittlich 200-mal am Tag lügt. Eine andere Zahl, die im Raum steht, ist: 2-mal in einem 10-minütigen Gespräch. Allerdings dienen die meisten Lügen nicht (nur) dazu, uns selbst in ein besseres Licht zu rücken, sondern häufig der Harmonie im menschlichen Miteinander. Dass Lügen aber geradezu über Leben und Tod entscheiden kann, zeigen dir die folgenden 4 Beispiele.

1.) Manche Lügen schützen Unschuldige vor Verbrechen.

Wie überlebenswichtig das Lügen sein kann, erfuhr der Wissenschaftler Peter Stiegnitz schon mit 8 Jahren am eigenen Leib. Er wurde 1944 von Nazis aufgegriffen und musste ihnen glaubhaft versichern, dass er kein Jude sei (obwohl das nicht stimmte), weil er sonst getötet worden wäre. Aus dieser Erfahrung heraus begann er als Erwachsener, sich systematisch mit dem Thema Lügen zu beschäftigen, und prägte einen eigenen Begriff für die Lehre vom Lügen, die „Mentiologie“.

2.) Ohne Lügen gäbe es keine Liebesbeziehungen und schlussendlich keine Kinder. 

Intuitiv würden wohl die meisten Leute dagegenhalten, wenn man ihnen sagt, dass Lügen die Basis für jede Liebesbeziehung sind. Denn eigentlich wünscht sich fast jeder von einem zukünftigen Partner Ehrlichkeit und Authentizität. Wenn man aber genauer darüber nachdenkt, fällt wohl jedem eine Handvoll notwendiger Lügen ein, ohne die keine Beziehung in Gang kommen würde. 

Wenn der andere zum Beispiel ein begeisterter Sportfan ist, wird man ihm sicher nicht als Erstes auf die Nase binden, dass man sich selbst nur mäßig bis gar nicht für Sport interessiert. Und auch das Kennenlernen würde sich ohne ein paar konventionelle Schummeleien anders abspielen. Statt „Du kommst mir bekannt vor“ oder „Kennen wir uns nicht von irgendwoher?“, müsste man sagen: „Ich habe dich zwar noch nie gesehen, finde dich aber so attraktiv, dass ich dich ohne Grund anspreche“. Damit würde man den Gesprächspartner mit Sicherheit vor den Kopf stoßen und im schlimmsten Fall wie ein Stalker wirken.

3.) „Prosoziale“ Lügen zu Hause und in der Gesellschaft verhindern, dass wir uns die Köpfe einschlagen.

Ohne Lügen gäbe es mit Sicherheit sowohl im privaten Umfeld als auch gesamtgesellschaftlich mehr und gewalttätigere Konflikte. Lügen wirken wie ein Kitt, der uns zusammenhält. Sei es das freundliche „Guten Morgen“ gegenüber einer Person, der wir die Pest an den Hals wünschen, oder das halbautomatische „Ich liebe dich“, obwohl wir uns insgeheim darüber gar nicht mehr so sicher sind.

Lügen sind ein probates Mittel, um unsere Freunde und Familie nicht zu verletzen. Sie können dabei ganz unterschiedliche Formen annehmen. Manchmal ist es ein fiktiver Termin, den wir vorschieben, um einer Familienfeier aus dem Weg zu gehen. Oder wir bedanken uns überschwänglich für ein Geschenk, das wir überflüssig oder unerträglich scheußlich finden.

4.) Wenn wir uns nicht manchmal selbst belügen würden, müssten wir den Kopf in den Sand stecken.

Nicht nur gegenüber anderen, auch uns selbst gegenüber können Lügen eine Frage des Überlebens sein. Die gesunde Selbsttäuschung wird zum Beispiel dann nötig, wenn wir an etwas kolossal gescheitert sind, das uns wichtig war. Damit wir den Mut und die Kraft haben, weiterzumachen, müssen wir uns in vielen Fällen selbst in die Tasche lügen – entweder, indem wir unsere Haltung zu einer bestimmten Sache nachträglich ändern („Ich wollte ja sowieso nicht gewinnen“), oder, indem wir die Umstände oder andere Menschen für den Misserfolg verantwortlich machen.

Und auch im Normalzustand – ohne äußere Katastrophen – ist es wichtig, sich ab und zu selbst zu belügen, um sich aufzubauen. Auch wenn man eigentlich durchschnittlich schlau, unterdurchschnittlich schön und altersbedingt auf dem absteigenden Ast ist, sollte man sich das nicht zu oft vor Augen halten – insbesondere nicht vor Bewerbungsgesprächen oder Dates.

Wann werden Lügen gefährlich?

All die positiven Aspekte von Lügen sollten aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie ein zweischneidiges Schwert sind. In den falschen Händen können sie viel Unheil anrichten, zum Beispiel in Form von Intrigen, die nur dazu da sind, jemandem zu schaden.

Letztendlich können sich auch die gut gemeinten Lügen zum Negativen wenden, zum Beispiel, wenn wir jemanden schonen, um ihn nicht zu verletzen, und er dann von einer anderen Seite vernichtend kritisiert wird. Manchmal steht auch einfach der Aufwand, den man betreiben muss, um den Einsturz eines Lügengebäudes zu verhindern, nicht mehr im Verhältnis zum Nutzen.

Wenn du bisher immer dachtest, dass in deiner Beziehung die Wahrheit an allererster Stelle stand, dann wird dich auch unser Artikel über die häufigsten Lügen in einer Partnerschaft eines Besseren belehren. Als kleiner Trost sei dir gesagt, dass man fürs Lügen besonders schlau sein muss. In diesem Artikel erfährst du mehr über die Angewohnheiten, die kluge von dummen Menschen unterscheiden.

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