Ein Tierarzt appelliert an unvernünftige Welpenkäufer, die seit dem Beginn der Corona-Pandemie für einen Aufschwung des illegalen Welpenhandels und überfüllte Tierheime sorgen
Seit dem Beginn der Corona-Pandemie boomt der illegale Welpenhandel weltweit wie nie zuvor. Die Folgen vieler dieser oft sehr überstürzten Welpenkäufe sind völlig überforderte Hundehalter und überfüllte Tierheime.
Ein Tierarzt appelliert nun anonym in einem Facebook-Post an unvernünftige Welpenkäufer, indem er ihnen die schwerwiegenden Folgen ihres unüberlegten Handelns einmal ganz akribisch aufzeigt:
„Heute brachte ein Mann seinen Welpen zu mir. Bei dem Welpen handelte es sich um einen großen, sehr stürmischen jungen Hund. Er raste in mein Behandlungszimmer und sprang mich aufgeregt an, während er die ganze Zeit mit dem Schwanz wedelte und immer wieder meine Hand mit seiner Schnauze anstupste. Seine riesigen, matschigen Pfoten prallten jedes Mal gegen meine Brust, wenn er eine Pause einlegte, um mich noch einmal zu begrüßen, während er nebenbei aufgeregt durch den Raum lief und all die ihm unbekannten Gerüche untersuchte. Er war ein ungewöhnlicher Mischling, was ihm ein besonderes Äußeres und offensichtlich auch jede Menge Intelligenz und Energie verlieh. Er war einfach hinreißend.
Seine Geschichte jedoch eher weniger:
Der Hund wurde als winziger Welpe von einem Pärchen gekauft, dem erzählt worden war, dass es sich bei dieser Rasse um einen Mischling aus zwei bekannten kleinen Hunderassen handele. Nun, hätten diese Leute nur den kleinsten Hauch einer Ahnung davon gehabt, was sie da tun, wäre ihnen sofort klar gewesen, dass es sich bei diesem Hund nicht um einen Mischling zweier Kleinrassen handelt. Aber egal, die beiden hatten keine Ahnung, also kauften sie den süßen, kleinen Welpen von diesem dubiosen Welpenhändler (wahrscheinlich für ein paar wenige hundert Kröten) und brachten ihn in ihr Heim mit einem Kleinkind. Der Hund wurde ein bisschen größer und es wurde immer offensichtlicher, dass er mal sehr groß werden würde. Er war aufgedreht, energiegeladen und zerstörerisch. Er sprang immerzu wild umher und rannte dabei das kleine Kind um. Also gaben sie ihn an einen Verwandten weiter.
Der Verwandte hatte ebenfalls Kinder, die aber schon etwas älter waren. Der Verwandte bemühte sich, das Richtige zu tun, indem er den Hund zu ‚disziplinieren‘ versuchte. Dann begann der Hund allmählich, Anzeichen für Aggressionen zu zeigen, benahm sich im Haus völlig hyperaktiv, zerstörerisch und unkontrollierbar. Das überraschte mich nicht, denn mir war bewusst, dass in ihm Erbgut steckte, das für einen stark ausgeprägten Bewegungsdrang und leichte Reizbarkeit sorgte. Sie versuchten, das Problem auf magische Weise zu lösen, indem sie den Hund kastrieren ließen. Was überraschenderweise keinen Unterschied machte.
Heute brachte er mir den Hund, damit ich ihn einschläfere. Das Tier hatte die Zähne gefletscht, als eines der Kinder sein Gesicht an das des Hundes gedrückt hatte. Deshalb – und weil sich die Umstände innerhalb der Familie doch stark verändert hätten – fühlten sich die Besitzer nicht länger in der Lage, den Hund zu behalten. Sie hatten versucht, den Hund bei verschiedenen Tierschutzorganisationen unterzubringen, doch die sind alle voll. Der Besitzer kannte niemanden, zu dem er den Hund bringen konnte. Er wollte den Hund auf keinen Fall wieder mit nach Hause nehmen, teils aus Sicherheitsgründen, teils, weil sie als Familie zu dem Schluss gekommen seien, dass dies die beste Lösung für alle Beteiligten sei. Also schläferte ich diesen gesunden, anhänglichen, dynamischen Hund ein, während er auf Leckerlis herumkaute und der dritte Besitzer im kurzen Leben dieses Hundes das Gesicht heulend in dessen Fell vergrub. Als ich anschließend mit dem Körper des armen Welpen allein war, musste auch ich anfangen zu weinen.
Ich weiß, dass es jetzt Leute gibt, die denken, dass es richtig von mir war, einen Hund einzuschläfern, der Anzeichen von Aggressionen zeigte, unter welchen Umständen auch immer. Da widerspreche ich.
Ich weiß auch, dass es Leute gibt, die es verwerflich finden, dass ich einen Hund eingeschläfert habe, den ich hätte aufnehmen können, um ihm ein neues Zuhause zu suchen. Da widerspreche ich.
Ich weiß, dass es viele, viele Leute gibt, die keine Ahnung davon haben, dass so etwas in diesem Land andauernd passiert, weil es unverantwortliche, unwissende und gierige Menschen gibt, die Hunde an dumme, ungeeignete Leute verkaufen, die sie dann an naive, gedankenlose ‚Retter‘ weitergeben, die sie dann – mit ihrer Weisheit am Ende – zu mir bringen, damit ich sie einschläfere. Immer wieder!
Das sind die Hunde, die dann Kinder in ihrem Zuhause beißen – aufgrund des Mangels an Fachwissen, realistischer Erwartungen und den fehlenden Bemühungen ihrer Besitzer, sie angemessen zu sozialisieren.
Das sind die Hunde, deren Besitzer zwar vierstellige Summen aufbringen können, um den neuesten und außergewöhnlichsten Designer-Hund mit einem dummen, erfundenen Namen zu kaufen, aber es sich dann nicht einmal leisten können, sie impfen, geschweige denn kleinere Krankheiten behandeln zu lassen.
Das sind die Hunde, die überall im ganzen Land die Tierheime überfüllen, wo sie mit Tausenden und Abertausenden anderen auf ein Zuhause ohne Kinder, ohne Artgenossen, mit vier Meter hohen Zäunen warten und einen Besitzer haben, der Erfahrung im Umgang mit Verhaltensproblemen hat, von zu Hause aus arbeitet, der Möbel aus Stahl besitzt und jederzeit einen gedeckten Scheck überreichen kann, wenn der Hund unerwartet erkrankt. Ein Zuhause, das in der realen Welt nicht existiert.
Das sind die Hunde, die ich einschläfern muss, weil ich weiß, dass es gnädiger ist, sie schmerzfrei gehen zu lassen, als sie dazu zu verdammen, für den Rest ihres Lebens Seite an Seite mit der nächsten Population schwieriger Hunde im Zwinger zu verrotten.
Bitte, bitte, ich flehe euch an! Holt euch Rat, bevor ihr euch einen Hund zulegt – von einem Tierarzt, einem qualifizierten Hundetrainer, dem jeweiligen Zuchtverband oder bei Tierschutzorganisationen. Die Informationen sind frei zugänglich, dafür gibt es keine Entschuldigung. Wende dich an einen guten Züchter, der eine Warteliste hat, oder an ein Tierheim, das wirklich vorher genau hinschaut, um ein passendes Haustier für dich zu finden. Erkundige dich, wie du deinen Welpen richtig erziehst, damit du ihn, falls sich deine Lebensumstände einmal verändern sollten, in ein neues Zuhause vermitteln kannst. Vergewissere dich, dass du immer etwas Geld für das Unerwartete zur Seite gelegt hast und dass deine Erwartungen an deinen Hund der Realität entsprechen.
Bitte! Ich kann das einfach nicht mehr.“
Das sind deutliche Worte! Kennst auch du ähnliche Fälle, in denen jemand mit seinem Hund völlig überfordert war? Glücklicherweise teilt nicht jeder Vierbeiner ein solch schweres Schicksal.
Und was denken Sie daran ?